Wladiwostok liegt im äußersten Südosten Russlands direkt am Japanischen Meer, ist eine der wichtigsten Hafenstädte des Riesenreichs und Endstation der Transsibirischen Eisenbahn.
Das Problem: Auch in Wladiwiostok wird Fußball gespielt. Und das nicht so schlecht. 2005 stieg Lutsch-Energija Wladiwostok in die russische Premier Liga auf und Georgij Cherdanzew ist Sprecher ebendieser. Der Aufstieg von Lutsch-Energija brachte für die Liga allerhand logistischen Aufwand mit sich.
Ein paar Kilometer bis Nordkorea
Wladiwostok liegt zwar nur ein paar Kilometer von der nordkoreanischen Grenze entfernt, aber über 9000 km von Moskau. Die Reise mit der Transsib würde sechs Tage dauern, per Flugzeug sind es immer noch beachtliche neun Stunden. Das wäre in etwa so, als wäre Jürgen Klinsmann nach jedem Spiel der Bayern zurück nach Kalifornien geflogen.
Also baute der Verband den Spielplan so um, dass Luch-Energija so oft wie möglich zwei oder drei Auswärtsspiele in Folge absolvieren konnte. Das Team schlug sein Hauptquartier im Moskau-nahen Nowogorsk auf und startete von dort seine Reisen in den europäischen Teil Russlands.
"Ein Flug nach Moskau ist einfacher als ein Flug zurück nach Wladiwostok. Wir brauchen zwei Tage, um uns von einem Flug nach Moskau zu erholen, aber mindestens eine Woche, wenn wir wieder zu Hause sind", sagte Trainer Sergej Pawlow.
"Die Reisen dorthin sind der reinste Horror"
Die Reise an den Pazifik blieb aber keinem Team erspart. Natürlich waren die Auswärtsspiele auch für die Klubs in der zweiten Liga beschwerlich. "Die Reisen dorthin sind der reinste Horror", sagte Alexander Koreschkow, der Trainer vom damaligen Zweiligisten Sokol Saratow, der sich diebisch über den Aufstieg von Lutsch-Energija freute.
Aber in der Premier League spielen vor allem die reichen Teams aus dem europäischen Westen um dessen Zentrum Moskau. Dort gibt es auch die meisten Fans und die wollen die Spiele ihrer Stars am Samstagnachmittag sehen. Bei einer Zeitverschiebung von sieben Stunden nicht leicht zu bewerkstelligen. Also beraumte der Verband die Anstoßzeiten in Wladiwostok auf acht oder neun Uhr morgens an.
9635 Kilometer für 90 Minuten
Die längste Auswärtsfahrt der Welt hatte Zenit St. Petersburg vor sich. Die beiden Städte trennen 9635 Kilometer. Nicht ohne für ein Fußballspiel über 90 Minuten. Aber keine Strecke für die Treuesten der Treuen. Also machten sich drei Zenit-Fans mit ihrem Auto auf den Weg nach Asien.
Allerdings verkraftete der Honda Civic die Reise weniger gut als die Fans und gab in Wladiwostok den Geist auf. Nach dem Spiel ging's mit der Transsib zurück nach Hause.
Ein neues Auto als Belohnung
Als der Verein davon erfuhr, belohnte er die leidensfähigen Anhänger mit einem neuen Toyota Corolla. "Wir waren alle überrascht von der Geste des Vereins. Wir haben noch nicht entschieden, wer das Auto bekommt, aber eins ist sicher: Wir werden es in den Farben des Vereins streichen", sagte einer der Fans.
Mittlerweile bleibt den Klubs der russischen Premier Liga die beschwerliche Reise aber wieder erspart. 2008 stieg Luch-Energija Wladiwostok als Letzter ab. Saratow-Coach Alexander Koreschkow dürfte Tränen in den Augen gehabt haben.