Trotz eines Blitzstarts hat der 22. Algarve-Cup für die deutschen Fußballerinnen mit einer Enttäuschung begonnen. Die Auswahl von Bundestrainerin Silvia Neid unterlag im ersten Vorrundenspiel der "Mini-WM" knapp drei Monate vor der Endrunde in Kanada im Prestigeduell mit Schweden nach einer schnellen 2:0-Führung mit 2:4 (2:1) und hat auf dem Weg zur WM-Form noch einige Arbeit vor sich.
Dabei brachten Dzsenifer Marozsan (2.) und Simone Laudehr (3.) das deutsche Team mit den ersten beiden Angriffen per Doppelschlag in Führung. Caroline Seger (30./71.) und Sofia Jakobsson (54./84.) trafen für den WM-Dritten, der ohne seine verletzte Starstürmerin Lotta Schelin auskommen musste. Vor dem 2:2 leistete sich die deutsche Torhüterin Nadine Angerer einen schweren Fehler.
"Wir haben sehr gut angefangen, gerade im Spiel nach vorne. Danach haben wir uns das Spiel selbst schwer gemacht, zu viele Rückpässe gespielt und Schweden eingeladen, wieder ins Spiel zu kommen", sagte Neid: "So verlierst du die Dominanz im Spiel."
China und Brasilien vor der Brust
Die Mission Titelverteidigung an Portugals Südküste geht für die DFB-Auswahl am Freitag (14.00) mit der Partie gegen China weiter, am Montag (18.30) wartet zum Abschluss der Gruppe A WM-Mitfavorit Brasilien. Zwei Tage später findet das Platzierungsspiel statt.
Die 22. Auflage des Turniers ist mit insgesamt neun WM-Teilnehmern in diesem Jahr besonders stark besetzt. Dadurch wird anders als in der Vergangenheit in drei etwa gleich starken Gruppen gespielt, die beiden besten Gruppensieger duellieren sich am 11. März um den Titel.
Bei besten äußeren Bedingungen mit Temperaturen knapp über 20 Grad in Vila Real de Santo Antonio kamen die Deutschen hellwach aus der Kabine. Schwedens Abwehr um die Wolfsburgerin Nilla Fischer experimentierte in der Anfangsphase offenbar mit einer Dreierkette und war bei Marozsans und Laudehrs platzierten Schüssen noch nicht auf der Höhe.
Deutschland vergibt Großchancen
Als sich Schwedens Defensive stabilisierte, blieb der zweimalige Welt- und achtmalige Europameister vor 769 Zuschauern spielbestimmend, musste aber nach einem verlorenen Zweikampf von Innenverteidigerin Annike Krahn den Anschlusstreffer durch einen abgefälschten Schuss von Seger hinnehmen. Alexandra Popp (33.) und Laudehr (42./45.+1) vergaben gute Gelegenheiten, schon vor der Pause für klare Verhältnisse zu sorgen. Jubilarin Celia Sasic blieb in ihrem 100. Länderspiel unauffällig.
Im zweiten Durchgang ging der Ausgleich auf Angerers Kappe. Die Spielführerin, die seit dem Saisonende beim australischen Klub Brisbane Roar im Dezember kein Pflichtspiel mehr absolviert hatte, scheiterte beim Versuch, einen Ball außerhalb des Strafraums abzulaufen. Jakobsson war schneller, spielte die Weltfußballerin von 2013 aus und schob den Ball ins leere Tor. Schweden bekam zusehends Oberwasser, Regisseurin Seger bestrafte nach einem Freistoß eine erneute Unaufmerksamkeit der deutschen Defensive.Viel Zeit bleibt dem deutschen Team, dem derzeit neben Weltfußballerin Nadine Keßler sechs weitere verletzte Spielerinnen fehlen, nach dem Algarve-Cup durch den frühen Beginn der Endrunde in Nordamerika (6. Juni bis 5. Juli) nicht mehr für die WM-Vorbereitung. Im April und Mai stehen noch zwei Lehrgänge und zwei Testspiele an. Das letzte Heimspiel findet am 8. April in Fürth gegen Brasilien statt.