SPOX: Im September 2002 traf Depor in der Gruppenphase der Champions League auf die Bayern. Sie schossen in den beiden Aufeinandertreffen insgesamt vier Tore, drei davon in München - und nach der Saison spielten Sie dort. Wann fand die erste Kontaktaufnahme statt?
Makaay: Das weiß ich nicht mehr. Ich habe auch keine Ahnung, ob sie mich schon zuvor beobachtet haben. Nach meinen vier Treffern haben sie sich aber ziemlich schnell bei meinem Berater gemeldet. Ich hatte in La Coruna immer wieder kleinere Probleme mit dem Präsidenten, da er mir im ersten Jahr eine Anpassung meines Vertrags versprach und erst vier Jahre später darauf zurückkam. Wer etwas verspricht, sollte das auch einhalten. Das hat mir damals nicht so gut gefallen, auch deshalb konnte ich mir einen Wechsel gut vorstellen.
SPOX: Sie hatten konkrete Angebote vom FC Valencia und Barcelona. Weshalb sind es die Bayern geworden?
Makaay: Am Ende waren sie der einzige Klub, der die Ablöseforderungen stemmen konnte oder wollte. Karl-Heinz Rummenigge hatte mich auch persönlich angerufen, um mich von einem Wechsel zu überzeugen. Das gab den letzten Ausschlag, allerdings haben die Verhandlungen zwischen den Klubs fast sechs Wochen gedauert. Ich konnte weder in La Coruna noch in München eine richtige Vorbereitung absolvieren. Bis ich endlich grünes Licht hatte, war die Bundesligasaison schon eröffnet. Ich musste also die Pflichtspiele nutzen, um in eine gute Verfassung zu kommen. In meiner ersten Partie für die Bayern war ich nach 60 Minuten fix und fertig, daran erinnere ich mich noch gut. (lacht)
SPOX: Bei den Bayern schossen Sie in vier Jahren fast dieselbe Anzahl an Toren wie in La Coruna. Man nannte Sie "das Phantom", da Sie oftmals kaum zu sehen waren, aber eiskalt vollstreckten. Haben Sie sich mit diesem Spitznamen anfreunden können?
Makaay: Am Anfang fand ich ihn noch lustig. Damals habe ich in drei Spielen in Folge in der Nachspielzeit noch getroffen. Mit der Zeit habe ich aber kapiert, wie gerade der Boulevardjournalismus in Deutschland läuft. Da trifft man dann ein Mal nicht und schon heißt es, man hat ihn auf dem Spielfeld kaum wahrgenommen. Mir waren eigene Tore natürlich wichtig, aber wenn die Spiele gewonnen wurden und ich auch ohne Treffer eigentlich ganz gut gespielt habe, konnte ich diese regelmäßige Art der Kritik nicht immer nachvollziehen. Zumal ich in meinem zweiten Jahr die meisten Vorlagen in der gesamten Bundesliga vorweisen konnte. Das zeigt: Ich habe nicht nur abgewartet, aber diese Schlagzeilen haben halt Zeitungen verkauft.
SPOX: In 43 Spielen für die Niederlande stehen nur sechs Treffer in der Statistik. Wieso verlief Ihre Nationalmannschaftskarriere verglichen zu der auf Vereinsebene so unspektakulär?
Makaay: Bei Oranje haben wir das gewohnte 4-3-3 gespielt und in diesem System gibt es nur einen Mittelstürmer. Wenn du da Ruud van Nistelrooy, Patrick Kluivert oder Dennis Bergkamp als Konkurrenten hast, ist es nicht so einfach. Leider war ich nie Stürmer Nummer eins, sondern habe häufiger auch auf der rechten Seite gespielt. Als Dick Advocaat vor der EM 2004 ein System mit zwei Stürmern testete und wir ein Freundschaftsspiel verloren, gab es viel Druck von der Presse, denn das System galt eben als nicht holländisch.
SPOX: Ärgert es Sie, dass es bei Oranje so wenige Treffer wurden?
Makaay: Ich bin nicht enttäuscht, nein. Trotzdem hätte ich gerne mehr Tore geschossen. Wir sind bei den Europameisterschaften 2000 und 2004 jeweils ins Halbfinale gekommen und ich hatte viel Einsatzzeit. Auch wenn es bitter war, als ich mich während der EM 2000 verletzte. Das Krankenhaus lag direkt neben dem Stadion. Ich habe dann die Ärzte gebeten, mir ein Zimmer ohne Blick auf das Stadion zu geben, da ich es sonst nicht ausgehalten hätte. Was mich aber ärgert ist, dass ich bei keiner WM teilgenommen habe.
SPOX: Sie wurden 2006 von Marco van Basten nicht für die WM in Deutschland nominiert, Ruud van Nistelrooy wurde Ihnen als Mittelstürmer vorgezogen. Sie sagten, Sie haben das kommen sehen. Inwiefern?
Makaay: Ich hatte keinen guten Draht zu van Basten. Ich habe mich einmal im Kreise der Nationalelf vor einem Länderspiel verletzt, danach wurde ich nie wieder nominiert. Daher habe ich mit der Zeit das Gefühl bekommen, dass eine Teilnahme an der WM für mich wohl schwierig werden könnte. So war das wiederum einfacher für mich zu verarbeiten, es war am Ende keine große Überraschung mehr. Doch das wurmt mich, denn gerade in Deutschland wäre es für mich sehr schön gewesen.
SPOX: Ausgerechnet Ihr Vorbild van Basten hat Ihnen diese Möglichkeit genommen.
Makaay: Das stimmt, aber das eine hat nichts mit dem anderen zu tun. Ich hätte lange sauer sein können, aber es ist halt einfach so gewesen. Ich war noch nie jemand, der sich lange mit solch unumstößlichen Dingen aufgehalten hat. Ich habe das dann auch als Ansporn für den Verein genommen.
SPOX: Im Sommer 2010 beendeten Sie nach abschließenden drei Jahren bei Feyenoord Ihre aktive Karriere. Noch zu Jahresbeginn hieß es, dass Sie an einer Rückkehr in die Bundesliga interessiert seien. Der Name 1. FC Nürnberg geisterte umher. Was war da genau los?
Makaay: Ich habe dieses Gerücht mit Nürnberg auch gehört, aber es hat sich niemand bei mir gemeldet. Daher habe ich mir auch nie konkrete Gedanken gemacht. Ich habe 2007 nach vielen Jahren im Ausland nicht umsonst die Entscheidung getroffen, wieder in die Heimat zurückzukehren. Ich hatte nach München so viele Optionen und hätte an mancher Stelle auch doppelt so viel verdienen können wie in Rotterdam. Da haben sich auch die Bayern fair verhalten, denn sie kannten meinen Wunsch und haben sich nicht nur an einer möglichen Ablöse für mich orientiert. Bremen wollte mich unbedingt als Nachfolger von Miroslav Klose, aber in Deutschland kam kein anderer Verein für mich in Frage. Deshalb habe ich Klaus Allofs persönlich am Telefon abgesagt.