FIFA-Funktionäre festgenommen

SID
Unter Verdacht: Schweizer Behörden haben FIFA-Funktionäre festgenommen
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Der Kongress des Fußball-Weltverbandes FIFA am Donnerstag und Freitag beginnt schwer belastet. Am Mittwoch wurden sieben FIFA-Funktionäre festgenommen. Die Präsidenten-Wahl findet trotzdem statt.

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Die FIFA versinkt komplett im Chaos - und geht einfach zur Tagesordnung über: Einen Tag vor dem Kongress des Fußball-Weltverbands in Zürich sind sieben hochrangige Funktionäre von der Kantonspolizei festgenommen worden.

Davon unabhängig ist die Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 (Russland) und 2022 (Katar) ins Visier der Schweizer Bundesanwaltschaft geraten. Die Behörde forderte im FIFA-Hauptquartier wegen des Verdachts auf Geldwäscherei und Schmiergeldzahlungen die Aushändigung mehrerer Dokumente. Die Wahl des Präsidenten am Freitag soll trotzdem wie geplant stattfinden, Amtsinhaber Joseph S. Blatter sei angeblich sogar "recht entspannt".

Der 79-Jährige "tanzt jetzt nicht in seinem Büro", sagte FIFA-Mediendirektor Walter De Gregorio auf einer Pressekonferenz: "Aber er ist ruhig und sieht, was passiert. Er ist kein glücklicher Mann im Moment - aber er weiß, dass das, was passiert, die Konsequenz von dem ist, was die FIFA angestrengt hat."

Unter den Festgenommenen, denen Geldwäsche, die Annahmen von Bestechungsgeldern sowie Korruption bei WM-Vergaben und TV-Rechten vorgeworfen wird, sind auch die FIFA-Vizepräsidenten Jeffrey Webb (Kaimaninseln) und Eugenio Figueredo (Uruguay). Zudem wurden Eduardo Li, Julio Rocha, Costas Takkas, Rafael Esquivel und José Maria Marin abgeführt.

"Dem Fußball großen Schaden zugefügt"

"Sie haben dem Fußball großen Schaden zugefügt, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen und sich selbst zu bereichern", sagte US-Justizministerin Loretta Lynch, auf deren Amtshilfegesuch die Schweizer Polizei gehandelt hatte und die zudem Schmiergeldzahlungen bei der WM-Vergabe an Südafrika (2010) andeutete: "Wir werden diesen Praktiken und der Korruption ein Ende setzen und die Schuldigen zur Rechenschaft ziehen."

Insgesamt sind 14 Personen in dem US-Verfahren angeklagt, darunter der für Korruption bekannte Jack Warner aus Trinidad und Tobago ("Ich bin unschuldig."). Das Hauptquartier des Kontinentalverbands Nord- und Zentralamerika sowie der Karibik (CONCACAF) in Miami wurde durchsucht. Es geht um Summen jenseits der 100-Millionen-Dollar-Marke aus den vergangenen 20 Jahren. Sechs der sieben Verhafteten lehnten direkt am Mittwochabend die sofortige Auslieferung an die USA ab - nun gilt eine Frist von 40 Tagen, in der die Vereinigten Staaten formelle Auslieferungsersuche stellen können. Es ist ein Spiel auf Zeit.

"Es ist schockierend und schädlich für den gesamten Fußball, was sich in Zürich abspielt", Wolfgang Niersbach, Präsident des DFB, dem SID: "Es wäre erschütternd, wenn sich die im Raum stehenden, schweren Vorwürfe gegen Mitglieder der FIFA als richtig herausstellen." Ligapräsident Reinhard Rauball forderte sogar den Blatter-Rücktritt. "Sepp Blatter - obgleich offensichtlich persönlich nicht betroffen - sollte dem Fußball einen großen Dienst erweisen. So kann es nicht weitergehen", sagte er.

Blatter und Valcke gehören nicht dazu

De Gregorio stellte klar: "Der Präsident und der Generalsekretär Jerome Valcke gehören nicht zu den Beschuldigten und sind nicht involviert." Dennoch blieb vieles unklar. Die von den Festnahmen unabhängige Untersuchung der Schweizer Bundesanwaltschaft hatte die FIFA mit einer Strafanzeige am 18. November 2014 selbst in Gang gesetzt. "Das ist gut für die FIFA", sagte De Gregorio.

