Startschuss für den Wechsel-Wahnsinn: Seit Montag ist das Transferfenster in der chinesischen Super League geöffnet. Die neureichen Fußball-Exoten aus dem Reich der Mitte machen nun ernst mit ihrer Transferoffensive. Seit Monaten werden Top-Stars wie Anthony Modeste (1. FC Köln), Pierre-Emerick Aubameyang (Borussia Dortmund) und Cristiano Ronaldo (Real Madrid) gehandelt - bald herrscht Klarheit.
"Es gibt in dem Sinne eine Deadline, da das Transferfenster ab Montag für zwei Wochen in China öffnet. Das deckt sich auch mit unseren Plänen", sagte Geschäftsführer Jörg Schmadtke vom 1. FC Köln dem Express fast schon erleichtert. Um Modeste läuft der heißeste Poker, die Personalie soll kurz vor dem Abschluss stehen. Die Chinesen boten zuletzt 30 Millionen Euro - für den FC noch zu wenig.
"Ja, es stimmt. Es hat Gespräche gegeben", bestätigte Schmadtke am Wochenende, dass es eine weitere Verhandlungsrunde auf Ibiza gegeben habe. Der 25-fache Bundesliga-Saisontorschütze Modeste will den Europa-League-Teilnehmer trotz Vertrages bis 2021 verlassen. Kein Wunder: Der 29 Jahre alte Franzose soll bei Chinas Aufsteiger zehn Millionen Euro netto pro Jahr verdienen.
Unterschreibt Modeste, wäre das China-Abenteuer für Aubameyang wohl endgültig vom Tisch. Tianjin soll seine Fühler auch nach dem Torschützenkönig der abgelaufenen Saison (31 Treffer) ausgestreckt haben. Doch eine Ablösesumme von 70 Millionen Euro und Gehaltsvorstellungen von über zehn Millionen Euro netto per anno sollen selbst die finanzstarken Chinesen abgeschreckt haben.
Roger Schmidt im Reich der Mitte
Eine neue sportliche Heimat im Reich der Mitte längst gefunden hat Roger Schmidt. Bayer Leverkusens früherer Trainer unterschrieb beim Erstligisten Beijing Guoan einen Vertrag über zweieinhalb Jahre. Am 1. Juli wird Schmidt seinen Dienst antreten. In der Liga wird der 50-Jährige auf seinen Kollegen Felix Magath treffen, der Cheftrainer bei Shandong Luneng ist.
Wieder eine Option für China könnte auch Cristiano Ronaldo werden. Der Superstar von Real Madrid will nach seinen Steuerproblemen den Königlichen unbedingt den Rücken zukehren ("Es gibt kein Zurück, ich verlasse Real"). In Europa gibt es nicht viele Klubs, die sich die märchenhafte Ablösesumme von 250 bis 400 Millionen Euro leisten können.
Allerdings sind auch die Möglichkeiten der chinesischen Klubs mittlerweile vom eigenen Verband eingeschränkt worden. Damit der Markt nicht überhitzt, müssen Klubs, die bereits in den Roten Zahlen sind und trotzdem mehr als umgerechnet 5,9 Millionen Euro für einen ausländischen Spieler ausgeben, eine Zahlung in gleicher Höhe in eine Stiftung zu Gunsten des chinesischen Nachwuchsfußballs einzahlen.
Doch noch ist die Debatte um die umstrittene Transferabgabe nicht beendet, fehlen den Klubs weiter konkrete Handlungsvorgaben. So lange blüht die Fantasie, die schon im Winter das Transfergeschäft in China heißlaufen ließ.
Keine andere Liga weltweit investierte bei der letzten Öffnung der Transfermärkte mehr. 44-mal wurden Ablösen im Millionenbereich gezahlt, 21-mal floss das Geld ins Ausland. Am Ende durfte sich die Super League in China über Top-Stars wie Carlos Tévez (10,5 Mio/Shanghai Shenhua), Axel Witsel (20 Mio/Tianjin Quanjian) oder Oscar (60 Mio/Shanghai SIPG) freuen.