Sadio Mane liebt sein Heimatdorf Bambali, diesen kleinen Ort im Senegal. Der Star des FC Liverpool liebte Bambali früher, als er noch dort wohnte - und er liebt Bambali bis heute. Doch irgendwann als Jugendlicher wusste er auch ganz genau, dass er das Dorf verlassen muss, wenn er sich seinen großen Traum erfüllen und Profifußballer werden will.
Als Kind in Bambali spielte er mit seinen Freunden auf einfachen Feldern. "Es war nicht leicht, an Fußbälle zu kommen. Manchmal haben wir Grapefruits gepflückt und versucht, damit zu spielen", sagt Mane in der Doku "Made in Senegal" auf Rakuten TV. "In diesem Dorf konnte man nur Bauer werden. Dort gibt es keine andere Arbeit." Manes Vater verstarb früh, seine Mutter musste ihn fortan gemeinsam mit seinen Onkeln groß ziehen.
Sein ganzer Stolz war damals die Mannschaft des Dorfes. "Dort spielten exzellente Fußballer, die mich als Junge inspiriert haben", betont der heute 28-Jährige, der mit Liverpool die Champions League und die englische Meisterschaft gewonnen hat. Auch einer seiner Onkel hatte ein kleines Team - mitspielen lassen wollte er seinen Neffen allerdings nicht: "Weil er die Schule für wichtiger hielt. Es wurde sehr schwierig, denn er mochte das gar nicht."
Sadio Mane: "Meine Mutter hielt mich für verrückt"
Seine Leidenschaft ließ er sich aber nie austreiben, spielte mit allem, was er fand, mit Steinen, Kübeln oder weggeworfenen Dosen. "Als ich meiner Mutter sagte, dass ich Fußballer werden will, hielt sie mich für verrückt. Für sie war das nur der Traum eines Kindes." Von dem kleinen Bambali, irgendwo im Senegel, schien die große Fußball-Welt einfach viel zu weit weg.
"Ich galt als bester Spieler im Dorf, der ganzen Region sogar", sagt Mane. Das reichte ihm noch lange nicht - aber wie sollte er auf sich aufmerksam machen? Wie sollte er aus Bambali rauskommen? Zumal die Widerstände groß waren.
"Niemand in meiner Familie wollte, dass ich Fußballer werde", erklärt der heute millionenschwere senegalesische Nationalspieler. "Sie hätten mich niemals gehen lassen. Nie im Leben." Also musste ein geheimer Plan her.
Mane, damals 15 Jahre alt, sprach mit einem Mann aus seinem Dorf, der jemanden kannte, der in Senegals Hauptstadt Dakar eine Mannschaft hatte. Dort würde die Wahrscheinlichkeit, von Scouts entdeckt zu werden, deutlich höher sein. "Ich dachte: 'Natürlich wird das gut für mich sein. Es ist mein Traum, ich werde die Chance ergreifen'", erinnert sich Mane.
Sadio Mane: Sein bester Freund Luc log für ihn
Um nicht aufzufliegen, erzählte er nur seinem besten Freund Luc von seinem Vorhaben. Der erinnert sich so: "Es war klar, was er zu tun hatte. Früh aufstehen und abhauen." Und das tat Mane dann genau so.
"Ich ging um sechs Uhr morgens los", erzählt er. "Ich war froh, abzuhauen. Ich wollte meinen Traum verwirklichen." Die Reise aus dem Süden in den Norden des Landes war allerdings beschwerlich, der Bus passierte unter anderem auch die Grenze zu Gambia, um über das Nachbarland nach Dakar zu kommen.
"Manchmal gab es an der Grenze Kontrollen. Ich hatte damals keinen Ausweis, also nahm ich meine Schülerdokumente mit", sagt Mane. "Es war eine sehr lange Reise." Angekommen in der Hauptstadt, war die Euphorie riesig. "In meiner Vorstellung war Dakar wie Paris", lacht er. Er kam bei dem Mann unter, den der Typ aus seinem Dorf kannte: "Er nahm mich für eine Woche bei sich zuhause auf."
In Bambali machten sie sich indes rasch Sorgen um den Jungen, der später einer der besten afrikanischen Spieler aller Zeiten werden sollte. Manes Mutter fragte Luc, Sadios besten Kumpel, ob er etwas wisse. Alle fragten Luc, der ja eingeweiht war. "Die Leute sagten: 'Wenn du nicht redest, wird man dich verhauen'", erzählt Luc. Aber er blieb standhaft, verriet seinen Freund nicht: "Ich dachte nur: 'Ihr könnt mich verhauen, aber ich rede nicht'."
Sadio Mane: Über Generation Foot zum Weltstar
Doch Manes Familie suchte unaufhörlich, fand ihn schließlich während seiner zweiten Woche in Dakar. "Der Tag, an dem ich zurück ins Dorf musste, war der schlimmste meines Lebens", sagt Mane. Er war wütend, drohte, sofort wieder abzuhauen. Doch sie fanden einen Kompromiss: Sadio sollte noch ein Jahr in Bambali bleiben und zur Schule gehen, dann dürfte er das Weite suchen und seinen Traum verfolgen.
Und so kam es dann auch. Ein Jahr später, 2009, mit 16, ging Mane wieder nach Daker, diesmal nicht heimlich. Und diesmal nicht zu irgendeinem Team, sondern zur Akademie "Generation Foot". Eine der renommiertesten Talentschmieden Afrikas, mit guten Kontakten zu französischen Profiklubs. "Es war für mich die einzige Chance, Profi-Fußballer zu werden", betont Mane.
Er machte ein Probetraining, wurde sofort aufgenommen. Mady Toure, der Gründer von "Generation Foot", erinnert sich noch: "Ich sagte: Dieser Junge ist sehr gut, wir müssen ihn nehmen." Mane blieb allerdings nicht lange, schnell entdeckte ihn ein Scout des FC Metz und holte den Teenager nach Frankreich - es sollte die erste Europa-Station einer ruhmreichen Karriere werden.
Denn wie wir heute wissen, kam Mane über Metz zu RB Salzburg, dann nach Southampton in die Premier League, dann nach Liverpool - und zählt inzwischen zu den besten Offensivspielern, die es auf der Welt gibt.