Das Strafverfahren gegen Unbekannt läuft bereits seit dem 10. März 2015 wegen des Verdachts auf "Unregelmäßigkeiten bei den WM-Vergaben für 2018 sowie 2022". Entsprechende "unrechtmäßige Bereicherungen, so der Verdacht, sollen zumindest teilweise in der Schweiz stattgefunden haben", teilten die Behörde mit. "Die FIFA ist in diesem Verfahren die Geschädigte und wir kooperieren vollständig mit den Behörden", sagte De Gregorio. Die FIFA habe die Dokumente freiwillig ausgehändigt. Auch der "Garcia-Report" liege bei den Ermittlern. Die Bundesanwaltschaft wollte zudem die anwesenden Mitglieder des Exekutivkomitees befragen, die 2010 an der Vergabe beteiligt waren. Insgesamt sitzen noch zwölf damalige Entscheider im Exko.

Funktionäre in Auslieferungshaft

Die sieben festgenommenen Funktionäre wurden hingegen "in Auslieferungshaft genommen", teilte das Bundesamtes für Justiz mit: "Die mutmaßlichen Bestecher (...) sollen in Zahlungen an hochrangige Fußballfunktionäre in Höhe von über 100 Millionen Dollar verwickelt gewesen sein."

Als Gegenleistung sollen diese bei der Austragung von Fußballturnieren in den USA und Lateinamerika die Medien-, Vermarktungs- und Sponsoringrechte erhalten haben. Nun geht es darum, ob die Verhafteten tatsächlich schnell ausgeliefert werden, zwischen beiden Staaten besteht ein entsprechendes Abkommen.

Schmiergeld auch 2010

Bei der Vergabe der WM 2010 an Südafrika ist es laut der Lynch zu Schmiergeldzahlungen gekommen. "Selbst bei diesem historischen Ereignis haben FIFA-Offizielle und Andere den Bewerbungsprozess korrumpiert, indem sie Bestechungsgelder benutzt haben, um Einfluss auf die Entscheidung zu nehmen", sagte Lynch am Mittwoch in New York.

Die Endrunde in Südafrika wurde am 15. Mai 2004 vergeben, es waren nur Bewerbungen aus Afrika zugelassen. "Das sind bloß Anschuldigungen", sagte Dominic Chimhavi, Sprecher des südafrikanischen Verbandes, des Nachrichtenagentur AFP: "Hier wird gegen niemanden ermittelt."

Wegen der US-Ermittlungen gegen insgesamt 14 Personen waren am Mittwoch in Zürich sieben hochrangige FIFA-Funktionäre von der Kantonspolizei festgenommen und abgeführt worden. Darunter auch die beiden FIFA-Vizepräsidenten Jeffrey Webb (Kaimaninseln) und Eugenio Figueredo (Uruguay).

Die Polizeiaktion war Hollywood-reif: Die in Zivil gekleideten Beamten waren offenbar unangemeldet im Fünf-Sterne-Hotel "Baur au Lac" erschienen und ließen sich an der Hotel-Rezeption die Schlüssel für die Zimmer aushändigen. Die Verdächtigen wurden dann direkt aus ihren Zimmern geholt.

"Ein trauriger Tag für den Fußball"

Auch wenn Blatter nicht zu den Beschuldigten gehört, ist die Polizeiaktion dennoch ein schwerer Schlag für den Schweizer. Am Freitag will sich der 79-Jährige in seine fünfte Amtszeit bestätigen lassen. Einziger Gegenkandidat ist Prinz Ali bin al-Hussein aus Jordanien, dem bislang überhaupt keine Chance eingeräumt wurde. "Es ist ein trauriger Tag für den Fußball", zitierten verschiedene Medien den 39 Jahre alten Blatter-Herausforderer.

"Von unserer Seite aus werden wir den Kongress ausrichten, das hat mit den laufenden Verfahren nichts zu tun", bestätigte De Gregorio: "Es gab niemals die Idee, den Kongress oder die Präsidenten-Wahl zu verschieben. Wir fahren mit der Agenda fort."

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