Mit 16 Jahren wurde Jerome Sinclair zum jüngsten Debütanten der Liverpool-Vereinsgeschichte, der Mittelstürmer galt als Riesentalent mit großer Zukunft an der Anfield Road.
Zehn Jahre später ist der 26-Jährige Eigentümer einer Birminghamer Filiale der Morley's-Kette und verkauft Brathähnchen.
Im Alter von 16 Jahren und sechs Tagen stand Sinclair im Ligapokal gegen West Bromwich Albion erstmalig für die Liverpool-Profis auf dem Platz. Damals wurde er gar der jüngste Spieler, der bis dahin seinen Einstand für die Reds feierte. "Ich war einfach so glücklich, dort zu sein. Rodgers rief mich an und sagte: 'Ich mag dich wirklich, du wirst mehr hier oben spielen'. Dann, im Hotel, fand ich heraus, dass ich gegen West Brom auf der Bank saß", erzählte Sinclair von einem besonderen Tag im Mirror.
Trainer Brendon Rodgers gab dem damaligen Youngster die Warnung mit auf den Weg, dass nun die harte Arbeit beginne. Er betonte, dass es nicht ausreiche, nur der jüngste Spieler zu sein und dann die Konzentration zu verlieren, und führte aus: "Zum Glück ist er ein guter Junge und er ist wirklich fokussiert. Der Hunger, zu lernen, kann einen weit bringen."
Sinclair hatte ausgerechnet gegen West Bromwich Albion sein Debüt gegeben - gegen den Verein, bei dem er seine Ausbildung zum Profifußballer in der Jugend-Akademie durchlaufen hatte. Im Jahr 2011, im Alter von nur 14 Jahren, wurde er von den Reds für rund 228.000 Euro unter Vertrag genommen. Zunächst spielte er in der U16-Mannschaft, bevor er in die U18-Mannschaft befördert wurde, in der er in sechs Spielen beeindruckende acht Tore erzielte. Obwohl er bereits sein Debüt im Ligapokal gegeben hatte, spielte er danach weiterhin in der Jugendmannschaft.
Zahlreiche Leihgeschäfte ohne Erfolg: Sinclairs Karriere neigt sich dem Ende zu
Nachdem Sinclair aufgrund einer Verletzung ausgefallen war, absolvierte er im Anschluss an seine Premiere eine erfolgreiche Spielzeit in den verschiedenen Jugendmannschaften des FC Liverpool. Später wurde der damals 18-jährige Stürmer an Wigan Athletic ausgeliehen, wo er jedoch nur einmal für acht Minuten gegen den FC Watford spielte und dabei mit seinem Team eine Niederlage einstecken musste.
Nach seiner Rückkehr zu den Reds gab Sinclair schließlich sein Premier-League-Debüt gegen den FC Chelsea im Mai 2015. Folgte nun also der große Durchbruch? In der 68. Minute wurde er für Rickie Lambert eingewechselt, eine Woche später stand der Stürmer zusammen mit vielen berühmten Stars im All-Star-Charity-Spiel von Steven Gerrard auf dem Platz.
"Gerrard war sehr gut zu mir und gab mir das Gefühl, involviert zu sein. Er bat mich, in seinem All-Star-Charity-Spiel gegen Jamie Carraghers Team zu spielen. Ich habe mit Thierry Henry und Ryan Babel in einer Dreierreihe angefangen. Ich kann ihm nie genug dafür danken, dass er mir die Gelegenheit gegeben hat, mein Idol zu treffen", erzählte Sinclair.
Im FA-Cup gegen Exeter City erzielte er sein erstes Tor für Liverpool, verließ im Sommer 2016 dann aber endgültig den Verein in Richtung Watford. Bei den Londonern fand er nicht so richtig Anschluss, weshalb zahlreiche Leihgeschäfte der Karriere neuen Schwung verleihen sollten.
Brathähnchen statt Anfield Road: Sinclairs Neuanfang
Nach seiner Zeit bei Birmingham City, in der er nur fünfmal eingesetzt worden war, wechselte der ehemalige U17-Nationalspieler im Sommer 2018 erneut den Verein. Seine Zeit bei Sunderland war ebenfalls von kurzer Dauer, und er wurde danach an Oxford United, VVV Venlo und ZSKA Sofia ausgeliehen. Obwohl er bei Venlo zum Einsatz kam, blieb er torlos. Bei Sofia konnte der Engländer sich jedoch als Stammspieler etablieren und gewann mit dem Team den Pokal. Sein letztes Pflichtspiel absolvierte er im Mai 2021.
Schließlich kehrte er zum FC Watford zurück - und erhielt die Kündigung. Es sollte also nicht mehr so wirklich sein mit der Fußballkarriere. Die Alternative? Ein Brathähnchen-Laden in seiner Heimatstadt Birmingham.
"Ich weiß, dass er in Birmingham lebt und einen guten Geschäftssinn hat. Er hat Interessen außerhalb des Fußballs", erzählte Oxfords Trainer Karl Robinson im Interview mit The Athletic und führte aus: "Ich möchte nur, dass er glücklich ist. Ob er wieder Fußball spielt oder nicht: Solange er glücklich ist, ist das alles, was zählt."