In der mit 26.067 Zuschauern ausverkauften Wolfsburger WM-Arena erzielte Karina Maruyama in der 108. Minute das goldene Tor für Japan.
Das deutsche Team rannte zwar bis zuletzt an, fand allerdings keine Lücke mehr und muss den Traum vom Heim-Titel und dem dritten Weltmeister-Titel in Folge vorzeitig begraben. Zudem musste Kim Kulig nach acht Minuten mit Verdacht auf Kreuzbandriss ausgewechselt werden.
Im Halbfinale trifft Japan am Samstag (20.45 Uhr) auf den Sieger der Partie Schweden gegen Australien.
Deutschland hingegen droht das Olympia-Aus. Sollte Schweden ins Halbfinale einziehen, sind die Skandinavierinnen neben Frankreich und Gastgeber England in London 2012 dabei. Im Falle einer Niederlage gegen Australien kommt es zu einer Ausscheidungsrunde zwischen Schweden und Deutschland.
So diskutierten die SPOX-User während des Spiels
Reaktionen:
Silvia Neid (Trainerin Deutschland): "In so einem Spiel geht es um Nuancen. Und wenn ich von Nuancen spreche, geht es eben auch darum, dass wir nicht in der Lage waren, ein Tor zu machen. Obwohl wir sehr viele Standards hatten, ich glaube mindestens 15. Die kamen eben zu ungenau oder wir sind nicht richtig in den Ball gekommen. Und dann musst du bei den Japanerinnen immer mit einem guten Konter rechnen und kannst ganz schnell dieses Spiel verlieren. Das ist natürlich sehr, sehr schade und sehr traurig."
Nadine Angerer (Deutschland): "Für mich ist das alles noch total surreal. Ich habe das Gefühl, ich müsste ins Hotel, weil es morgen weiter geht. Ich kann es irgendwie noch nicht richtig fassen."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Im deutschen Mittelfeld darf Behringer statt Bajramaj ran, ansonsten beginnt die erwartete Elf. Heißt auch: Prinz wieder auf der Bank.
4.: Ecke für Deutschland. Behringer mit viel Zug von links auf den zweien Pfosten. Kulig steigt am höchsten, ihr Kopfball streicht einen halben Meter über den Querbalken.
8.: Kulig hat sich bei ihre Chance am Knie verletzt und muss mit Verdacht auf Kreuzbandriss runter. Schmidt kommt dafür rein, Bresonik rückt von rechts hinten ins defensive Mittelfeld.
30.: Bartusiak grätscht am eigenen Sechzehnerrand über den Ball, Nagasato schnappt sich die Kugel. Mit rechts verzieht die Japanerin aber aus gut 12 Metern - links vorbei.
31.: Garefrekes steckt den Ball rechts schön durch auf da Mbabi. Die legt sich das Ding aber zu weit vor und scheitert aus spitzem Winkel an Kaihori im Tor der Japanerinnen.
56.: Behringer von der rechten Auslinie mit dem Freistoß an den langen Pfosten. Laudehr verschafft sich Platz und köpft. Torfrau Kaihori ist geschlagen, aber Kinga klärt auf der Linie.
77.: Garefrekes sprintet von rechts in den Strafraum, hat an der Grundlinie jede Menge Zeit. Der Pass in den Rücken auf Behringer ist dann etwas zu fest, der Schuss geht in die Wolken.
101.: Ganz schwacher Pass in Japans Hintermannschaft, Grings lauert und erläuft das Ding. Aus 10 Metern ballert sie den Ball aber unbedrängt rechts vorbei. Das hätte es sein können oder sogar müssen.
108., 0:1, Maruyama: Die eingewechselte Maruyama wird von Sawa rechts in den Strafraum geschickt. Aus ganz spitzem Winkel drückt sie den Ball im Fallen an Angerer vorbei links unten in die lange Ecke. Der Schuss war haltbar!
Fazit: Deutschland fand keine Lücke gegen Japans geschickt verteidigende Defensive und wurde in der Verlängerung bestraft. Kein völlig unverdienter Sieg für taktisch hervoragend eingestellte und laufstarke Japanerinnen.
Der Star des Spiels: Homare Sawa. Die 32-Jährige bildete mit Nebenfrau Sakaguchi eine ganz starke Doppelsechs. Sawa überragte mit Übersicht und feinem Stellungsspiel. Japans Spielführerin leistete sich kaum einen Fehlpass und war der Grund, warum Laudehr nicht wie gewohnt zur Entfaltung kam. Und: Ihr ganz feiner Pass führte zum Siegtreffer.
Der Flop des Spiels: Inka Grings. Gegen Frankreich war die Angreiferin die Spielerin des Spiels, gegen Japan lief bei ihr gar nichts zusammen. Grings war zwar viel unterwegs und enorm engagiert, fast immer allerdings einen Schritt zu spät. Leistete sich zudem viele technische Fehler in der Ballverarbeitung.
Die Schiedsrichterin: Quetzalli Alvarado. Bislang hatten die Schiedsrichterinnen eine Menge Kritik einstecken müssen, die Mexikanerin allerdings zeigte eine richtig gute Leistung. Bewertete mit Ausnahme eines Fouls an Bresonik nahezu jede Aktion richtig, kommunizierte viel mit den Spielerinnen und war stets auf der Höhe des Geschehens.
Analyse: Das deutsche Team kam gut ins Spiel. Der Ball lief flüssig, die Zielstrebigkeit war von Beginn an erkennbar. Wie so häufig in diesem Turnier, tat sich die Neid-Elf allerdings schwer, in gefährliche Abschlusspositionen zu kommen. Zu oft fehlte beim letzten Pass die nötige Präzision.
Zudem hielt Japan die DFB-Auswahl weit weg vom eigenen Tor. Die Asiatinnen machten geschickt die Räume eng, verschoben gut und gaben der deutschen Mannschaft wenig Zeit in Ballbesitz. Es dauerte jedoch rund eine halbe Stunde, ehe sich die japanische Elf selbst am Spiel beteiligte. Allerdings fehlte der Sasaki-Elf in der Offensive die Durchschlagskraft.
Nach der Pause tat sich das deutsche Team schwer, ins Spiel zu kommen. Weil sich vor allem das Mittelfeld schlecht bewegte, fehlten die Anspielstation, so dass man es häufig mit dem Kopf durch die Wand probierte und dadurch viele Bälle verlor. Mit zunehmender Spieldauer stiegen Nervosität und Unsicherheit im DFB-Team, während Japan immer mutiger wurde.
Weil allerdings keine der beiden Mannschaften volles Risiko gehen wollte, ging es in die Verlängerung. Auch dort agierten beides Teams nicht mit offenem Visier, lieferten sich aber dennoch einen Schlagabtausch. Spielerische Elemente waren kaum noch zu sehen, stattdessen ging es mit Leidenschaft zur Sache. Am Ende gelang Japan durch eine klasse Aktion der Sieg. Die deutsche Schlussoffensive kam - aber ohne Erfolg.
Deutschland gegen Japan: Daten zum Spiel