Ajax: Aufsichtsrat vor dem Rücktritt

SID
Der Machtkampf bei Ajax Amsterdam geht weiter, vielleicht bald mit einem neuen Aufsichtsrat
© Getty

Der Machtkampf beim niederländischen Vorzeigeklub Ajax Amsterdam setzt sich fort. Im Mittelpunkt steht nach wie vor "König Johan" Cruyff.

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Bei Ajax Amsterdam geht der Führungsstreit in die nächste Runde: Der Mitgliederrat des niederländischen Rekordmeisters hat auf seiner Sondersitzung am Montag Abend die Weichen für eine Krisenlösung beim erfolgreichsten niederländischen Fußballklub gestellt.

Mit einer deutlichen Mehrheit sprach das Gremium dem gesamten Aufsichtsrat, einschließlich Klub-Ikone Johan Cruyff, das Misstrauen aus und forderte ihn geschlossen zum Rücktritt auf.

Ohne Wissen von Cruyff hatten der Aufsichtsratvorsitzende Steven ten Have, Edgar Davids, Marjan Olfers und Paul Römer drei Direktoren, unter ihnen Ex-Bayern-Trainer Louis van Gaal, eingestellt und den Machtkampf im Klub ausgelöst. Nach Cruyffs Ansicht verletzt die Vorgehensweise den rechtlich verbindlichen Geschäftsplan.

Cruyff und zehn bekannte Nachwuchstrainer wie Wim Jonk und Dennis Bergkamp haben inzwischen Klage gegen die Entscheidung der vier anderen Aufsichtsratsmitglieder eingereicht.

Fanklubs unterstützen Cruyff

In seiner Kolumne im "Telegraaf" philosophierte Cruyff noch vor der Entscheidung des Mitgliederrates über seine Ajax-Zukunft und gab van Gaal noch einen guten Rat: "Meine Generation muss einen Schritt zurück tun und für eine neue und ehrgeizige Gruppe Fußballer, die Ajax wieder an die europäische Spitze bringen will, zur Verfügung stehen. Personen wie Louis und ich sollten nicht mehr Macht ausüben wollen", schrieb der 64 Jahre alte Vize-Weltmeister von 1974.

Vor dem Tagungsort AmsterdamArena hatten sich ungefähr 600 Ajax-Fanklubmitglieder versammelt. Sie machten mit "Johan"-Sprechchören und Bengalischen Feuern auf sich aufmerksam. Ein Fan-Sprecher übergab dem Mitgliederrat eine Petition, mit der dieser aufgefordert wurde, für Cruyff zu stimmen und dessen Fußballvision zu folgen.

Falls die Fünf der Rücktrittsaufforderung nicht freiwillig nachkommen, werden sie von einer außerordentlichen Aktionärsversammlung abgesetzt. Erst im Juli 2011 war der Aufsichtsrat installiert worden.

Um sein Reformkonzept durchzusetzen hatte Cruyff erstmals seit Jahren eine verantwortungsvolle Funktion bei Ajax übernommen. Auf einer Pressekonferenz sagte Mitgliederratsvorsitzende Rob Been junior, dass die fünf betroffenen Aufsichtsräte bei der Neubesetzung des Gremiums nicht mehr berücksichtigt würden.

Cruyffs Nachwuchskonzept bleibt

Vom 24-köpfigen Mitgliederrat nahmen 22 an der Sitzung teil. Johan Cruyff, der im Gegensatz zu den vier anderen Aufsichtsräten als Ehrenmitglied von Ajax auch an der Sitzung hätte teilnehmen können, war in seiner Wahlheimat Barcelona geblieben, um dort die katalanische Auswahl zu betreuen.

"König Johan" hatte bereits im Vorfeld ein Misstrauensvotum für den gesamten Aufsichtsrat nicht ausgeschlossen. Nach Meinung des Mitgliederrates und Cruyff-Freundes Keje Molenaar wird durch diese Entscheidung das von der einst legendären Nummer 14 entwickelte Konzept zur Nachwuchsarbeit weiter umgesetzt und eine seiner Forderungen erfüllt.

Been junior informierte den Noch-Aufsichtsratvorsitzenden Steven ten Have und ausgesprochenen Cruyff-Gegner über die Entscheidung. "Ten Have war etwas enttäuscht und will noch eine Nacht darüber schlafen", sagte Been junior. Er schloss nicht aus, dass Johan Cruyff Ajax weiter als Berater zur Verfügung steht. "Das ist in die Zukunft schauen. Es war ein sehr schwerer Abend", meinte Been junior nach der mehr als fünf Stunden dauernden Sitzung.

Der Mitgliederrat berief aus seinen Reihen Been junior, Ex-Minister Roger van Boxtel und Rechtsanwalt Ernst Ligthart zum neuen, kommissarischen Vereinsvorstand. Der alte, ebenfalls kommissarische Vorstand war als Folge der Krise am vergangenen Montag zurückgetreten.

Das neue Trio vertritt am 12. Dezember die Interessen des Fußballklubs Ajax bei der jährlichen Aktionärsversammlung. Der Fußballklub besitzt 73 Prozent der Ajax-Aktien.

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