Frage: Wayne Rooney, Manchester United führt die Premier League nach vier Spieltagen an, Sie sind in der Torjägerliste mit acht Treffern vorne. Sie müssen sehr zufrieden mit dem Saisonstart sein.
Wayne Rooney: Ja, auf jeden Fall. Es war ein gelungener Saisonbeginn. Wir freuen uns über die ersten Siege, denn ein guter Start ist sehr wichtig und das ist uns gelungen. Wir haben ein sehr gutes Team und natürlich freue ich mich sehr, dass ich bisher in jedem Liga-Spiel getroffen habe und hoffe, dass es auch so weitergeht.
Frage: Manchester United hat im Sommer einige Spieler geholt. Wie zufrieden sind Sie persönlich mit den Neuen?
Rooney: Wir haben jetzt viele neue, talentierte Spieler und jeder von ihnen kämpft um seine Position. Das ist großartig für das Team, vor allem, weil sie sich sofort integriert haben. Nehmen wir zum Beispiel Phil Jones. Er ist erst 19, aber vom ersten Tag an bringt er fantastische Leistungen. Ein weiterer starker Neuzugang ist Ashley Young. Und dann natürlich David de Gea, unser neuer Torwart. Er hat wirklich hervorragend gespielt. Wir erwarten eine Menge von allen dreien.
Frage: United ist wie immer Favorit, dennoch scheint es, dass der Titel dieses Jahr besonders hart umkämpft sein wird. Vor allem Manchester City und Liverpool haben viel investiert.
Rooney: Das stimmt. In den vergangenen Jahren haben vielleicht drei bis vier Vereine in der Premier League um den Titel gekämpft. Aber die Situation hat sich geändert und es gibt in diesem Jahr viele Teams, die eine Chance auf den Titel haben. City hat wieder ein starkes Team und wird alles geben, weil der Klub viel Geld in wirklich gute Spieler investiert hat.
Frage: Am Sonntag kommt es Spitzenspiel zwischen United und dem FC Chelsea (16.45 Uhr im LIVE-TICKER und bei Sky). Wie stark schätzen Sie die Blues in dieser Saison ein?
Rooney: Chelsea hat einen neuen Trainer und man weiß noch nicht genau, wie sie spielen. Wir wissen, dass sie immer alles geben und ihre physische Power wird auf jeden Fall unverändert sein. Dem müssen wir uns stellen und versuchen, sie mit unserem Tempo zu überraschen und zu schlagen. Das ist uns schon gelungen und wird uns hoffentlich auch diesmal gelingen.
Frage: Hatte der Titelgewinn in der letzten Saison einen besonderen Stellenwert,weil United Liverpool als Rekordmeister abgelöst hat?
Rooney: Natürlich. (lacht) Es war allein schon großartig, den Titel zurückzuholen, den wir in der letzten Saison an Chelsea verloren hatten. Aber noch besser war es natürlich für uns Spieler, den Verein und vor allem natürlich für die Fans, dass wir mit dem 19. Titel Liverpool überflügeln konnten. Das war wirklich eine fantastische Leistung.
Frage: Und zwanzig hört sich natürlich noch besser an.
Rooney: Ich denke, unser Team wächst und entwickelt sich. Wir hatten einen wirklich guten Saisonstart und sind auf jeden Fall heiß auf den nächsten Titelgewinn.
Frage: Das andere große Ziel dürfte wie immer die Champions League sein?
Rooney: Die Champions League ist der bedeutendste Wettbewerb in Europa. Nachdem wir zweimal kurz nacheinander im Finale gescheitert sind und den Titel knapp verpasst haben, können wir es kaum erwarten, es im Mai in München besser zu machen.
Frage: Sie haben in der vergangenen Saison elf Treffer in der Meisterschaft erzielt. An welches erinnern Sie sich besonders gern? Wir hätten da einen Verdacht...
Rooney: Das war auf jeden Fall mein Fallrückzieher gegen Manchester City. Es war ein enges Spiel und es waren keine fünfzehn Minuten mehr zu spielen. Der Ball kam auf mich zu und ich habe ihn perfekt getroffen. Das war auf jeden Fall mein bestes Tor in der Saison - eins meiner besten Tore überhaupt.
