Als Juventus am Montagabend im Stadion in Empoli eintraf, war das Team Zweiter der Serie A. Als die Spieler zum Aufwärmen auf den Platz gingen, waren sie auf den siebten Platz zurückgefallen. Die Hoffnungen, in der nächsten Saison in der Champions League spielen zu können, hängen seit der Zehn-Punkte-Strafe wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten und falscher Buchführung im Zusammenhang mit vergangenen Transfergeschäften am seidenen Faden.
Ein Sieg in Empoli hätte die Chancen auf einen Platz unter den ersten Vier deutlich erhöht, doch die Mannschaft kassierte eine peinliche 1:4-Niederlage. Unter diesen skurrilen Umständen kam sie jedoch nicht allzu überraschend.
In Italien spricht man bereits von einem "Schwarzen Montag" für Juve. Doch was jetzt folgt, könnte eher einem "Black Friday" ähneln - ein massiver Ausverkauf, bei dem einige große Namen den krisengeschüttelten Verein verlassen, um anderswo in der Champions League zu spielen.
SPOX gibt einen Überblick über die Star-Spieler von Juventus, die im kommenden Transferfenster auf dem Markt sein könnten.
Paul Pogba
Pogba ist erst im vergangenen Sommer nach Turin zurückgekehrt und Trainer Massimiliano Allegri hat betont, dass er und Juve warten werden, bis der verletzungsgeplagte Mittelfeldspieler wieder voll fit ist. Doch sollte ein Angebot für den Franzosen hereinflattern, würden die Bianconeri es wohl direkt annehmen.
Juve ist, wie die Gazzetta dello Sport schreibt, "Gefangener von Pogbas lukrativem Vertrag", der mit acht Millionen Euro pro Jahr (einschließlich Prämien) dotiert ist und noch drei Jahre läuft. Das Problem: Kein kluger Verein wird ihn bei seiner Verletzungshistorie und diesem Gehalt unter Vertrag nehmen wollen. In dieser Spielzeit kommt er auf gerade einmal 161 Minuten.
Doch will Pogba selbst in einer Mannschaft spielen, die sich im Umbruch befindet? Der Weltmeister möchte in seinen letzten guten Jahren im Profifußball sicher auch noch erstmals die Champions League gewinnen.
Wojciech Szczesny
Szczesny verärgerte Allegri in der vergangenen Woche mit der Behauptung, dass die hohe Anzahl seiner Paraden im Halbfinal-Rückspiel der Europa League gegen Sevilla (1:2) symptomatisch für die schwache Leistung von Juve gewesen sei. Der Trainer riet seinem Torhüter, ruhig zu bleiben, und stellte auch die Italienischkenntnisse des Polen in Frage.
In einem Jahr endet der Vertrag Szczesnys - wenn er nicht verlängern will, würde Juve ihn sicher verkaufen. Mit 6,5 Millionen Euro pro Jahr ist er zudem einer der bestverdienenden Spieler des Klubs.
In Anbetracht der aktuellen wirtschaftlichen Lage des Vereins ist es kaum verwunderlich, dass Juve bereits nach potenziellen Nachfolgern Ausschau hält. Darunter sind Marco Carnesecchi, der auf Leihbasis von Atalanta nach Cremonese gewechselt ist, und Guglielmo Vicario von Empoli.
Adrien Rabiot
Rabiot zeigt in dieser Saison beeindruckende Leistungen, sowohl für Juve als auch für Frankreich bei der WM in Katar. Der Vertrag des einst von PSG gekommenen Mittelfeldspielers läuft im Sommer aus. Die Juve-Hoffnung, ihn zu halten, wird nun durch das Verpassen der Champions League zunichtegemacht.
Und deshalb kommt die Premier League ins Spiel. Manchester United wurde immer wieder mit Rabiot in Verbindung gebracht. Aber die neuesten Berichte deuten darauf hin, dass die Red Devils mit dem von Saudi-Arabien unterstützten Newcastle United in Konkurrenz treten müssen.
Rabiot ablösefrei abzugeben, wäre natürlich ein herber Schlag für die Bianconeri. Aber durch seinen Abgang würde zumindest einer der besten Verdiener des Vereins (sieben Millionen Euro pro Jahr) von der Gehaltsliste gestrichen.
Federico Chiesa
Der Europameister hat einen langen Weg voller Verletzungen hinter sich. Noch ist er nicht so gut wie früher - aber das ist verständlich nach zehn Monaten Pause wegen einer schweren Knieverletzung.
Dennoch war er gegen Empoli (1:4) der effektivste Juve-Spieler. Medienberichten zufolge ist er aber grundsätzlich mit der Spielweise von Trainer Max Allegri enorm unzufrieden. Chiesa muss ständig auf neuen Positionen spielen und viel mit nach hinten arbeiten, was ihm nicht gefällt.
Chiesa ist für jeden Verein, der einen Weltklasse-Flügelspieler sucht, eine attraktive Option. Wenn er gesund ist, könnte Chiesa sich bei einem offensiv spielenden Team, insbesondere in England, austoben. Eine saftige Ablöse könnte Juve dann obendrein winken.
Ángel Di María
Es ist schon seit einiger Zeit klar, dass Di María und Trainer Allegri nicht auf einer Wellenlänge liegen. Wie bei Chiesa war auch hier der Spielstil die Ursache für die Spannungen.
Trotzdem schien Di María seinen im Sommer auslaufenden Vertrag verlängern zu wollen. Doch der Punktabzug hat das Blatt zum Schlechten für Juve gewendet. Der Weltmeister aus Argentinien betont zwar, dass seine Zukunft nicht an die Champions League geknüpft ist, aber ein Abschied ist nun sehr wahrscheinlich. Doch welcher Verein nimmt einen 35-Jährigen auf? Lässt er seine Karriere vielleicht in der Heimat ausklingen?
Aber auch für Juve würde sein Abgang jetzt Sinn ergeben. Ohne die Top-Einnahmen aus der CL muss der Klub beim Gehalt einsparen. Di María verdient dem Vernehmen nach sechs Millionen Euro pro Jahr in Turin.
Dusan Vlahovic
Schon bevor Juve den Punktabzug bekam, war Vlahovic in England im Gespräch. In den kommenden Tagen und Wochen dürften sich die Spekulationen um einen möglichen Wechsel in die Premier League also noch verstärken. ESPN behauptet bereits, dass der FC Chelsea ein Angebot für den serbischen Stürmer abgegeben hat.
Doch Chelsea spielt ja selbst nicht einmal international - in Turin hätte Vlahovic wenigstens die Europa League. Zum Glück für ihn sollen auch Manchester United und Arsenal Interesse haben, während Bayern München ebenfalls auf der Suche nach einem Top-Mittelstürmer ist.
Natürlich hat Vlahovic seit seinem 70-Millionen-Euro-Wechsel von der Fiorentina zu Juve im Januar 2022 kaum Tore geschossen - nur 17 Treffer in 42 Serie-A-Spielen -, aber die meisten Beobachter sind der Meinung, dass er unter Allegris pragmatischer Taktik am meisten gelitten hat.