Amanda Staveley: Ein bisschen Liebe für Newcastle United

Von Stefan Rommel
Amanda Staveley (M.) soll Newcastle United an die Spitze des europäischen Fußballs führen
© getty

Amanda Staveley hat sich einen Namen als Strippenzieherin im Hintergrund gemacht, nun soll sie Newcastle United umbauen. Wer ist die Frau, die aus einer grauen Maus eine Top-Adresse in Europa machen soll?

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Über Fußballklubs und wie man sie führt, musste sich Amanda Staveley bisher noch keine großen Gedanken machen. Zwei Mal wäre es beinahe so weit gewesen, aber vor vier Jahren und im vorletzten Frühling scheiterten die Übernahmepläne der PCP Capital Partners. Vor ein paar Wochen ist das Geschäft nun im dritten Anlauf doch über die Bühne gegangen und Amanada Staveley ist seitdem die wichtigste Frau des Newcastle United Football Club.

Zehn Prozent der Anteile hält die 48-Jährige mit ihrer Firma, ebenfalls zehn Prozent gehören Reuben Brothers Sports & Media und das größte Stück vom Kuchen, 80 Prozent, dem saudi-arabischen Public Investment Fund (PIF). Die Scheichs entsenden PIF-Boss Yasir Al-Rumayyan als neuen Vorsitzenden der Magpies, Jamie Reuben bekommt einen Direktorenposten. Und Amanda Staveley einen Sitz im Aufsichtsrat und die Aufgabe, Newcastle United im ersten Schritt an die Spitze der Premier League zu führen. Und im zweiten, dritten oder vierten Schritt die Champions League zu gewinnen. Aber so weit ist es noch lange nicht.

Amanda Staveley: Selfmade-Millionärin mit Biss

Amanda Staveley ist in besten Kreisen aufgewachsen. Vater Robert ist Erfinder und Gründer des Lighwater Valley Theme Park in Ripon, einem 15.000-Einwohner-Städtchen in North Yorkshire, Mutter Lynne eine ehemalige Springreiterin und Model. Amanda ist zehn Jahre alt, als sie zum ersten Mal für Geld arbeitet: In einem der Restaurants ihres Vaters.

Neben der Schule bleibt für Hobbys wenig Zeit, das Springreiten und die Leichtathletik gibt sie deshalb früh auf. Was bleibt, ist der Nebenjob als Model. Das Studium an der renommierten Cambridge University tritt sie trotz Zusage erst gar nicht an: Amanda Staveley will stattdessen so früh wie möglich ihr eigenes Geld verdienen. Mit einer geliehenen Viertelmillion Euro eröffnet sie ihr eigenes Lokal, Amanda Staveley ist da erst 18 Jahre jung. Das Restaurant ist ihr Sprungbrett hinein in die Wirtschafts- und Finanzelite im Mittleren Osten. Mit ihrer Firma Q.ton agiert sie weltweit, unter anderem auch mit König Abdullah von Jordanien.

Ein paar Jahre später eröffnet die Liaison mit Prince Andrew noch ganz andere Möglichkeiten. Staveley ist seitdem eine Person des öffentlichen Lebens. Irgendwann kommt sie mit den Königsfamilien in Katar und Saudi-Arabien in Kontakt. 2008 fädelt Staveleys Firma den Deal zwischen der Barclays Bank und den Kataris ein, es geht um ein Vier-Milliarden-Euro-Investment. Staveley streicht dafür angeblich 130 Millionen Euro Provision ein. Nur wenige Monate später ebnet sie Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan den Weg zum Kauf von Manchester City.

Newcastle hat theoretisch 30 Mal so viel Geld wie ManCity

Die zweite Option, zusammen mit Scheich Mohammed Bin Rashid Al Maktoum 49 Prozent am FC Liverpool zu erstehen und damit einen Platz in den Gremien bei den Reds zu ergattern, scheitert. Mit zwölf Jahren Verzögerung ist Staveley nun aber am Ziel. In Newcastle, beim "besten Team der Welt, in der besten Liga der Welt", wie sie Sky Sport News UK glaubhaft versichert. Und was noch nicht ist, soll schon bald werden.