Frage: Wie ist das, wenn man den Ball trifft und merkt, dass der Schuss perfekt ist?
Rooney: Das kann man nur schwer in Worte fassen. Alles geht so schnell, aber daran, wie präzise man den Ball getroffen hat, merkt man sofort, dass er reingeht. Ich habe versucht, mich bei meiner Landung schnell umzudrehen, aber eigentlich habe ich sowieso schon gewusst, dass es ein Tor wird. Das ist einer dieser perfekten Augenblicke. Die sollte man voll auskosten, denn sie kommen nicht allzu häufig vor.
Frage: Was geht in Ihrem Kopf vor, wenn Sie im Strafraum sind und die Flanke auf Sie zukommt?
Rooney: Oh, ich denke gar nichts. Wie schon gesagt, alles geht wahnsinnig schnell und im besten Fall ganz automatisch.
Frage: Wie kamen Sie auf die Idee, es gegen City mit dem Fallrückzieher zu versuchen?
Rooney: Als der Ball unterwegs war, merkte ich, dass ich ein wenig Luft um mich hatte. Ich dachte mir: 'Aus der Entfernung triffst Du niemals mit dem Kopf'. Vielleicht dachte ich auch, es sei cool und hab's einfach versucht. Von da an hofft man nur noch, dass alles gut geht - in diesem Fall war es die rechte obere Ecke.
Frage: Kann man so etwas im Training üben?
Rooney: Nein, weil sich die Gelegenheit zu einem Fallrückzieher im Spiel einfach zu selten ergibt. Ich spiele seit zehn Jahren und soweit ich mich erinnern kann, war das mein erster. Ich denke, wenn sich im Training die Gelegenheit ergibt, sollte man sie nutzen und an der Technik feilen, denn man weiß ja nie. Aber wenn ich ehrlich bin, gehe ich nicht davon aus, dass ich in nächster Zeit noch mal zu so einem Schuss komme.
Frage: Ist der Fallrückzieher nach wie vor der Torschuss, von dem alle Jungen träumen?
Rooney: Auf jeden Fall. Als ich jung war, habe ich ihn auf der Straße geübt. Das würde ich heute nicht mehr versuchen! Ein Fallrückzieher ist natürlich der spektakulärste Torschuss - ein Schuss, bei dem die Fans auf der Tribüne und vor den Fernsehern von ihren Sitzen und Sesseln aufspringen und der ihnen ewig in Erinnerung bleibt. Ich werde mich auch noch lange daran erinnern.
Frage: Sie sind nach dem Tor vollkommen ausgeflippt. Wie fühlt es sich an, ein Tor zu schießen? Was ist so besonders daran?
Rooney: Es ist immer ein unbeschreibliches Gefühl, ein Tor zu schießen. Wenn es das entscheidende Tor in einem engen Spiel ist, feiert man wahrscheinlich ein bisschen frenetischer, als wenn man das 5:0 macht. Aber eigentlich ist das egal. Tor ist Tor. Ob im Training oder beim Spiel mit den Kumpels im Park, ein Tor ist immer ein Tor und fühlt sich großartig an.
Frage: Vergleichen Sie mal den Fallrückzieher gegen City und das Tor, das Sie im Finale der Champions League gegen Barcelona geschossen haben. Welcher Treffer war besser?
Rooney: Das Tor gegen City hat das Spiel entschieden und war sehr wichtig im Titelkampf. Außerdem war es ein Derby, so dass der Treffer nur schwer zu schlagen ist. Mein Tor in Wembley gegen Barca war das 1:1. Es gab uns neue Hoffnung, das Ruder vielleicht doch noch herumreißen zu können. Wir haben es dann zwar doch nicht geschafft, aber der Augenblick war sensationell. Wenn ich mich aber entscheiden müsste, würde ich den Fallrückzieher gegen City nehmen.
Premier League - der 5. Spieltag