Es ist schon bemerkenswert, welche Geschichten der Fußball manchmal so schreibt. Ryan Garry weiß das. Und wie er das weiß.
Am 7. Mai 2003 stand der heute 38-Jährige erstmals in der Premier League für den FC Arsenal auf dem Platz. Für den damals 19-Jährigen ging ein Traum in Erfüllung: Mit 15 war er in Arsenals Nachwuchsakademie gewechselt und an jenem vorletzten Spieltag der Saison 2002/03 durfte er erstmals den Rasen mit seinen großen Idolen teilen. An der Seite von Thierry Henry, Robert Pires oder Nwankwo Kanu wurde Garry von Arsene Wenger in die Startelf beordert - und dann feierten die Gunners auch noch einen rauschenden 6:1-Sieg gegen Southampton.
Für Arsenal sollte es der Beginn einer unglaublich erfolgreichen Zeit sein. Es war nämlich das allererste von 49 ungeschlagenen Ligaspielen in Folge und markierte damit den Beginn der legendären "Invincibles"-Serie, die 2003/04 dann auch im Gewinn des englischen Meistertitels mündete.
Für Garry jedoch war die Erfüllung seines großen Traumes an jenem 7. Mai 2003 der erste und zugleich auch letzte Premier-League-Einsatz seiner Karriere.
Ryan Garry: Auf den Traum folgt der Albtraum
Der Innenverteidiger galt seinerzeit als eines der hoffnungsvollsten Abwehr-Talente Englands. Er war Junioren-Nationalspieler, träumte vom Durchbruch bei Arsenal, bei seinem Herzensklub aus seiner Geburtsstadt London. Doch leider sollte alles anders kommen.
Komplizierte Verletzungen verhinderten weitere Einsätze für die Gunners, drei Jahre lang war er beinahe durchgehend zum Zuschauen gezwungen und verlor so logischerweise den Anschluss. Als wirklicher Teil der "Invincibles" um Legenden wie Henry, Dennis Bergkamp oder Patrick Vieira sieht er sich daher nicht: "Das können nur die Spieler behaupten, die bei mindestens 20 Spielen davon dabei gewesen sind", sagte er mal gegenüber Sky Sports.
Mit 23, frustriert von den ständigen Verletzungsproblemen, hatte er Arsenal einst verlassen, um beim damaligen Drittligisten Bournemouth vielleicht noch einmal in die Spur zu finden. Und es begann gut, in den ersten Spielen seiner ersten Saison dort stand er stets die vollen 90 Minuten auf dem Platz. Doch prompt war er wieder zum Zuschauen verdammt und musste mit ansehen, wie Bournemouth in die Viertklassigkeit abstieg.
Ryan Garry: Im Fußball trotzdem Karriere gemacht
Immerhin: In den beiden folgenden Spielzeiten war er Stammkraft, blieb endlich mal weitgehend verletzungsfrei und trug zur Rückkehr in die 3. Liga bei. Dort absolvierte er dann noch einmal einige Partien, ehe er im Sommer 2011 Schluss machte und mit nur 27 Jahren seine Laufbahn beendete. Für Garrys Körper sicherlich eine sinnvolle Entscheidung.
Seinen Weg im Fußball hat er dennoch weiter verfolgt, sammelte bei Bournemouth erste Erfahrungen als Jugendtrainer und kehrte als solcher dann zu Arsenal zurück. Von 2018 bis September 2021 war er drei Jahre lang Co-Trainer der U23 der Gunners, seither ist er Chefcoach von Englands U18-Nationalmannschaft.
Seine bitteren Erfahrungen als Spieler hatten für seinen heutigen Job im Nachhinein auch etwas Gutes, wie Garry betont: "Ich war drei Spielzeiten über verletzt und schaute in dieser Zeit viele Spiele in Highbury (Arsenals ehemaliges Stadion, d. Red.). Champions-League-Spiele, viel Fußball auf allerhöchstem Level. Ich saugte alles auf von einem Fußball, der zu jener Zeit einer der besten in Europa war."