WM

Paraguay vor dem Einzug ins Achtelfinale

SID
Paraguays Enrique Vera feiert sein Tor gegen die Slowakei
© Getty

Paraguay hat den Siegeszug der südamerikanischen WM-Teilnehmer fortgesetzt und steht vor seinem vierten Achtelfinal-Einzug. Die Mannschaft der Dortmunder Stürmer Lucas Barrios und Nelson Valdez war der Slowakei beim 2:0 (1:0) in Bloemfontein in allen Belangen überlegen und benötigt nur noch ein Unentschieden gegen Neuseeland, um sicher den Sprung in die nächste Runde zu schaffen.

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Der kurz vor dem Turnier eingebürgerte Barrios lieferte mit einem Traumpass die Vorlage zum Führungstor durch Enrique Vera (27.). Cristian Riveros (86.) stellte mit einem Schuss von der Strafraumgrenze den Endstand her.

Nachbetrachtung:

Paraguay hat das Tor zum Achtelfinale weit aufgestoßen - und das völlig verdient. Die Alberroja bestätigte den guten Eindruck des 1:1 gegen Italien aus dem ersten Gruppenspiel: Das Team von Trainer Gerardo Martino ist taktisch gut organisiert, spielerisch reif und gut ausgebildet. Die Mannschaft präsentierte sich erneut sehr kompakt und ausgeglichen, sowie körperlich in der Lage, immer wieder hohes Tempo zu gehen.

Gegen die Slowakei waren Barrios, Valdez und Co. letztlich in allen Belangen eine ganze Klasse besser und gewannen ebenso verdient wie ungefährdet. Einziger Vorwurf: Nach der Führung ließ Paraguay das Spiel zusehends zu einem Trainingskick verkommen und verpasste die Chance, frühzeitig den Deckel auf die Partie zu machen. Unter dem Strich trotzdem eine sehr überzeugende Leistung.

Die Slowakei dagegen ist, wie erwartet, mit Neuseeland klar die schwächste Mannschaft in der Gruppe F. Individuell waren die Spieler gegen Paraguay schlicht überfordert, hatten vor allem große Probleme, sobald der Gegner das Tempo erhöhte. Kapitän Martin Hamsik, der in Neapel zwar eine starke Saison spielte, ist dem Druck offenbar noch nicht gewachsen. Enttäuschend war dagegen die blutleere und lethargische Art, mit der sich der WM-Debütant kollektiv seinem Schicksal ergab.

Reaktionen:

Gerardo Martino (Trainer Paraguay): "Wir sind dem Achtelfinale einen großen Schritt näher. Auch wenn rechnerisch noch nichts entschieden ist, ist es in einer solch ausgeglichenen Gruppe sehr wichtig, vier Punkte zu haben."

Roque Santa Cruz (Paraguay): "Ich hatte nie das Gefühl das etwas passieren könnte. Wir spielen seit Jahren zusammen, wir sind sehr erfahren und mental sehr stark. Das ist die stärkste Mannschaft, die Paraguay je hatte. Wir waren bei einer WM noch nie im Viertelfinale. Das ist unser Ziel. Und wenn wir das erreicht haben, ist alles möglich. Wir haben in der Qualifikation Brasilien und Argentinien geschlagen, zwei der besten Mannschaften der Welt."

Vladimir Weiss  (Trainer Slowakei): "Wir haben nur noch geringe Chancen. Aber wir werden bis zum Ende kämpfen. Das ist ein guter Lernprozess für meine Mannschaft. Wir sind froh, dass wir bei der WM dabei sind."

Santa Cruz in der Startelf

Das Duell in der Vorrundengruppe F war das achte WM-Spiel in Südafrika mit südamerikanischer Beteiligung - sechs Siege und zwei Unentschieden stehen zu Buche.

WM-Debütant Slowakei steht am letzten Gruppenspieltag gegen Italien am Donnerstag  unter enormem Druck. Nur ein Erfolg gegen den Weltmeister würde die Achtelfinal-Chance erhalten.

Vor nur 26.643 Zuschauern im Free-State-Stadion ging Paraguay, das neben Barrios und Valdez auch den ehemaligen Münchner Roque Santa Cruz im Angriff aufgeboten hatte, gleich in die Offensive. Schon in der dritten Minute musste der slowakische Torhüter Jan Mucha mit einer Flugeinlage nach einem 16-Meter-Schuss von Santa Cruz einen frühen Rückstand verhindern.

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Auch danach bot das erste Duell der beiden Mannschaften zunächst hohen Unterhaltungswert - allerdings nur, weil Paraguay konsequent Druck auf die slowakische Abwehr ausübte. Riveros (19.), Barrios (23.) und Valdez (25.) näherten sich zwar sukzessive ihrem Ziel, doch das Bollwerk der Slowaken hielt noch stand.

In der 27. Minute aber musste Mucha sich geschlagen geben. Barrios spielte einen perfekten Steilpass durch die Beine seines Gegenspielers, und Vera vollendete mit dem Außenrist. Die Slowaken dagegen verloren den Ball häufig schon in der eigenen Hälfte, zum geplanten Konterspiel kamen sie daher erst gar nicht.

In allen Belangen überlegen

Paraguays Albirroja dagegen war präsent in den Zweikämpfen, ballsicher und dem Gegner gedanklich immer einen Schritt voraus. Die Slowaken waren zu vielen Befreiungsschlägen gezwungen, Kombinationen des WM-Debütanten über mehrere Stationen blieben eine Seltenheit. In der Offensive hatten der Bochumer Stanislav Sestak und der frühere Bundesliga-Profi Robert Vittek lange keine einzige Szene. Abwehrspieler Kornel Salata sorgte mit einem Kopfball wenigstens für etwas Gefahr (37.).

Zwei Minuten später hätte Santa Cruz fast nachgelegt. Er scheiterte jedoch freistehend an Mucha, der glänzend reagierte und den Flachschuss mit dem Fuß abwehrte.

Nur noch ein Trainingsspiel

In der zweiten Hälfte rückte Vittek von der linken Außenbahn neben Sestak in die Spitze. Besonders über Vladimir Weiss, Sohn des gleichnamigen Nationaltrainers, versuchten die Slowaken, den Druck zu erhöhen. Torchancen aber sprangen dabei nicht heraus, weil die Albirroja in der Abwehr sehr konzentriert spielte.

Da die Slowaken so harmlos waren, konnte der zweimalige Südamerika-Meister es sich erlauben, die Führung zu verwalten. Offensiv-Akzente setzte Paraguay kaum noch.

Die Partie verflache immer mehr zu einem Trainingsspiel. Immerhin eine Chance ergab sich noch in der 72. Minute, als Santa Cruz auf Vera flankte, dessen Kopfball-Aufsetzer aber knapp am Tor vorbeiflog.

Cristian Riveros  stellte mit einem Schuss von der Strafraumgrenze den hoch verdienten Endstand her.

Slowakei - Paraguay: Daten zum Spiel