Von Akinfejew bis Danny: Die Besten Russlands

SID
Kevin Kuranyi liegt mit Dynamo Moskau in der Tabelle der Premier Liga aktuell auf Rang sieben
© Getty

Kevin Kuranyi brach im Sommer seine Zelte in Deutschland ab und spielt nun für Dynamo Moskau in Russland. In seiner SPOX-Kolumne berichtet der 28-Jährige regelmäßig von seinen Erlebnissen im fernen Russland. Diesmal schreibt Kuranyi über seine persönliche Top 6 - die besten Spieler der russischen Premier Liga. Von Igor Akinfejew über Vagner Love bis hin zu Danny.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Priwjet is Moskwi, hallo aus Moskau,

während man in Deutschland noch vom Saisonstart spricht, neigt sich hier bei uns in Russland die Spielzeit schon rasant dem Ende zu. Noch drei Spieltage, dann ist Schicht im Schacht. Und wenn nicht noch etwas ganz Außergewöhnliches passiert, dürfen sie dann bei Zenit St. Petersburg die Meisterschaft feiern.

Sechs Punkte Vorsprung auf Verfolger ZSKA Moskau sollten eigentlich reichen, um das Ding sicher nach Hause zu bringen.

Das freut mich vor allem für meinen Freund Fernando Meira, der dort unter Vertrag steht. Wesentlich spannender geht es in den hinteren Regionen zu. Fast die halbe Liga ist noch vom Abstieg bedroht.

Europa League wird schwer

Und wir von Dynamo Moskau? Wir stehen irgendwo mittendrin zwischen Meisterschaft und Abstieg. Fünf Punkte Rückstand haben wir auf den Fünften Spartak Nalchik.

Realistisch gesehen muss man sagen: Das wird doch eher schwer mit der Qualifikation zur Europa League. Aber so lange rechnerisch noch irgendwas möglich ist, werden wir kämpfen.

So oder so besteht kein Grund zum Trübsal blasen. Als ich im Sommer her kam, war ja schon klar, dass hier nicht kurz-, sondern mittelfristig etwas aufgebaut werden soll.

Und was das angeht, sind wir auf einem guten Weg. Wir haben in den letzten Monaten eine richtig gute Entwicklung gemacht.

Es fehlt die Konstanz

Mittlerweile können wir mit breiter Brust in die Spiele gehen und sagen: Wir können gegen jede Mannschaft punkten, das haben wir bewiesen. Was uns noch fehlt, ist die Konstanz. Aber daran arbeiten wir.

So etwas geht allerdings auch in Russland nicht von heute auf morgen. Die Liga ist stärker, als das der eine oder andere vielleicht wahrnimmt.

Den Beweis liefern Zenit St. Petersburg und ZSKA Moskau gerade in der Europa League. Vier Spiele, vier Siege. Das hat Klasse.

Auf jeden Fall habe ich hier in den letzten Monaten einige richtig gute Jungs gesehen. Höchste Zeit also, mal sechs Spieler vorzustellen, die mich besonders beeindruckt haben.

Igor Akinfejew (Torwart/24 Jahre/ZSKA Moskau)

Sein Name taucht immer wieder auf, wenn irgendein Topklub in Europa einen neuen Torwart sucht. Er wurde schon mit Juventus Turin, Bayern München, Manchester United und Arsenal in Verbindung gebracht.

Und ganz ehrlich: Ich kann das zu 100 Prozent nachvollziehen.

Igor Akinfejew bringt alles mit, was ein guter Torwart heutzutage mitbringen muss. Er ist stark auf der Linie, sicher bei hohen Bällen, ein guter Fußballer - und er hat eine gute Ausstrahlung.

Außerdem ist er zwar erst 24 Jahre alt, hat aber schon eine Menge Erfahrung. Er hat für ZSKA schon fast 200 Spiele bestritten und ist auch im Nationalteam eine feste Größe.

Sergej Semak (Mittelfeld/34/Zenit St. Petersburg)

Der Mann ist hier in Russland schon fast eine Legende. Er ist der einzige, der zwei Mannschaften als Kapitän zu einem russischen Meistertitel führen konnte: ZSKA Moskau 2003, Rubin Kasan 2008 und 2009.

Außerdem war er bei der EM 2008 auch Spielführer der Nationalmannschaft. In diesem Sommer ist er zu Zenit gewechselt - und wird wohl wieder Meister.

