Ulle und Cacau: Gescholtene als Sieggaranten

SID
Spielt seit 2003 beim VfB Stuttgart: Stürmer Cacau
© spox

"Egoist" Cacau und "Fliegenfänger" Sven Ulreich schoben sich die "Schuld" gegenseitig zu. Am Stürmer habe es gelegen, meinte Ulreich, Cacau habe ja "zwei sehenswerte Tore gemacht". Der Torwart sei der Sieggarant beim 2:1 (1:0) gegen den Hamburger SV gewesen, entgegnete Cacau: "Sven war bärenstark, einfach klasse."

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Ausgerechnet die beiden Vielgescholtenen brachten den VfB Stuttgart ins DFB-Pokal-Viertelfinale - wer in Hollywood ein solches Drehbuch vorlegte, würde wohl mit dem Hinweis auf "zu kitschig" abgelehnt.

Die Szenen, die sich nach dem durchaus glücklichen Erfolg auf dem Rasen der Mercedes-Benz Arena abspielten, passten aber gut ins zuckersüße Skript. Cacau gratulierte jedem seiner Kollegen, als wolle er die Eigensinn-Debatte endgültig wegwischen. Ulreich wurde von den treuesten Fans als Held des Abends mit "Ulle, Ulle"-Sprechchören gefeiert. Als die kurze Party vorbei war, verließen die beiden als letzte Spieler den Platz - Arm in Arm.

Treffer nicht zu hoch hängen

Dass sich Cacau und Ulreich am Ende dieses wechselhaften Stuttgarter Jahres so herzten, lag an den zurückliegenden 90 Minuten, aber auch an einem gewissen Verständnis für das, was den jeweils anderen bewegte. "Ich freue mich für ihn, weil er eine schwierige Zeit durchgemacht hat", sagte Cacau über den Torhüter, der sich ähnlich über den Kapitän äußerte.

Cacau hat in der Bundesliga seit dem 4. November nicht mehr getroffen. Noch schlimmer als die Durstrecke wog jedoch die Kritik. Selbstsucht warf man ihm vor. Zu hoch hängen wollte er seine Pokaltreffer Nummer 16 und 17 eingedenk der Schmähungen nicht. "Fußball wird immer so sein. Bin ich erfolgreich, heißt es, ich bin nicht mehr egoistisch, arbeite für die Mannschaft. Wenn's schlecht läuft, ist es andersrum." Die Tore taten ihm gut, das schon. "Aber schönstes Weihnachtsgeschenk? Es gibt schönere. Etwa die Feiertage daheim mit der Familie."

Unterstützung von den Liebsten

Auch Ulreich dachte drei Tage vor Heiligabend an seine Lieben. Seine "tolle Familie und Freundin haben mich immer wieder unterstützt", sagte er über seine schwere Zeit. Zweimal bereits wurde er degradiert, über die gesamte Hinrunde musste er sich anhören, dass der bessere VfB-Torwart in Leverkusen spiele - Leihgabe Bernd Leno. Der ist jetzt verkauft, doch Ulreich steht nach Meinung einiger Insider am Neckar noch immer unter ganz besonderer Beobachtung.

"Ich freue mich, dass ich zeigen konnte, was in mir steckt", sagte er über seine herausragenden Paraden gegen die Hamburger Tesche, Guerrero und Petric. Er habe "nie gezweifelt", fügte er an, "weil ich weiß, was ich kann." Was er aber getan hat: Sich mit Sonderschichten bei den benachbarten Turnern des MTV eine "völlig andere Körperspannung" antrainiert.

"Er ist ein Kämpfer", lobte Cacau. Dessen Miene verfinsterte sich an diesem Abend nur einmal. "Wer hat dieses Los gezogen? Der verdient einen Rüffel", kommentierte er das Treffen mit Bayern München in der Runde der letzten Acht (7./8. Februar).

Fink: "Wir sind auf dem richtigen Weg"

Bis dahin geht der VfB auf Stürmersuche (erster Kandidat: Nick Proschwitz vom SC Paderborn), der HSV dagegen richtet sein Augenmerk wieder auf die Liga. Weil es dort zuletzt nicht so schlecht lief, gehe er "nicht mit einem totalen Scheißgefühl" in den Winterurlaub, meinte Kapitän Heiko Westermann.

Thorsten Fink bemühte sich nach seiner ersten Niederlage als HSV-Trainer ebenfalls, das Positive hervorzuheben. "Wir waren und sind auf dem richtigen Weg", sagte er.

Dass Hamburg erneut im Sturm die Durchschlagskraft fehlte und das eine Tor in William Kvist ein Stuttgarter erzielte (54.), focht die Hanseaten nicht an. "Eine Entwicklung ist doch klar zu erkennen", meinte Vorstandschef Carl-Edgar Jarchow, "und wir haben gute Stürmer, das werden sie in der Rückrunde zeigen." Man müsse halt einfach mal anerkennen, wenn der Gegner "einen guten Torhüter hat", meinten Jarchow wie Fink. Und einen guten Stürmer natürlich.

Stuttgart - Hamburg: Daten und Fakten

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