Supertalent Warren Zaire-Emery: Ein 17-Jähriger als Erbe von Kylian Mbappé bei PSG

Von Thomas Hindle und Oliver Wittenburg
Warren Zaïre-Emery, PSG
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Der erst 17-jährige Warren Zaire-Emery spielt bereits eine herausragende Rolle in Luis Enriques Team in der noch jungen Saison. Keine Frage, aus dem Youngster könnte eine prägende Figur bei PSG werden.

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Er will unbedingt weg aus Paris, doch Marco Verrattis Wunsch hat sich nicht erfüllt. Noch nicht zumindest. Seit langem ist der Italiener ein Fixpunkt bei PSG, doch als die Angebote aus Saudi-Arabien hereinflatterten, war er Feuer und Flamme.

Bislang in dieser Saison stand Verratti noch nicht im PSG-Kader und man kann davon ausgehen, dass er sein letztes Spiel für die Hauptstädter bereits absolviert hat. Der Abschied des 30-Jährigen nach Saudi-Arabien oder Katar scheint nur eine Frage der Zeit zu sein.

Ihn zu ersetzen, wird kein leichtes Unterfangen. Verratti prägte das PSG-Mittelfeld über mehr als ein Jahrzehnt, wurde neunmal französischer Meister. Der große Andres Iniesta bezeichnete ihn vor ein paar Jahren als seinen Nachfolger.

Wie soll man so einen Mann ersetzen? Aber anstatt mit den schier unbegrenzten finanziellen Mitteln im Rücken auf die Suche nach einem hochkarätigen Mittelfeldstrategen zu gehen, hat PSG den Blick auf die vorhandenen sportlichen Ressourcen gerichtet und Eigengewächs Warren Zaire-Emery als Verratti-Nachfolger ausgemacht.

Zaire-Emery ist erst 17 Jahre, doch bislang lässt sich festhalten: Der Schachzug des neuen Trainers ist gelungen.

Warren Zaïre-Emery, PSG
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Warren Zaire-Emery: Unmöglich zu übersehen

Der Youngster ist nicht erst seit gestern Thema in Paris. Im Unterschied zu Supertalenten wie Christopher Nkunku oder Kingsley Coman hat PSG an ihm festgehalten und nicht bei erster Gelegenheit weitervermittelt. Unter Christoph Galtier, Enriques Vorgänger als Cheftrainer, debütierte der 16-jährige Zaire-Emery in der ersten Mannschaft.

Und damit war zu rechnen. Zaire-Emery flog förmlich durch die Nachwuchsabteilungen bei PSG, woran sein Vater als Jugendtrainer des Vereins großen Anteil hatte. Es heißt, der 9-jährige Zaire-Emery habe die Gleichaltrigen derart zerlegt, dass er gleich in die U11 aufrückte. Mit 14 stieß er zur U19 und spielte bereits UEFA Youth League. Spätestens im letzten Sommer war er dann auch dem Jugendfußball entwachsen.

Damals sollte Zaire-Emery mit der ersten Mannschaft trainieren, aber für die Reserve spielen. Jedoch war er dafür mit 16 Jahren schlicht zu gut und Verletzungsprobleme taten ihr Übriges. Das Talent kam am Ende auf 26 Einsätze in der Ligue 1 und drei in der Champions League, darunter einer in der Startelf gegen die Bayern im Achtelfinale. Die vergangene Saison mag aus diversen Gründen eine miserable für PSG-Maßstäbe gewesen sein, Warren Zaire-Emery war ein Lichtblick.

Warren Zaïre-Emery, PSG
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Warren Zaire-Emery: Die ideale Rolle

Allzu viel konnte Zaire-Emery unter Galtier gar nicht zeigen, was weniger am Youngster denn am Trainer lag. Galtier positionierte sein Toptalent häufig auf dem rechten Flügel oder auf einer sehr offensiven Mittelfeldposition - und da hat der Youngster nun mal nicht seine Stärken.

