FC Chelsea: Auch Trainer können zu Transfer-Flops werden

Von Sebastian Mittag
Julian Nagelsmann
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Immer wieder gelten Spieler als Transferflops - aber auch auf der Trainerbank kann finanziell daneben gegriffen werden.

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Romelu Lukaku, Danny Drinkwater oder Timo Werner: Der FC Chelsea holt gerne mal Spieler, die sehr viel Geld kosten, dann aber keinen durchschlagenden Erfolg haben. Die Blues gönnen sich aber nicht nur horrende Ausgaben für ihre Spieler - auch auf dem Trainermarkt sind die Londoner nicht knausrig.

Die Trennung von Trainer Graham Potter wird unter dem Strich ebenfalls nicht billig werden. Chelsea hatte nach dem Rauswurf von Thomas Tuchel für Potter 17,4 Millionen Euro Ablöse an Brighton & Hove Albion bezahlt. Der 47-Jährige unterschrieb dann einen Vier-Jahres-Vertrag mit einem Gehalt von über 11 Millionen Euro im Jahr. Insgesamt war man also bereit, für das Paket Potter über 61 Millionen Euro auszugeben. Einigt man sich jetzt auf eine niedrigere Abfindung als die Summe der ausstehenden Gehälter, kommt man am Ende ein wenig günstiger weg.

Trotzdem: Ein solcher Trainer-Deal kann einen Verein heutzutage so viel kosten wie früher nur ein kostspieliger Spielertransfer. Und so zum großen finanziellen Risiko werden.

Chelsea hatte schon vorher Erfahrung mit einer teuren Trainerverpflichtung: Für André Villas-Boas zahlte man im Jahr 2011 15 Millionen Euro Ablöse an den FC Porto. Eineinhalb Jahre später trennte man sich schon wieder vom Portugiesen. Mit den Ablösen für Potter und Villas-Boas liegt Chelsea auf den Plätzen zwei und drei der höchsten gezahlten Ablösesummen für Trainer.

Teure Trainer: Julian Nagelsmann auf Rang eins

Auf Platz eins war nur noch einer teurer: Julian Nagelsmann. Der FC Bayern zahlte für ihn eine Ablöse von bis zu 25 Millionen Euro an RB Leipzig. Auch mit Nagelsmann war nach eineinhalb Jahren Schluss. Der 35-Jährige, der aktuell bei den Bayern nur freigestellt ist, hat noch einen gültigen Arbeitsvertrag bis 2026.

Nagelsmann soll zwischen acht bis neun Millionen Euro jährlich bei den Münchnern verdient haben. Bei etwas mehr als drei verbleibenden Vertragsjahren hätte er also noch mehr als 24 Millionen Euro eingestrichen.

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Wenn sich ein anderer Bundesligaklub als der FC Bayern für seine Verhältnisse einen Star-Transfer leistet, sind die Ausgaben normalerweise nicht so hoch, wie der Rekordmeister am Ende für das Kapitel Nagelsmann ausgegeben haben dürfte.

Hohe Ablösesummen für Trainer sind noch gefährlicher als für Spieler. Denn die Halbwertszeit eines Trainers ist oft kürzer als die eines Spielers. Potter, Nagelsmann und Villas-Boas belegen das. Auch wenn ein Spieler wie zum Beispiel Timo Werner bei Chelsea nicht einschlägt, verliert er meist nicht seinen Wiederverkaufswert zu 100 Prozent. Auch muss man im Normalfall keine Gehaltszahlungen bis Vertragsende leisten. Im Normalfall wechselt der Spieler einfach den Klub, spielt eventuell eine niedrigere Ablöse ein als der Kaufpreis, aber danach hat man ihn von der Payroll. Trainer verlieren nach einer Trennung meist ihren kompletten Wiederverkaufswert und belasten weiter das Budget.

Kommt Bayern dank Chelsea mit einem blauen Auge davon?

Wer wird in nächster Zeit eine Ablöse für Graham Potter zahlen? Oder für Julian Nagelsmann? Moment! Eventuell wird der FC Chelsea eine Ablösesumme für Julian Nagelsmann zahlen! Denn der Deutsche gilt als einer der Nachfolgekandidaten für Potter bei den Blues. Dann könnten die Bayern eine saftige Ablöse von den Engländern verlangen und so einen Teil der immensen Kosten für Nagelsmann wieder reinholen. Eventuell könnte man in den Deal sogar noch Chelseas Assistenztrainer Anthony Barry packen, den Thomas Tuchel gerne nach München holen will.

War der Nagelsmann-Deal am Ende finanziell doch nicht so schlecht?

Wenn Bayern für seinen Ex-Trainer noch eine Ablöse raushandelt, wäre man eher nochmal mit einem blauen Auge davongekommen. Denn einen Klub, bei dem das Geld so locker sitzt wie beim FC Chelsea, findet man so schnell nicht noch einmal.

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