Er ist unglaublich ballsicher und hat ein gutes Auge. Ein Spieler, der das Tempo bestimmen kann. Von ihm gibt es auch abseits des Platzes eine ganz lustige Geschichte.

Sein fünftes Kind wurde geboren, während er mit Kasan in der Champions League gegen den FC Barcelona gespielt hat. Nun heißt seine Tochter Barcelona.

Vagner Love (Sturm/26/ZSKA Moskau)

Den Namen wird der eine oder andere in Deutschland bestimmt schon gehört haben. Angeblich sollen sowohl der Hamburger SV als auch der VfB Stuttgart mal Interesse gehabt haben.

Sie hätten einen fantastischen Stürmer bekommen. Laufstark, beidfüßig, technisch stark, enorm treffsicher.

Seit er im Sommer wieder aus Brasilien zu ZSKA zurück ist, ist er kaum zu stoppen. Elf Spiele, sechs Tore, vier Vorlagen. Das ist so schlecht nicht.

Im letzten Jahr wurde er mit elf Treffern Torschützenkönig der Europa League - obwohl sein Team im Achtelfinale gescheitert ist. Das muss ihm erst mal einer nachmachen.

Alex (Mittelfeld/28/Spartak Moskau)

Der Kapitän von Spartak ist ein typischer Zehner, ein brillanter Spielmacher. Wenn du so einen Spieler als Stürmer hinter dir hast, kannst du dich glücklich schätzen.

2008 wurde er zum besten offensiven Mittelfeldspieler der brasilianischen Meisterschaft gewählt.

Das soll bei der Auswahl an guten Fußballern dort schon was heißen.

Es gibt nur eines, was ich bei ihm nicht begreife: Warum er mit seinen Qualitäten erst 2009 nach Europa kam.

Aleksandr Samedow (Mittelfeld/26/Dynamo Moskau)

Ein Spieler von Dynamo darf in meiner Aufzählung natürlich nicht fehlen - sonst muss ich erst gar nicht mehr im Training auftauchen. Im Ernst: Aleksandr ist ein Spieler mit sehr viel Potenzial. Er wirbelt bei uns auf der rechten Seite.

Ein Dribbelkünstler, der exzellente Flanken schlägt - und der in seiner Entwicklung noch lange nicht am Ende ist.

Er stammt aus der Jugendakademie von Spartak Moskau und kennt sich im Moskauer Fußball wahrscheinlich aus wie kein Zweiter. Er war nach seiner Zeit bei Spartak auch bei Lokomotive und FK Moskau, ehe er zu uns kam.

Danny (Mittelfeld/27/Zenit St. Petersburg)

Der teuerste Transfer aller Zeiten in der russischen Liga. 2008 wechselte er von meinem Klub Dynamo für 30 Millionen Euro zu Zenit St. Petersburg.

Eine Investition, die sich für den aktuellen Tabellenführer ausgezahlt hat. Danny ist ein fantastischer Offensivspieler. Torgefährlich, technisch nahezu perfekt, schnell, in 1:1-Situationen kaum zu stoppen.

Geboren wurde er zwar in Caracas (Venezuela), da er aber portugiesischer Abstammung ist, spielt er auch für Portugal.

2008 wurde er zum besten Spieler des Uefa-Super-Cup-Finales gewählt. Die Partie gewann Zenit übrigens mit 2:1 gegen Manchester United. Das sagt schon sehr viel über Dannys Qualitäten aus.

Zumindest einem von den Sechs wollen wir wenigstens am letzten Spieltag den Spaß verderben. Denn dann spielen wir gegen Alex' Spartak Moskau.

Und wer weiß? Vielleicht geht es für uns ja dann tatsächlich noch um die Qualifikation für die Europa League. Ich werde jedenfalls alles dafür geben.

Bis bald. Euer Kevin

 

 

 

 

 

Kevin Kuranyi, geboren am 2. März 1982 in Rio de Janeiro, gehört zu den besten Stürmern Deutschlands. Von 2001 bis 2005 spielte er als Profi für den VfB Stuttgart, danach wechselte er zum FC Schalke 04. Seit Sommer 2010 trägt Kuranyi nun das Trikot von Dynamo Moskau. Für die Nationalmannschaft war er bislang 52 Mal im Einsatz. Mehr Informationen über Kevin Kuranyi gibt es unter www.kevin-kuranyi.de und auf Kuranyis Facebook-Seite.

Kevin Kuranyi im Steckbrief