Doch Trainer Vicente del Bosque wird Rakitic diesen Gefallen kaum tun. Denn für Spanien geht es im Gruppenfinale am Dienstag (21 Uhr im LIVETICKER) gegen Kroatien darum, ein Achtelfinale gegen Italien zu vermeiden. Ein Iniesta in Topform, das machten die ersten beiden Partien nur allzu deutlich, ist für La Roja auf dem Weg zum Titel-Hattrick unersetzbar.
"Iniesta ist die pure Magie des Fußballs", sagte Rakitic über seinen Vereinskollegen vom FC Barcelona. Während Cristiano Ronaldo und Zlatan Ibrahimovic bei der EM bislang bitter enttäuschten, überragte der schmächtige Mittelfeldspieler mit den dünnen Beinen bei seinen Auftritten alle. Mit seinen Pässen sezierte Iniesta immer wieder die gegnerischen Abwehrreihen, fast zwangsläufig wurde er zweimal zum Man of the Match gekürt.
"Er ist fundamental für uns. Seine Möglichkeiten, den Gegner zu destabilisieren, sind unglaublich", sagte Sergio Busquets: "Die Jahre ziehen ins Land, und er wird einfach immer besser."
Iniesta Motor und Taktgeber zugleich
Wohl wahr: Andres Iniesta, die 1,71 m kleine Passmaschine, ist ein Phänomen. Noch beim WM-Desaster vor zwei Jahren in Brasilien galt Spaniens Spielmacher als Symbol für das Ende einer goldenen Ära. Nun ist er der große Hoffnungsträger, Motor und Taktgeber des spanischen Spiels.
"Ich versuche immer, Verantwortung zu übernehmen. Das ist meine Art, Fußball zu spielen", sagte der 32-Jährige. Fußball sei "ein Mannschaftssport, da sollte man sich der Verantwortung nicht entziehen".
"Der lebt in einer anderen Welt"
Typen wie er sind rar geworden im Fußball-Geschäft. Auf dem Platz ist er ein Großer, abseits des Feldes macht er sich ganz klein. Iniesta produziert keine Schlagzeilen für den Boulevard, Eskapaden überlässt der zweifache Familienvater anderen.
"Der lebt in einer anderen Welt", sagte Hakan Calhanoglu nach dem 0:3 seiner Türken gegen Iniesta und Co.. Er sei "sehr begeistert, wie er sich menschlich und fußballerisch präsentiert. Er hat einfach alles, was man als Fußballer haben kann".
Im Alter von zwölf Jahren kam Iniesta, nach dem in seinem Heimatdorf Fuentealbilla inzwischen eine Straße benannt ist, auf die legendäre Jugendakademie La Masia des FC Barcelona. Nur sechs Jahre später debütierte er 2002 unter Trainer Louis van Gaal in der ersten Mannschaft der Katalanen. Mittlerweile hat Iniesta, der das Schwierige stets einfach aussehen lässt, viermal die Champions League gewonnen, er wurde achtmal spanischer Meister und holte viermal den nationalen Pokal.
In der Nationalmannschaft gehört Iniesta, inzwischen ergraut, seit vielen Jahren zu den Arrivierten. Seit 2008 haben die Iberer die Vorherrschaft über den europäischen Fußball übernommen. Zusammen mit Sergio Ramos, Iker Casillas, Cesc Fàbregas und David Silva kann er sich mit dem dritten EM-Titel in Serie endgültig unsterblich machen. Schonen wird er sich dabei ganz sicher nicht.
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