Spielte Zaire-Emery dann aber im zentralen defensiven Mittelfeld, dann blühte er förmlich auf. Er erzielte ein wichtiges Tor im Titelrennen gegen Montpellier und war beim 4:2 gegen Nantes der spielbestimmende Mann auf dem Platz, als er Danilo Pereira im Zentrum vertrat, der in die Innenverteidigung gerückt war. Obwohl Kylian Mbappé und Lionel Messi damals im Fokus standen, war es Zaire-Emery, der mit klugem Positionsspiel, unermüdlicher Laufarbeit und gescheiten Pässen der Schlüssel war.

In der noch jungen neuen Saison knüpft er mit dem resoluten Manuel Ugarte als Absicherung nahtlos daran an. Egal ob er ins letzte Drittel vorstößt oder die Bälle aus der Tiefe verteilt, Zaire-Emery agiert mit großer Überzeugung und Effizienz. Mehr als 90 Prozent seiner Bälle kommen an, einen Assist hat er bereits auf der Habenseite. Nur nochmal zur Erinnerung: Das Talent ist im März 17 geworden und muss sich nicht nur bei einem der reichsten Klubs der Welt behaupten, sondern auch in einer enorm physischen Liga.

Warren Zaire-Emery, PSG, FC Bayern München
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Warren Zaire-Emery: Ein Eigengewächs

Fans auf der ganzen Welt lieben es, wenn Talente aus dem eigenen Stall den Durchbruch in der ersten Mannschaft schaffen. Da ist PSG überhaupt keine Ausnahme. Worin die Pariser durchaus ein Alleinstellungsmerkmal haben, ist die "Fähigkeit", auf der einen Seite unzählige fantastische Youngster auszubilden, deren Potenzial auf der anderen Seite aber nicht oder nur sehr sporadisch für die eigenen Zwecke zu nutzen.

Es ist sicherlich zu großen Teilen die Schuld der katarischen Besitzer des Hauptstadtklubs, dass die besten Nachwuchsspieler PSG meist schon verlassen, bevor sie ihre Fähigkeiten bei den Profis erproben konnten. Über Jahre war Presnel Kimpembe das einzig Eigengewächs des Klubs, das auch in der ersten Mannschaft eine nennenswerte Rolle spielte. Vielleicht haben die Fans deshalb auch so viel Geduld mit Mbappé und seinen Kapriolen, weil er den Traum vom Local Hero erfüllt, auch wenn er nicht bei PSG ausgebildet wurde.

Doch Mbappés Tage in Paris scheinen gezählt und so drängt sich Warren Zaire-Emery förmlich für die Rolle der ultimativen Identifikationsfigur im PSG-Trikot auf. Er ist bekennender Fan des Klubs und trägt dessen Farben, seit er acht Jahre alt ist. Er auf dem Zaun, das Megafon in der Hand die Anhänger anfeuernd - das Bild nach dem Sieg über Lens am 3. Spieltag kann man sehr leicht symbolisch sehen.

Die Karriere im Dress der französischen Nationalmannschaft nimmt ebenfalls Fahrt auf. Thierry Henry berief ihn bereits für die U21.

07-zaire-emery
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Warren Zaire-Emery: Wie geht es weiter?

Wir haben es bereits erlebt. Es passierte mit Nkunku, zum Teil auch mit Coman. Es passierte mit Mike Maignan und Adrien Rabiot. Sie alle verließen PSG, um dann nachzuweisen, dass man sie nicht hätte gehen lassen sollen oder dürfen.

Bei Zaire-Emery scheint es nun anders zu laufen. Luis Enrique hat sich in der Vergangenheit schon als großer Förderer der Jugend erwiesen, indem er Nachwuchsspielern wie Pedri oder Gavi große Verantwortung in einer ansonsten sehr erfahrenen spanischen Nationalmannschaft übertrug. Auf Zaire-Emery scheint er ähnlich große Stücke zu halten.

Dass dabei nicht alles wie am Schnürchen läuft, zeigt der durchaus holprige Saisonstart, doch PSG befindet sich ohnehin in einer Phase des Übergangs, der vermutlich erst abgeschlossen sein wird, wenn nach Neymar und Messi (und wohl auch Verratti) auch Mbappé seinen Abschied genommen hat. Auch wenn er noch blutjung ist und sicher noch Formschwankungen unterworfen sein wird: Warren Zaire-Emery könnte das neue Gesicht von PSG werden. Ein Anfang ist schon gemacht - und der ist durchaus vielversprechend.

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