Schweinsteiger: "Grüß mir den Basti!"

Von Interview: Christian Bernhard
Tobias Schweinsteiger stürmt für Regensburg und führt die Torschützenliste der 3. Liga an
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SPOX: Am Mittwochabend hat sich Bastian gegen den SSC Neapel einen Schlüsselbeinbruch zugezogen. Haben Sie gleich erkannt, dass es etwas Schlimmeres ist - Bastian ist ja keiner, der lange am Boden liegen bleibt.

Schweinsteiger: Ja, das habe ich gleich an seiner Reaktion gesehen. Ich war im Stadion und es ist direkt vor unseren Plätzen passiert. Ich habe gleich gesehen, dass er sich schon im Fallen an die Schulter gefasst hat, das ist nicht normal.

SPOX: Haben Sie ihn begleitet?

Schweinsteiger: Ich bin mit ihm ins Krankenhause gefahren und bis zur Operation geblieben. Ich glaube, dass ich ihm da schon ein bisschen helfen konnte, weil ich dieselbe Geschichte auch schon hatte. Es war ganz gut, dass er mit jemandem "Normalen" über die Verletzung reden konnte, nicht nur mit Ärzten.

SPOX: Wie wird er damit umgehen, er war schließlich noch nie schwerer verletzt?

Schweinsteiger: Kurz danach in der Kabine war er richtig niedergeschlagen, auch weil die Schmerzen sehr stark waren. Aber er muss ja eigentlich nicht so lange pausieren. Spielen wird vier bis sechs Wochen nicht möglich sein, aber vielleicht kann er ja bald schon wieder locker laufen. Dann wird er schauen, fit zu werden, damit er spätestens im Januar wieder spielen kann.

SPOX: Wussten Sie, dass sich sogar Universitäts-Professoren mit dem Brüder-Phänomen im Leistungssport beschäftigen? "Der Erfolg des Bruders kann Ansporn, aber auch Frustration sein", sagt Professor Jürgen Beckmann, Sportpsychologe der TU München. Ansporn oder Frustration - was ist es bei Ihnen?

Schweinsteiger: Das kommt immer darauf an, in welchem Verhältnis man zu seinem Bruder steht. Wir haben ein super Verhältnis und daher ist es für mich in keiner Weise Frust. Ansporn war es vielleicht in früheren Jahren, auch auf das Level von Bastian zu kommen, aber das hat sich schon seit Jahren gelegt. Ich habe den Ansporn an mich, in jedem Spiel die beste Leistung abzurufen und immer zu gewinnen - das sollte dann auch reichen. Wenn man sich zu viele Ziele setzt, die man teilweise nicht erreichen kann oder das Wesentliche dadurch aus den Augen verliert, ist das auch nicht gut.

SPOX: Die 3. Liga ist eine sehr enge Geschichte. Zwischen Regensburg auf Platz zwei und Rang 12 liegen nur vier Punkte.

Schweinsteiger: Allerdings, und das ist schon seit dem 2. Spieltag so. Wichtig ist für uns aber der Abstand auf die Abstiegsplätze und da schaut es momentan sehr gut aus. 12 Punkte Vorsprung auf Rang 18 - das steht für uns im Vordergrund. Die enge Tabelle zeigt, dass jedes Spiel in dieser Liga schwer ist und dass man keine Partie einfach im Vorbeigehen gewinnt.

SPOX: Sind die Ansprüche an die Mannschaft nach dem tollen Saisonstart gestiegen?

Schweinsteiger: Nein, denn jeder sieht, was für Mittel wir hier haben: Vor drei Monaten sind wir noch mit elf, zwölf Spielern dagestanden. Das, was sich verändert hat, ist die Wahrnehmung: Wir bekommen sehr viel positive Resonanz auf unsere Spielweise und das wirkt sich auch auf die Zuschauerzahlen aus. Im gleichen Zeitraum des letzten Jahres haben wir einfach schlechten Fußball gespielt. Den spielen wir jetzt nicht mehr. Und das Interesse am Jahn ist wieder da.

SPOX: Dieser Zusammenhalt wird auch mit einer kleinen Priese Selbstironie gewürzt: Nach den Spielen singen das Team und die Fans zusammen "Wir haben kein Strom, wir haben kein Geld, wir haben das geilste Team der Welt." Wie kam es dazu?

Schweinsteiger: Vor zweieinhalb Jahren wurde dem Jahn mal der Strom aufgrund nicht geleisteter Vorauszahlungen abgedreht - das war der "Startschuss". (lacht) Hier in Regensburg laufen die Uhren eben immer noch ein wenig anders, als bei anderen Profivereinen.Das ist einfach der Jahn. Seitdem ich hier bin und es miterlebe, wird es aber von Monat zu Monat besser. Neue Strukturen werden geschaffen, ein Rädchen greift ins andere - aber es zwickt und zwackt hie und da noch.

Die Mannschaft nimmt das aber mit Humor. Wir stecken solche Dinge durch den Zusammenhalt besser weg, als vielleicht andere Vereine.

SPOX: Ihr Vertrag läuft am Saisonende aus. Haben Sie schon Pläne?

Schweinsteiger: Klar überlegt man ab einem gewissen Alter, wie es weitergeht. Aber wenn hier alles so positiv weiterläuft, dann liegt es auf der Hand, dass ich länger bleibe, wenn man sich einigermaßen einigt. Regensburg durchläuft momentan seine sehr interessante Phase. Es wurden viele Altlasten abgebaut und das neue Stadion ist in der Planung - der Verein macht seit Monaten keine Negativ-Schlagzeilen mehr. Alles läuft in eine positive Richtung. Natürlich ist es interessant, daran teilzunehmen.

Tobias Schweinsteiger im Steckbrief

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