Das Schöne am Fußball ist, dass er so einfach und doch komplex ist. Manchester City hat in den letzten sechs Spielen nicht gewonnen. Sie haben nicht gewonnen, da es ihnen nicht gelang, mehr Tore zu schießen als der Gegner. Sie konnten nicht mehr Tore schießen als der Gegner, da sie... Ja, schon sind wir angekommen in der Komplexität des Fußballs.
Es könnte so einfach sein. Sechs Spiele ohne Sieg. Die längste Durststrecke in der Karriere von Pep Guardiola, seit er 2008 sein Amt bei den Profis des FC Barcelona antrat. Die schlechteste Form von Manchester City seit Dezember 2008. Krise könnte man rufen, auf Fitness, Taktik sowie Spieler schimpfen und ein Straftraining anordnen.
Das ist der einfache Weg. Pep Guardiola ist aber niemand, der den einfachen Weg geht. Er tritt den schweren Weg an, setzt sich vor nach Schlagzeilen lechzende Journalisten und erklärt, dass ihm momentan die spielerische Entwicklung am wichtigsten ist. Er versucht ihnen klarzumachen: "Du kannst zehn Spiele in Folge gewinnen und dann schaffst du es nicht, die nächsten zu gewinnen. Das ist Teil des Fußballs."
"Mourinho gieriger als Guardiola"
Glauben werden sie es nicht, am Ende titeln sie Dinge wie: "Mourinho gieriger als Guardiola" (Mirror). Es ist ein Kampf gegen Windmühlen, den Guardiola führt. Sechs Spiele ohne Sieg sind Fakt, daran gibt es nichts zu rütteln. Doch muss diese Serie aufgedröselt werden, um herauszuarbeiten, in was für einer Krise sich Manchester City befindet.
Ist es eine Krise der Ergebnisse? Der Fortschritte? Des Könnens? Genau hier liegt die Lösung begraben. Die Unentschieden gegen Everton (1:1) und Celtic Glasgow (3:3) darf man guten Gewissens unter der Kategorie Ergebnisse verbuchen. Southampton (1:1) und Manchester United (0:1) unter Fortschritte sowie Barcelona (0:4) und Tottenham (0:2) unter Können.
Was für eine Krise darf es sein?
In der Kategorie Ergebnis fehlte City schlicht das entscheidende Tor. Dreimal so oft wie Celtic schossen die Citizens auf das Tor, die Schotten machten aus drei Schüssen drei Tore. Gegen Everton sorgte ein Ausrutscher von John Stones für die Führung der Toffees, zwei Elfmeter wurden nicht genutzt.
Gegen Southampton und United offenbarten sich noch sichtliche Defizite des Spiels unter Guardiola. Die Saints bauten eine gute Strafraumverteidigung auf, die für das City auf dem aktuellen Stand einfach zu solide war, United war zu stark für ein umgebautes City.
Bei Barcelona und Tottenham wurde schließlich freigelegt, dass Guardiola einfach noch keine Mannschaft auf allerhöchstem Niveau besitzt. Gegen zwei eingespielte, im Sommer nur geringfügig veränderte Teams war City schlichtweg spielerisch unterlegen und musste verdiente Niederlagen hinnehmen.
Unpopuläre Entscheidungen
Das sind jedoch drei Absätze Text, die für keine Überschrift dieser Welt kurz genug sind. Somit wird aus drei Krisen eine Überschrift und eine Krise. Soweit gehen, Guardiola in Frage zu stellen, wird nach kurzer Zeit in der Saison ohnehin niemand. Die von vielen prophezeite Übermannschaft kämpft schlicht mit allzu menschlichen Problemen.
Kevin De Bruyne betonte kürzlich, dass kaum Zeit bliebe zu trainieren, seit die Saison gestartet ist. "Wir sind ein neu formiertes Team, wir lernen uns noch kennen", sagte Guardiola nach der 0:4-Pleite in Barcelona. Es ist schwer, ein Team zu formen. Noch schwerer wird es, wenn man es so formen möchte, wie es der Katalane vorhat. Super, super schwer, wie er wohl sagen würde.
Er hätte sich auch für eine großflächige Anpassung seiner Ideen an die Fähigkeiten seiner Spieler entscheiden können. Doch das tat er nicht. Guardiola geht den schweren Weg. Er entschied sich dazu, Sergio Agüero für die Taktik zu opfern. Er entschied sich dazu, Joe Hart auszutauschen. Handlungen, die ihm wenige Freunde einbringen.
"Guardiola und sein Stab sollten sich schämen"
Fehlerfrei wird der Trainer in seinen bisher 16 Spielen nicht gewesen sein. Vincent Kompany ist da so ein Beispiel. Den lange von Verletzungen geplagten Kapitän brachte Guardiola erst gegen Southampton für 78 Minuten und dann drei Tage später erneut in der Startelf. Der Belgier ließ sich auswechseln, da er sich nicht fit genug für die zweite Halbzeit fühlte.
"Pep Guardiola und sein Medizinerstab sollten sich für ihr fehlendes Wissen schämen. So behandelt man Spieler nicht", twitterten Leute wie Autor Raymond Verheijen. Kompany habe sich selbst "vor der Inkompetenz" des Trainerteams gerettet.
Wenn Guardiola die nächsten Spiele wieder gewinnt, ist die Inkompetenz ganz schnell Kompetenz. So einfach ist der Fußball dann eben doch.
Der Spielplan von Manchester City