Auswärtsspiel - die SPOX-Kolumne: Haste Scheiße an der Hand...

Von Fatih Demireli
conte
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Fußball-Europa hat eine ereignisreiche Saison hinter sich. Höchste Zeit, Bilanz zu ziehen, Gewinner und Verlierer zu benennen. Mit dabei: Portugiesische Nagelsmänner, fluchende Stürmer die zu Helden werden - und Sally. Die internationalen Tops und Flops.

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Tops

Ruben Amorim: Portugals Nagelsmann

Rekordablöse für einen jungen Trainer? Das Vertrauen in die Perspektive. Wow, toll, lieber FC Bayern! Da hat eure Scouting-Abteilung ja richtig tief in die Trickkiste gegriffen. Julian Nagelsmann ist ein guter Trainer. Wer hätte das gedacht?!

Was soll man dann über Sporting sagen? Als der 18-fache Meister Portugals Ruben Amorim 2020 für zehn Millionen Euro Ablöse verpflichtete, hatte der gute Mann gerade mal 13 Pflichtspiele als Cheftrainer hinter sich und feuerte bei Sporting Braga jetzt auch nicht 13 Feuerwerke ab. Aber die Sporting-Bosse sahen es wohl kommen und behielten recht.

Drei Jahre, nachdem auf dem Trainingsgelände der Grün-Weißen ein paar Spieler verprügelt wurden, feierte der Klub die Meisterschaft. Amorim kam, kaufte klug ein, um ein 3-4-3 zu installieren und siehe da: Zuckerfußball und ganz viele neue Talente wie Nuno Mendes, der bald sicherlich für mehrere 100 Millionen Euro nach Paris wechseln wird. Oder sonst wohin. Der Verein, der einst von Lissabons Elite gegründet wurde, fristete in den letzten Jahren ein trostloses Dasein. Nun ist man zurück auf der großen Bühne.

Rangers: Das Comeback

Die Fans der Rangers aus Glasgow mussten viele Jahre leiden. Zwangsabstieg, während Celtic jeden Titel abräumte, den es in Schottland zu gewinnen gibt. Doch dann kam Steven Gerrard als Trainer, injizierte den Blauen neues Selbstvertrauen, baute eine tolle Mannschaft auf und machte die Rangers in der abgelaufenen Saison ungeschlagen zum Meister der Scottish Premier League.

Einige Fans des FC Liverpool träumen inzwischen davon, dass eines Tages (oder vielleicht auch früher) Gerrard an die Anfield Road zurückkehrt, um das zurückzubringen, was zusammengehört. Doch vorher muss Stevie G. den Liverpool-Anhängern noch erklären, was dieser Flirt mit Sir Alex Ferguson soll. Als der ehemalige Trainer von Manchester United, dem größten Rivalen Liverpools, neulich erklärte, welch großartiger Trainer Gerrard ist, kam dieser gar nicht mehr aus dem Staunen heraus: "Alex ist einer der Besten überhaupt. Seine Worte schmeicheln mir und machen mich demütig."

Gerrard holte sich nach eigenen Angaben sogar ein paar Tipps und bat auch um ein persönliches Gespräch. Gerrard freudig: "Er hat das akzeptiert." Die Liverpool-Fans werden es ihm verzeihen, wenn er irgendwann zurückkommen sollte, aber die Anrufe beim ewigen United-Boss sollte er dann sein lassen.

Steven Gerrard ist mit den Glasgow Rangers Meister geworden.
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Steven Gerrard ist mit den Glasgow Rangers Meister geworden.

OSC Lille: Für ganz Nordfrankreich

Eigentlich hatte es Christophe Galtier ja gut gemeint und eigentlich weiß auch Burak Yilmaz, dass der Trainer des OSC Lille recht hatte, als er seinen Stürmer darum bat, mehr Defensivarbeit zu verrichten. Aber das Spiel war fast vorbei und Burak ist halt auch schon 35: Erst fluchte er auf Türkisch, dann wiederholte er das Ganze auf Englisch, aber ohne Kraftausdrücke: "I am striker!" Ich bin Stürmer, schrie Burak.

Kurze Zeit später war das Spiel in Angers vorbei und Galtier und Yilmaz lagen sich in den Armen und weinten um die Wette. Lille beendete die Monotonie in der Ligue 1 und wurde Frankreichs Meister. Millionen auf der Welt feierten mit, weil das große Starensemble Paris nicht Meister wurde. "Es ist ein Titel der Arbeit und Solidarität", sagte Lille-Kapitän Jose Fonte: "Einer für ganz Nordfrankreich. Leute, die viel arbeiten."

Antonio Conte: Danke, liebes Ich

Man kann von Antonio Conte nicht behaupten, dass er gerne den bequemen Weg wählt. Wenn es sein muss, lässt es Conte, der auch als Spieler kein Kind von Traurigkeit war, krachen. Ist eine Aufgabe schwer, ist das halt so.

"Als ich zu Inter kam, habe ich mir ganz schön viel Druck auferlegt", sagte Conte. "Ich kam zu einem Klub, der wie alle anderen in Italien seit neun Jahren nichts gewonnen und Juventus zugesehen hatte."

Conte wollte dies ändern, genoss aber nicht immer die Unterstützung aus den eigenen Reihen. Viele Fans sahen ihn kritisch, weil er eine lange Juve-Vergangenheit hat. Und auch die chinesischen Klub-Besitzer hatten wohl so ihre Zweifel. Conte ließ es zwischendurch sogar darauf ankommen und stand vor dem Aus.

Doch er bleib, "arbeitete hart" und wurde Meister. Als er nun gefragt wurde, wem er den Titel widmet, antwortete Conte: "Mir selbst." Denn: "Ich wusste, dass es nie einfach wird." Seine Spieler können sich mit Contes Ansichten anfreunden. Stürmer Romelu Lukaku sagt: "Für Conte würde ich sterben."

Manchester City: Noel eine Freude gemacht

"And soooooooooo Sally can wait ..." Als Pep Guardiola zuletzt mal zufällig kein Spiel analysierte und sich etwas Spaß gönnte, trällerte er den Refrain von "Don't Look Back in Anger" in die Kamera einer Mitarbeiterin des Klubs. Dass der Song auf der Meister-Party von Manchester City lief, war natürlich kein Zufall. Die Zeilen stammen von Noel Gallagher, dem wohl berühmtesten City-Fan der Welt.

Wie groß Gallaghers Verbundenheit mit den Blues ist, erzählt vielleicht folgende Geschichte: Als Englands früherer Nationalspieler Gary Neville vor ein paar Jahren damit begann, Gitarre zu spielen, schickte er Gallagher sein Instrument, um sich ein Autogramm abzuholen. Gallagher ging darauf ein, kritzelte aber folgende Zeilen auf die Gitarre der Legende von Manchester United:

"Lieber Gary, wie oft hast du in der englischen Nationalmannschaft gespielt? Wie oft war das wirklich verdient? Ich kann es dir sagen: Kein einziges verdammtes Mal! Viele Grüße, Noel Gallagher! M.C.F.C."

Neville beglückwünschte City nun artig zum Titel. Wie denn auch nicht? Guardiolas Truppe spielte über die gesamte Spielzeit einen richtig guten Ball, veränderte die Statik des Spiels, operierte aus einer deutlich verbesserten Defensive und wurde zurecht Meister. Gelingt nun auch der Champions-League-Titel oder muss Sally noch warten?

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