Rauball forderte Blatters Rücktritt

SID
Reinhard Rauball will sich keine falsche Zurückhaltung vorwerfen lassen
© getty

Ligaverbands-Präsident Reinhard Rauball hat den scharf kritisierten Boss des Weltverbandes FIFA, Joseph S. Blatter, offen zum Rücktritt aufgefordert. "Im Gegensatz zu anderen, die das nur medial machen, habe ich Herrn Blatter vor einiger Zeit sogar selbst angerufen", sagte Rauball im "Kicker"-Interview: "Da habe ich mir keine falsche Zurückhaltung vorzuwerfen."

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Große Hoffnung auf den nötigen Umbruch im Zuge der FIFA-Krise wegen der WM-Vergaben an Russland 2018 und Katar 2022 hat der Liga-Boss jedoch nicht. "Das ist eine Herkulesaufgabe, weil es eine Vielzahl unterschiedlicher Interessen gibt", sagte Rauball: "Die FIFA hat 209 Mitglieder, die alle nur jeweils eine Stimme haben. Selbst die Vergabe einer WM ist in Zukunft in die Hände der Nationalverbände gelegt."

Selbst innerhalb des europäischen Dachverbandes UEFA, der Blatter die Unterstützung längst versagt hatte, werde es keine "einheitliche Meinung" geben, sagte Rauball: "Gerade die kleinen Fußballnationen haben andere Interessen als die großen, das hängt auch sehr viel mit wirtschaftlichen Überlegungen zusammen."

Niersbach als Nachfolger?

Deshalb bringt Rauball DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, derzeit Mitglied im UEFA-Exekutivkomitee, als Kandidaten für das höchste Gremium innerhalb der FIFA ins Gespräch. Der Chef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), "der ebenfalls eine kritische Position in vielen Punkten einnimmt" sei "am ehesten dazu geeignet, Lösungen und Mehrheiten innerhalb des FIFA-Exekutivkomitees auf den Weg zu bringen", sagte Rauball: "Die Ligavertreter im DFB-Präsidium werden einstimmig Wolfgang Niersbach für eine Kandidatur vorschlagen. Und ich bin sicher, dass es keine andere Meinung im DFB-Präsidium geben wird."

Die FIFA steht seit der ersten Auswertung der Korruptionsuntersuchung der doppelten WM-Vergabe schwer unter Beschuss, ein endgültiges Ergebnis ist nicht in Sicht. Der Bericht des deutschen Richters Hans-Joachim Eckert (München), Vorsitzender der rechtsprechenden Kammer der FIFA-Ethikkommission, in dem beide WM-Ausrichter quasi freigesprochen wurden, scheint wertlos. Die Ermittlungen des früheren US-Bundesanwalts Michael Garcia werden derzeit erneut geprüft. Die deutschen Fußball-Bosse gingen geschlossen auf die Barrikaden.

"Brauchen eine Perspektive"

"Die meisten Menschen heben nur resignierend die Arme hoch und sagen: 'Das ist alles ganz schlimm.' Aber das reicht nicht, wir brauchen eine Perspektive", sagte Rauball, der selbst bereits einen Austritt der UEFA aus der FIFA ins Gespräch gebracht hatte. Das sei eine "von mehreren Optionen", meinte der Liga-Boss.

"Für den Fall, dass keine Bereitschaft besteht, sowohl den Garcia-Report als auch die Entscheidung der Ethikkommission zu veröffentlichen. Es ist einfach unumgänglich, die Unterschiede zwischen Anklageschrift und Entscheidung der Ethikkommission deutlich zu machen. Sonst bleibt der Eindruck, dass Personen geschützt werden sollen. Das wäre untragbar."

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