Hitze, Impfungen und eine Hammer-Gruppe

Von Barbara Kuhn
Argentinien mit Stürmer Sergio Araujo (r.) ist Deutschlands zweiter Gruppengegner
© Imago

Was für ein Eröffnungsspiel: Der amtierende U-17-Weltmeister trifft auf den Europameister seiner Altersklasse. Gastgeber Nigeria spielt gegen Deutschland und eröffnet damit den Kampf um den Einzug ins Achtelfinale in der Hammer-Gruppe A.

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Mit dem Titelverteidiger, den starken Argentiniern und den unberechenbaren WM-Neulingen aus Honduras hat das deutsche Team eine schwere Gruppe erwischt. Die junge Mannschaft muss sich laut Trainer Marco Pezzaiuoli "auf die eigenen Stärken besinnen", um weiterzukommen.

Im Eröffnungsspiel (Sa., ab 19.45 Uhr im LIVE-TICKER) wollen sich die Deutschen nicht von der Zuschauerzahl beeindrucken lassen, obwohl keiner der Jungs bisher vor so vielen Zuschauern gespielt hat.

"Die Mannschaft sollte daraus Eigenmotivation und positive Energie ziehen. Denn was gibt es für einen Fußballer Schöneres, als vor so einer Kulisse zu spielen", so der Coach.

Ärztestab und eigene Köchin

Neben den Zuschauermassen ist es vor allem der Austragungsort, der den Jungs um Kapitän Reinhold Yabo zu schaffen macht. Die hohe Luftfeuchtigkeit, die Hitze und nicht gerade ideale Trainingsbedingungen erschweren eine optimale Vorbereitung. Zudem litten einige Spieler an den Nebenwirkungen der zahlreichen Impfungen.

Der DFB tut aber alles, um den Jungs den Aufenthalt in Afrika so angenehm wie möglich zu machen. Ein eigenes Ärzteteam und eine Köchin sind mit in Nigeria dabei.

Trainer Pezzaiuoli sieht sein Team trotz der ungewohnten Bedingungen gut vorbereitet, hat die Argentinier zweimal beobachtet und zusammen mit dem Trainerstab die beiden anderen Gegner genau analysiert. Nach dem Eröffnungsspiel wisse man dann, wo man steht, so der Trainer.

SPOX stellt die deutschen Gegner in der Gruppe A vor:

Nigeria: Als Gastgeber und Titelverteidiger wird es die deutsche Mannschaft gegen die athletischen Afrikaner sehr schwer haben. Nigeria ist wie WM-Favorit Brasilien dreimaliger U-17-Weltmeister und besticht durch eine außergewöhnlich erfolgreiche Nachwuchsarbeit.

Die kleinen Golden Eagles profitieren in Nigeria vom Heimvorteil und werden von ihrem Publikum leidenschaftlich unterstützt. Die Mannschaft von Trainer John Obuh selbst zeichnet sich durch technische Brillanz und spielerische Disziplin aus. Zudem verfügt das junge Team schon über ein hohes Maß an internationaler Erfahrung.

Vier Trainer in zwei Jahren

John Obuh ist nach dem Titelgewinn 2007 in Korea nach dem Tod von Yemi Tella und den kurzen Zwischenspielen von Alphonsus Dike und Henry Nwosu bereits der vierte Trainer innerhalb von zwei Jahren.

Star der nigerianischen Mannschaft ist Stürmer Lawal Hassan, der als legitimer Nachfolger von Hamburgs Macauley Chrisantus gehandelt wird. Auch Torhüter und Kapitän Emmanuel Achor ist als Dirigent der Hintermannschaft eine feste Größe. Aufpassen müssen die deutschen Jungs auch auf Mittelfeldregisseur Festus Ajah, vor allem ein Spezialist für ruhende Bälle.

Argentinien: Die Albiceleste hat mit der U-17-WM noch eine Rechnung offen - die Argentinier konnten dieses Turnier bisher noch nicht gewinnen. Für die Gauchos spricht ihre enorme Erfahrung, immerhin waren sie schon neun Mal bei einer U-17-WM dabei, kamen dabei dreimal ins Halbfinale und 2005 ins Finale. 2007 verloren sie im Viertelfinale gegen den späteren Sieger aus Nigeria.

Das Team von Coach Jose Luis Brown kam ungeschlagen durch die Qualifikation, erst im Endspiel setzte es eine Niederlage gegen Brasilien. Zudem stellen die Südamerikaner die beste Abwehr: Keeper Damian Martinez und Kapitän Esteban Espindola sind nur zwei der Garanten der ausgezeichneten Defensive.

Kompakt, schnell und effektiv

Die Spielanlage der kleinen Gauchos ist kompakt, schnell und effektiv. Auch Charakterstärke hat die Mannschaft bewiesen: Gegen Brasilien holten die Argentinier einen 0:2-Rückstand auf und verloren erst im Elfmeterschießen.

Ihr großer Star ist Angreifer Daniel Villalva: der schmächtige Stürmer ist mit seinen 17 Jahren bereits Stammspieler in Argentiniens erster Liga. Das deklarierte Ziel ist die Finalteilnahme, um bloß nicht schon wieder in der Vorschlussrunde auszuscheiden.

Honduras: Bei ihrer ersten WM-Teilnahme 2007 in Korea verloren die Catrachos alle Spiele und schieden sang- und klanglos in der Vorrunde aus. Aus diesem katastrophalen Abschneiden haben die Zentralamerikaner gelernt, eine effektivere Vorbereitung gespielt und vielversprechende Talente dazugewonnen. Die Fehler von damals sollen unbedingt vermieden werden.

Markenzeichen der Mannschaft waren in erster Linie aufregende, tempo- und torreiche Partien. Diesen Stil will Honduras auch bei der WM durchziehen, nämlich gnadenlosen Offensivfußball.

Kämpfen für die Menschen daheim

Torhüter Jesus Rivera und Abwehrchef Ever Alvarado sollen dafür sorgen, dass die Mannschaft trotz ihrer offensiven Ausrichtung nicht zu viele Tore zu kassiert. Fürs Toreschießen zuständig ist Stürmer Antony Lozano, der in der WM-Qualifikation viermal getroffen hat.

Das Team um Regisseur Nestor Martinez versteht sich auch als Botschafter seines Landes und will deshalb bis zum letzten Atemzug alles geben. Die Menschen in dem armen zentralamerikanischen Staat setzen ihre Hoffnungen in die junge Mannschaft, die sie auf gar keinen Fall enttäuschen wollen.

Der Spielplan der U-17-WM im Überblick