In Coverciano war es am späten Dienstagnachmittag nur eine Randnotiz. Dabei hatte der italienische Verband FIGC gerade seine fast schon verzweifelte Suche nach einem Nachfolger für Antonio Conte beendet. Giampiero Ventura heißt der neue Nationaltrainer der Azzurri - aber erst für die Zeit nach der EURO.
Entsprechend gering war auch das Interesse der Mannschaft um Kapitän Gianluigi Buffon im EM-Trainingslager in der Nähe von Florenz an der Personalie Ventura, der einen Zweijahresvertrag unterschrieb. Nach dem 2:0 (1:0)-Sieg bei der Generalprobe gegen Finnland in Verona drehte sich in Coverciano vielmehr alles um die EURO und das schwere Auftaktspiel am kommenden Montag in Lyon gegen Geheimfavorit Belgien - und die Squadra Azzurra fühlt sich vor dem Abflug am Mittwochabend von Florenz nach Montpellier für das Turnier gerüstet.
"Wir sind bereit"
"Wir sind bereit", betonte Conte, der nach der EM zum FC Chelsea wechselt. Er könne mit Sicherheit eines sagen, "dass wir ein Team von großartigen Kerlen und exzellenten Fußballern haben. Und das ist am wichtigsten." Auch Stephan El Shaarawy vom AS Rom äußerte sich zuversichtlich, nachdem das Gruppenaus bei der WM 2014 fast eine Staatskrise ausgelöst hatte: "Wir kommen zur EURO mit viel Selbstvertrauen, wir glauben an unsere Stärke."
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Seit 1968 bemüht sich der viermalige Weltmeister bei EM-Turnieren jedoch vergeblich um den zweiten Titel. Auch 2016 gehören die Azzurri, die in der starken Gruppe F noch auf Irland und Schweden treffen, im Gegensatz zu den anderen großen Fußball-Nationen wie Deutschland, Frankreich oder Spanien zum Kreis der Favoriten. Dies sei aber "besser", meinte El Shaarawy, der Druck sei dann nicht ganz so groß, "wir müssen ohnehin von Spiel zu Spiel denken".
"Klare Signale des Wachstums"
Dennoch hat der Erfolg gegen die Finnen nach Treffern von Antoni Candreva von Lazio Rom (27.) und des eingewechselten Routiniers Daniele de Rossi (71.) Hoffnungen geweckt. Die Gazzetta dello Sport hat "klare Signale des Wachstums" erkannt. De Rossi könne bei der EM "zum Eckpfeiler" werden. Der Corriere dello Sport schrieb von einer "schönen blauen Nacht" und verabschiedete das Team um Urgestein Buffon ins noble Mannschaftshotel Courtyard by Marriott in Montpellier "voller Vertrauen".
Ventura kann sich die EM noch in aller Ruhe anschauen, bis es für ihn im September in der Qualifikation zur WM 2018 in Russland ernst wird. "Er hat viel Erfahrung und Führungsqualitäten", begründete Verbandspräsident Carlo Tavecchio die Entscheidung für den Routinier.
Ventura war zuletzt Trainer des FC Turin, zuvor war er unter anderem für Sampdoria Genua, Hellas Verona und den SSC Neapel verantwortlich. Ventura erhält einen Zweijahresvertrag. Rund 1,5 Millionen Euro soll der neue italienische Nationaltrainer pro Jahr erhalten. Conte soll mehr als das Doppelte verdient haben.
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