Der Vorwurf extrem schwerwiegend, der Druck schier unmenschlich: Doch Luis Rubiales klebt weiter an seinem Stuhl. Auch am Montag zog der Präsident des spanischen Fußballverbandes zunächst keine Konsequenzen aus dem Kuss-Skandal.
Seine Mutter blieb derweil weiter im Hungerstreik, die Verteidigung wird immer martialischer. Es mache ihr "nichts aus, für die Gerechtigkeit zu sterben", sagte Angeles Bejar laut spanischen Medien: "Ich werde so lange hier sein, wie mein Körper es aushalten kann."
Doch die Schlinge für ihren Sohn zieht sich immer weiter zu, die Amtsenthebung dürfte eine Frage der Zeit sein. Auch wenn er selbst samt Unschuldsbeteuerungen von seiner Pattex-Haltung bislang nicht abrückt.
Am Montagabend hatten die Regionalpräsidenten der RFEF Rubiales eindringlich zum Rücktritt aufgefordert. Auch Sportminister Miquel Iceta will von Regierungsseite einen Antrag zur Suspendierung stellen, wartet hierbei aber noch auf grünes Licht vom Sportgerichtshof TAD zur Verfahrensöffnung. Der TAD will zunächst noch weitere Unterlagen prüfen.
Staatsanwaltschaft leitet Voruntersuchung ein
Die spanische Staatsanwaltschaft hatte am Montag gegen Rubiales eine Voruntersuchung wegen des Verdachts auf "sexuelle Nötigung" eingeleitet. Bereits am Wochenende war Rubiales vom Weltverband FIFA für 90 Tage vorläufig gesperrt worden, dazu kam ein Kontaktverbot zu Hermoso.
Laut einem Bericht der Daily Mail will die Disziplinarkammer des Weltverbandes allerdings die maximal mögliche Strafe erlassen, dann dürfte er für 15 Jahre keinen Posten im Weltfußball übernehmen. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) will nach SID-Informationen möglichen FIFA-Konsequenzen für ihren Vizepräsidenten folgen.
Am Freitag hatte Rubiales trotz seines übergriffigen Kusses auf den Mund von Weltmeisterin Jennifer Hermoso auf einer ersten RFEF-Versammlung seinen Rücktritt abgelehnt, setzte stattdessen zu einer polemischen Verteidigungsrede an.
Schließlich soll sein Jahresgehalt als Präsident bei exakt 634.518,19 Euro brutto liegen. Und seine Mama sperrte sich wegen der "unmenschlichen und blutigen Jagd" auf ihren Sohn am Montag für einen Hungerstreik in der Kirche von Motril ein.
Landesweit Protestdemos gegen Rubiales
Nach dem Kuss-Skandal entwickelte sich weltweit ein enormer Sturm der Entrüstung. Landesweit gab es Protestdemos gegen Rubiales, allein in Madrid gingen Tausende Menschen auf die Straße.
Selbst die Vereinten Nationen mischten sich in die Diskussionen ein. "Wie schwierig ist es, jemanden nicht auf den Mund zu küssen?", sagte Stephane Dujarric, Sprecher von UN-Generalsekretär Antonio Guterres. Er sehe "keinen Hinweis dafür", dass der Kuss einvernehmlich stattgefunden habe.
Genauso hatte es Hermoso immer wieder betont. Sie habe sich "verletzlich und als Opfer eines Übergriffs gefühlt, eines impulsiven, machohaften Aktes, der unangebracht war und dem ich nicht zugestimmt habe", so die Weltmeisterin.
81 spanische Spielerinnen befinden sich seit der Rücktrittsweigerung von Rubiales im Streik. "Wir wollen, dass unser Beruf respektiert wird, so wie es auch bei den Männern der Fall ist", forderte die frühere Weltfußballerin Alexia Putellas.
Ein Rücktritt von Rubiales wäre dafür nur ein von vielen nötigen Zeichen.