Für wenige Minuten gehörte ihm die Arena ganz alleine. Ze Roberto stand vor Anpfiff des letzten Heimspiels seiner 23-jährigen Karriere als Profifußballer am und im Mittelpunkt, winkte zu den Fans auf den leider nur halb gefüllten Rängen des Allianz Parque in Sao Paulo und ließ sich noch einmal von den Anhängern der SE Palmeiras feiern. "Al al al, Ze Roberto é animal", hallte es durch das Rund. Der nimmermüde Ze, ein Tier.
"Ich beende heute einen erfolggekrönten Zyklus, der nicht besser als mit einem Sieg hätte vollbracht werden können. Mit allem, was ich zum Fußball beigetragen habe, trete ich glücklich ab", sagte der 43-Jährige nach dem 2:0-Triumph über Botafogo FR am vorletzten Spieltag der brasilianischen Liga. Bei Abpfiff flossen dann Tränen. Ein kurzes Innehalten kniend auf dem Rasen, eine letzte Stadionrunde: Dann war Schluss.
Ze Roberto: "Es bleibt ein Vermächtnis"
"Es endet eine Karriere, es bleibt ein Vermächtnis", hatte der Defensivspieler, der auch in der Bundesliga zwischen 1998 und 2011 bei Bayer Leverkusen, Bayern München und dem Hamburger SV Spuren hinterließ, wenige Stunden zuvor ein Foto in seinem Instagram-Profil betitelt, das ihn in Klub- und Selecao-Trikots zeigt. Am Montagabend hatten schon über 70.000 auf "Gefällt mir" geklickt, über 2000 Internet-User ihre Grußbotschaften hinterlassen.
Ze Roberto, der lauf- und dribbelstark sich auf der linken Seite wohlfühlte, begann seine Karriere 1994 bei Portuguesa Sao Paulo. Fast 500 seiner 1161 Spiele bestritt er für Leverkusen (1998-2002), München (2002-2009) und Hamburg (2009-2011), wo er jeweils zum Publikumsliebling avancierte und stets als Musterprofi galt. Mit den Bayern gewann er vier Mal das Double aus Meisterschaft und Pokal.
Auch im hohen Alter noch erfolgreich
Auch auf seiner letzten Station war der bekennende Christ, dreifache Familienvater und Rastalocken-Träger Arbeitstier und Titelhamster. Mit Palmeiras, für das er in drei Jahren 133 Spiele bestritt, triumphierte er 2015 im Pokal und 2016 erstmals in der heimischen Meisterschaft, es war sein 15. Klubtitel. Sein Traum vom Libertadores-Cup-Gewinn, für den er seine Karriere noch einmal ausgedehnt hatte, erfüllte sich jedoch nicht.
Mit der Nummer 11 auf dem Rücken und der Kapitänsbinde am Arm führte Jose Roberto da Silva Junior die "Grünen" (Verdao) am Montag gegen Botafogo aufs Spielfeld. Dabei hatte der Mann mit dem noch heute beneidenswerten Athletenkörper seit Mitte August auch wegen Verletzungsproblemen nur noch zweimal im Kader gestanden.
"Den Jungspunden 90 Minuten lang hinterher rennen ist nicht einfach", musste der 85-malige Nationalspieler, der mit der Selecao die Copa America (1997, 1999) und den Confed Cup (1997, 2005) gewann, am Ende eingestehen. Die Krämpfe auf der Ehrenrunde waren dann das letzte Signal zum Aufhören.