"Das war gar nicht so einfach"

Von Stefan Rommel
Sebastian Rudy begann gegen Schottland als Rechtsverteidiger
© getty

Mit Sebastian Rudy als rechtem Verteidiger hat Bundestrainer Joachim Löw gegen Schottland überrascht. Der Hoffenheimer machte seine Sache in seinem dritten Länderspiel aber ordentlich und sprach danach über die ungewohnte Rolle, seine Vorarbeit zu Müllers Führungstreffer und die Perspektiven im Nationalteam.

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Frage: Herr Rudy, haben Sie vor diesem Spiel eigentlich jemals in Ihrer Karriere rechter Verteidiger gespielt?

Sebastian Rudy: Ja, aber das ist schon lange her und ich kann mich kaum noch daran erinnern. In der Jugend beim VfB Stuttgart musste ich ein paar Mal dort aushelfen und zuletzt habe ich vor zwei Jahren bei einem Freundschaftsspiel mit Hoffenheim rechter Verteidiger gespielt.

Frage: Nun mussten Sie sich vor 60.000 Zuschauern in einem Pflichtspiel der Nationalmannschaft bewähren. Was das besonders schwer für Sie?

Rudy: Auf gewisse Weise war das schwer. Ich habe versucht, mich gut auf diese Aufgabe vorzubereiten, habe mir viele Videos angeschaut. Die meisten davon von Spielen der Mannschaft, wie der rechte Verteidiger da agiert. Und mittels Sequenzen aus Trainingseinheiten. So konnte ich mich ganz gut vorbereiten. Letztlich wollte ich auf einer anderen Position meine Stärken in die Mannschaft einbringen. Ich denke, das hat ganz gut funktioniert.

Frage: Wann haben Sie erfahren, dass Sie auf dieser Position eingesetzt werden?

Rudy: Der Trainer hat mir die Entscheidung nach dem Abschlusstraining mitgeteilt. Deshalb hatte ich auch noch genügend Zeit, mich gezielt vorzubereiten.

Frage: Hat er Sie auch gefragt, ob Sie sich die Position überhaupt zutrauen?

Rudy: Das hat er tatsächlich. Und ich habe ihm geantwortet, dass ich mir das auf jeden Fall zutraue. Ich spiele überall da, wo mich der Trainer aufstellt. Oder wo er meint, dass er mich am ehesten gebrauchen könnte. Und dann werde ich auf dieser Position auch immer alles geben.

Frage: Hat es Sie deshalb auch doppelt geärgert, dass das Gegentor über Ihre Seite entstanden ist?

Rudy: Klar ärgert einen das. Ich muss mir die Szene noch einmal anschauen, im Moment habe ich nicht im Kopf, was ich hätte besser machen können.

Frage: Auf der anderen Seite ist Ihnen auch Ihr erster Assist gelungen. War dieser Angriffsansatz mit der Flanke bereits einstudiert oder eine Aktion aus dem Bauch heraus?

Rudy: Das kam eher aus dem Bauch heraus. Ich habe Thomas vorne in der Spitze gesehen und versucht, den Ball dorthin reinzuschlagen. Das hat ganz gut funktioniert. Kurz vorher ist mir noch eine über den Spann gerutscht. Da darf man nicht lange nachdenken, sondern muss das schnell abhaken und weitermachen.

Frage: Lukas Podolski meinte, es werde in Zukunft noch mehr dieser Spiele geben, die schleppend verlaufen und bis zum Ende eng sind. Hätten Sie aber gedacht, dass es so schwer werden würde gegen Schottland?

Rudy: Auf jeden Fall. Es war das erste Spiel der EM-Qualifikation. Wir wussten, dass Schottland sehr körperbetont spielt und dagegen hält. Sie haben ein sehr gutes Spiel absolviert, wir mussten einiges aufbieten. Trotzdem haben wir es heute sehr gut gemacht, nur hätten wir den Sack meiner Meinung nach früher zumachen müssen.

Frage: Wie geht das nun weiter mit Ihnen? Joachim Löw hatte vor dem Spiel ganz andere Kandidaten für den Posten des Rechtsverteidigers benannt, aber Sie haben gespielt.

Rudy: Das hat mich auch riesig gefreut. Erst die Nachnominierung, dass ich überhaupt bei der Nationalmannschaft dabei sein darf. Und dann habe ich auch noch von Beginn an gespielt. Jetzt konzentriere ich mich darauf, in der Bundesliga meine Leistung zu bringen und mich weiter anzubieten.

Frage: Sie gehen jetzt aber nicht zu Markus Gisdol und beharren auf einen Platz rechts in der Viererkette?

Rudy: Nein. Im Klub spiele ich weiter auf meiner Lieblingsposition im zentralen Mittelfeld.

Frage: Wie ist das für einen Mittelfeldspieler, wenn der plötzlich stets die Seitenlinie als natürliche Begrenzung neben sich hat und sich zum Beispiel nicht mehr so frei in alle Richtungen drehen kann?

Rudy: Das war gar nicht so einfach. Auf jeden Fall ist es etwas ganz anderes - meiner Meinung nach ist es schwerer. Man hat meistens einen Gegenspieler im Rücken, muss immer offen stehen und darauf aufpassen, dass der nicht reinkreuzt. Das war schon ungewohnt.

Frage: Die Chance, dauerhaft in der Startelf zu stehen, wäre als rechter Verteidiger relativ groß.

Rudy: Das wäre jetzt schon zu weit gedacht. Ich muss mich in der Bundesliga weiter beweisen, dann schauen wir weiter.

Deutschland - Schottland: Daten zum Spiel

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