Grigg erzählt von einem Besuch in der Kabine der deutschen Nationalmannschaft, dem Umgang mit dem Hype um seine Person und warum alle seine Angehörigen das Lied genossen - bis auf seine kleine Tochter. Außerdem berichtet er von seiner Zeit beim AFC Sunderland, die auf die Dreharbeiten der Dokumentation "Sunderland 'Til I Die" fiel.
Herr Grigg, die EM 2016 ist mittlerweile fast fünf Jahre her. Was fällt Ihnen als Erstes ein, wenn Sie an das Turnier zurückdenken?
Will Grigg: Das Aufwärmen vor dem dritten Gruppenspiel gegen Deutschland. Ich kann mich noch genau daran erinnern, dass über die Stadionboxen "Will Grigg's On Fire" lief, auf den beiden Videowalls die Lyrics angezeigt wurden und beide Fanlager gemeinsam mitsangen. Jeder kannte das Lied und wusste, wer ich bin. Das war ein sehr spezielles Gefühl für einen Drittligaspieler wie mich.
Hatten Sie im Zuge des Spiels persönlichen Kontakt mit Spielern der deutschen Nationalmannschaft?
Grigg: Mats Hummels erwähnte das Lied in einem Interview vor dem Spiel, deshalb habe ich ihn anschließend nach seinem Trikot gefragt. Er war sehr nett, hat es mir gegeben und mich sogar in die deutsche Kabine eingeladen. Dort haben mich alle sofort erkannt. Mit ein paar Spielern habe ich mich unterhalten und mit Bastian Schweinsteiger sogar ein Foto gemacht.
Welchen Platz hat Ihr Hummels-Trikot heute?
Grigg: Gemeinsam mit ein paar anderen Erinnerungsstücken von der EM habe ich es eingerahmt und aufgehängt. Immer wenn ich daran vorbeigehe und es mir anschaue, freue ich mich darüber.
Dank des Liedes waren Sie bei der EM zwar omnipräsent, kamen aber keine Sekunde zum Einsatz. Wie sind Sie damit umgegangen?
Grigg: Das war sehr frustrierend. Ich habe die Saison meines Lebens gespielt, Wigan mit 25 Toren zum Aufstieg geschossen und auch im letzten Heimspiel Nordirlands vor der EM getroffen. Ich hatte mehr Selbstvertrauen als jemals zuvor in meinem Leben. Eigentlich kam das Turnier für mich also zum perfekten Zeitpunkt. Warum auch immer hat sich der Trainer aber dazu entschieden, mir keine Chance zu geben.
Sie konnten die Entscheidung von Michael O'Neill also nicht nachvollziehen?
Grigg: Nein, ich habe es nicht verstanden. Ich konnte es noch irgendwie nachvollziehen, dass er mich bei den ersten beiden Gruppenspielen gegen Polen (0:1) und die Ukraine (2:0) nicht gebracht hat. Aber gegen Deutschland (0:1) und vor allem im Achtelfinale gegen Wales (0:1) hätte ich meiner Meinung nach eine Chance verdient gehabt. Gegen Wales begannen wir mit einem Stürmer und hatten am Ende drei auf dem Platz. Dass ich keiner davon war, habe ich nicht verstanden. Und so dachten übrigens auch viele andere Menschen.
Haben Sie die EM als schöne oder enttäuschende Erfahrung in Erinnerung?
Grigg: Das ist eine schwierige Frage. Manchmal erinnere ich mich an das Turnier und denke: Wow, was für ein Erlebnis! An anderen Tagen überwiegt aber die Enttäuschung über die fehlende Einsatzzeit. Die EM war sicherlich die größte Enttäuschung meiner bisherigen Karriere und damit werde ich sie auch für den Rest meines Lebens verbinden.
Zurück zum Lied. Erinnern Sie sich an das erste Mal, als Sie es gehört haben?
Grigg: Nein, an das allererste Mal konkret leider nicht. Ich weiß aber noch, dass ein paar Wigan-Fans im Herbst nach meinen ersten Toren damit anfingen. Gegen Ende der Saison stimmten immer mehr mit ein und als wie den Aufstieg fixierten, sang das ganze Stadion mit. Ein paar Videos gingen bei YouTube und in den sozialen Netzwerken viral und kurz vor der EM lief das Lied auf einmal im Radio.
Bei YouTube bekannt wurde es dank eines Videos von Wigan-Fan Sean Kennedy. Haben Sie ihn kennengelernt?
Grigg: Ja, wir haben uns damals am Trainingszentrum unterhalten und waren anschließend immer wieder in Kontakt. Er ist ein super Typ und ein riesiger Wigan-Fan. Unser Präsident hat ihm als Dank ein Trikot und eine Jahreskarte geschenkt.
Empfanden Sie das Lied zu irgendeinem Zeitpunkt als nervend?
Grigg: Das Lied an sich hat mich nie genervt. Gestört hat mich aber, dass mich manche Leute nur damit und nicht mit meinen Toren verbunden haben. Das Lied gibt es nicht, weil "Will Grigg" so gut in den Rhythmus passt, sondern weil ich 25 Tore für Wigan geschossen habe. In England und Nordirland wussten das alle, bei der EM aber nicht.
Haben Sie sich jemals dabei ertappt, selbst mitzusingen oder wenigstens mitzusummen?
Grigg: Nein. Vielleicht ist es mir aber mal unbewusst passiert. (lacht)
Wie ist Ihr persönliches Umfeld mit dem Hype umgegangen?
Grigg: Alle meine Bekannten und Verwandten haben das genossen - bis auf meine kleine Tochter. Immer wenn sie auf den Spielplatz gegangen ist, haben ihre Freunde das Lied gesungen. Am Anfang fand sie es lustig, aber irgendwann hat es sie genervt.
Profitierten Sie von dem Lied finanziell?
Grigg: Ein paar Firmen sind an mich herangetreten und wollten wegen des Liedes Werbung mit mir machen, aber das fand ich falsch. Alles Geld, das Sean Kennedy und ich über unterschiedliche Wege eingenommen haben, ging an gemeinnützige Zwecke.