"Newcastle verdient es, an die Spitze der Premier League zu klettern. Dort wollen wir hin! Es wird etwas Zeit brauchen, aber wir werden das schaffen", sagt Staveley. "Wir wollen ran an die Trophäen, in der Premier League, in Europa. Aber dafür benötigt man auch Geduld, Investitionen und Zeit." Geduld und Zeit sind knappe Ressourcen im Profi-Fußball, am zu kleinen Investitionsrahmen sollte es bei dem Magpies in den kommenden Jahren aber definitiv nicht scheitern. Saudi-Arabiens PIF ist mit rund 850 Milliarden Euro prall gefüllt. Das ist ungefähr 30 Mal so viel Geld, wie die Besitzer von Manchester City zur Verfügung haben.

Und weil Amanada Staveley in Newcastle jetzt alle Fäden in der Hand hält und die Beziehung zur Königsfamilie über die Jahre gewachsen ist und sich beide Seiten vertrauen, wird sie es sein, die den Kurs des Klubs in naher Zukunft mehr oder weniger alleine bestimmen wird. Im ersten Schritt hat sie sich Trainer Steve Bruce entledigt. Der durfte gegen Tottenham noch das eintausendste Spiel seiner Trainerlaufbahn mache nund 2:3 verlieren. Dann gab es die "Trennung in beiderseitigem Einvernehmen".

Zusammenarbeit mit dem eigenen Ehemann

Nun baut Staveley im Hintergrund das neue Newcastle United - zusammen mit dem einzigen Komplizen, mit dem sie sich regelmäßig und vertraulich austauscht: Mehrdad Ghodoussi ist ein iranischer Geschäftsmann, Geschäftsführer der PCP Capital Partners und zufällig auch seit zehn Jahren der Mann im Leben von Amanda Staveley. Die beiden haben einen sechsjährigen Sohn, die Familie pendelt zwischen London und Dubai. Da bleibt der Kontakt zu den Geldgebern stets eng und die Entscheidungswege so kurz wie möglich. Denn es gibt jede Menge zu tun.

Das Stadion müsste ein wenig aufgehübscht werden, "der St. James' Park benötigt ein bisschen Liebe", sagte Staveley dem Guardian. Die Bedingungen am Klubzentrum mit allen Trainingsplätzen und Einrichtungen seien "schrecklich", sie sehe "keine Chance auf fantastische Spieler, wenn diese unter diesen Bedingungen trainieren müssten". Denn darum geht es in letzter Konsequenz, ungeachtet aller Ausgaben für die Infrastruktur und einen neuen Trainer: Newcastle United benötigt eine neue Mannschaft. Derzeit sind die Magpies Vorletzter, es droht der Absturz in die Championship.

"Es reizt uns sehr, den Kader bald schon zu verstärken. Aber wir müssen uns dabei natürlich innerhalb der Grenzen des Financial Fairplay bewegen. Deshalb wird es etwa dauern", sagt Staveley. "Aber wir wollen auf allen Ebenen investieren. Wir wollen die beste Mannschaft, die wir kriegen können." Die massiven Proteste gegen die Geldgeber aus dem Nahen Osten hat Staveley natürlich vernommen, überrascht wurde sie davon nicht.

Staveley: "...so mache ich Geschäfte"

"Der Fußball verbindet alle, das ist ja das Großartige an diesem Sport. Ich verstehe die Reaktionen und Fragen rund um die Menschenrechte und wir behandeln das wirklich angemessen. Aber ich würde niemals einen Partner ins Konsortium holen ohne saubere Vergangenheit und der PIF ist gegenüber der saudi-arabischen Regierung autonom und unabhängig. Newcastle gehört dem PIF, nicht dem saudischen Staat", sagt Staveley in aller angemessen Diplomatie und erklärt dann nochmals ihren ganz eigenen Ansatz: "Wir sind stolz auf den PIF: Wir brauchen starke, mutige Partner. Und ich liebe mutige, leidenschaftliche Menschen. So mache ich Geschäfte."

Kontakte herstellen, Menschen überzeugen, Herausforderungen anpacken, Geschäfte machen: Das ist das Ding von Amanda Staveley. Newcastle United ist nun ihr größtes Projekt, vermutlich das Projekt ihres Lebens. "NUFC ist ein schmuckes Juwel", sagt sie, "und das muss man jetzt mal so richtig aufpolieren."

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