Der Chef kam natürlich als Erster. Am Montag um 8.01 Uhr fuhr Jose Mourinho am Trainingsgelände in Valdebebas vor, um seine dritte Saison als Trainer von Real Madrid in Angriff zu nehmen. Drei Wochen hat Mourinho geurlaubt; in Miami, Cancun/Mexiko und in seiner portugiesischen Heimat.
"Mir hätten auch zwei Wochen oder sogar nur zehn Tage gereicht. Ich kann vom Fußball eh nie die Finger lassen", sagte Mourinho an Tag eins seiner Mission "Real Madrid 3.0".
Valdano: "Real verdammt zum 10. CL-Titel"
Im dritten Amtsjahr soll nicht nur der spanische Meistertitel erfolgreich verteidigt werden, sondern vor allem dieser verdammte zehnte Landesmeister-Titel her. La Decima ist seit dem letzten Triumph 2002 jährlich das erklärte Ziel der Königlichen.
Nach einer Serie von Achtelfinal-Pleiten erreichte Real unter Mourinho in den letzten beiden Jahren immerhin das Halbfinale, scheiterte dort aber an zwei Bestien: Barcelona und Bayern.
"Real Madrid ist verdammt zu diesem zehnten Titel. Sollte Mourinho es auch im dritten Jahr nicht schaffen, dürfte die Kritik an ihm vorhersehbar steigen", sagte Jorge Valdano, Reals ehemaliger Generaldirektor. "Viele sind in Madrid gescheitert, weil sie die Champions League nicht gewonnen haben: Trainer, Spieler, Funktionäre. Das ist ein wie ein Teufelskreis."
Auch Valdano musste einst gehen, weil seine eingekauften Spieler nicht den gewünschten Ertrag brachten.
Im Hinblick auf die kommende Saison geht Real Madrid auf dem Transfermarkt völlig neue Wege. Bislang steht kein einziger neuer Spieler auf der Gehaltsliste und es gibt auch kaum Namen, die im Gespräch sind, bzw. über die spekuliert wird.
Viel Geld für Modric
Als am Sonntagabend ein italienisches Sportportal den Wechsel des Brasilianers Maicon von Inter Mailand nach Madrid als nahezu perfekt gemeldet hatte, preschte Reals Hauspostille "Marca", sonst gerne mal Urheber von Transfergerüchten, vor und vermeldete: Eine üble Ente, Real will mit dem Spieler Maicon nichts mehr zu tun haben.
Hartnäckig hält sich dagegen Luka Modric. Mourinho würde den Kroaten gerne als Alternative im offensiven Mittelfeld verpflichten, der Spieler würde gerne kommen.
40 Millionen Euro Ablöse ruft Tottenham Hotspur auf, Real bot zuletzt laut Medienberichten 35 Millionen. Mit Modric ist Real schon länger klar; eine Einigung zwischen beiden Klubs steht unmittelbar bevor.
"Pflegefall" Kaka
Kommt Modric, dürfte die Zeit eines ehemaligen Weltfußballers bei Real endgültig vorbei sein. Kaka wird in Madrid ohnehin mehr oder weniger nur noch geduldet, obwohl seine Werte in der letzten Saison gar nicht mal schlecht waren. In 27 Ligaeinsätzen kam er auf 15 Scorerpunkte, in acht CL-Spielen auf drei Tore und sechs Vorlagen.
"Eigentlich ist es tragisch, was mit Kaka in Madrid passiert. Er genießt nicht die Wertschätzung, die er verdient hätte. Die Fans lieben Ronaldo und Özil, Kaka kommt dagegen in letzter Zeit öfter mal phlegmatisch daher", urteilte die "AS". Besonders kritische Beobachter bezeichneten Kaka sogar schon als "teuersten Pflegefall der Fußballgeschichte".
Zum Trainingsstart am Montag erschien Kaka gut gelaunt; er will es in seiner vierten Saison in Madrid nochmal wissen. Nicht anwesend waren dagegen der vom AS Rom zurückgekehrte Fernando Gago und Ricardo Carvalho.
Beide bekamen von Mourinho die Erlaubnis, ihren Urlaub zu verlängern - freilich nicht ohne Hintergedanken. Beide spielen in Mourinhos Planungen keine Rolle mehr und je früher sie aus dem Kader verschwinden, desto besser.
Druck für Sahin
So weit ist es bei Nuri Sahin noch nicht. Doch der Ex-Dortmunder steht unter Beobachtung - und unter Druck. Ähnlich wie im Fall Kaka sind die Real-Verantwortlichen nicht überzeugt, dass Sahin der Mannschaft weiterhelfen kann.
Angeblich trainiert der Deutsch-Türke bis Mitte August auf Bewährung. Bringt er nicht die volle Leistung, steht er bis Ende der Transferperiode am 31. August zum Verkauf.
Allerdings hat Sahin, im Gegensatz zu Kaka, einen prominenten Fürsprecher: Jose Mourinho. Der Trainer bekommt endlich einen fitten Sahin. Im letzten Jahr konnte Sahin nur einen Mini-Teil der Vorbereitung absolvieren und seinen Trainingsrückstand nie aufholen. Diesmal schob Sahin in der Sommerpause schon fleißig Sonderschichten.
Vor einigen Wochen sprach sich Mourinho deutlich für einen Verbleib des 23-Jährigen aus. "Nuri hat einen Sechsjahresvertrag bei Real unterschrieben. Ich plane langfristig mit ihm", sagte der Coach.
Morata und Jese auf dem Sprung
Neben elf Spielern aus dem Kader der ersten Mannschaft versammelten sich zum Trainingsauftakt gleich 13 Spieler aus der Real-Cantera. Mourinho hat sich in seinem dritten Jahr in Madrid zum Ziel gesetzt, mehr Talente ans A-Team heranzuführen.
Im Sturm tummeln sich gleich zwei Nachwuchsspieler, die den etablierten Karim Benzema und Gonzalo Higuain Druck machen könnten: Alvaro Morata und Jese Rodriguez, der die spanische U 19 mit fünf Toren zum EM-Titel schoss.
Der 19-jährige Morata, der gerne mit Ex-Real-Stürmer Fernando Morientes verglichen wird, war bereits im Sommer 2010 auf der USA-Reise der Königlichen dabei. Auch ein heftiger Tritt von Royston Drenthe im Training gegen ihn konnte Morata nicht von seinem Liga-Debüt im Dezember 2010 abhalten.
Jese: "Bin bereit für Mous Anruf"
Mourinho hielt Morata damals allerdings noch nicht für körperlich robust genug, um dauerhaft im Real-Kader zu stehen. Für die anstehende Saison, so heißt es aus Real-Kreisen, plant Mourinho fest mit Morata.
Der ehemalige Chef der Real-Cantera Michel sagt Morata eine große Zukunft voraus: "Er bringt alles mit, um mal die Nummer 9 von Real Madrid zu sein. Er muss nur geduldig bleiben."
Im Gegensatz zu Morata fehlt Jese Rodriguez im ersten Teil der Vorbereitung der A-Mannschaft; Jese hat erstmal Urlaub. Letzten Sonntag erzielte er im Finale der U-19-EM in der 80. Minute das Siegtor für La Rojita gegen Griechenland.
Mit einer Beförderung in den A-Kader rechnet Jese nicht unbedingt, sagt aber auch: "Jose Mourinho weiß, welche Qualität im Real-Nachwuchs steckt. Und er weiß auch, dass ich vorbereitet bin, sollte er mich demnächst mal anrufen."
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