Brasilien ist an den prominentesten Stellen dabei, Zweifel und Vorurteile zu widerlegen: Es geht mit aller Kraft voran. Francisco das Chagas Lopes, 61-jähriger Vorarbeiter, ist stolz auf seine Mannschaft: "Die sind bis in die Haarspitzen motiviert, brennen von der ersten Minute ihrer Schicht auf die Fertigstellung der nächsten Etappe."
Das Arbeitstempo ist straff, bis Ende des Monats soll das Fundament fertig sein. Streiks waren Fehlanzeige, die Arbeiter fühlen sich gut behandelt. Gutes Essen, geregelte Pausenzeiten, angemessene Unterbringung, Weiterbildung möglich - das ist längst nicht an allen WM-Standorten so. In Rio de Janeiro und Belo Horizonte etwa gab es bereits tagelange Streiks.
Der Nordosten ist eine Problemzone
Schon im Sommer 2013 soll hier der Confederation Cup der FIFA stattfinden, eventuell mit einem Europameister Deutschland. Doch so erfreulich die Entwicklung auf einigen Baustellen der WM-Stadien ist, so dramatisch der Nachholbedarf in anderen Bereichen.
Bei den Flughäfen und dem öffentlichen Verkehr in den Städten ist offensichtlich, dass Brasilien gegenüber seinen ursprünglichen Zielen deutliche Abstriche machen muss. Besonders prekär sieht die Situation auf den Flugplätzen aus. Schon jetzt ist klar, dass die Airports in den WM-Städten völlig überlastet sein werden - trotz bereits eingeplanter Aus- und Umbauarbeiten.
Im Nordosten des Landes sieht es teilweise düster aus. Dort stecken viele Projekte noch in den Startlöchern. Baurechtliche Fragen und Finanzierungskonzepte sind noch nicht verabschiedet, obwohl sich die Verantwortlichen gerade in diesen Regionen von der WM insgesamt eine deutliche Schubwirkung für die Infrastruktur versprochen hatten.
Aber es gibt auch Ausnahmen. Fortaleza, wo ein Halbfinale des Confed-Cups ausgetragen wird, liegt gut im Rennen, dort soll das Stadion in diesem Jahr fertig gestellt werden. Ähnlich gut läuft es auch in Brasilia und Belo Horizonte. Der Schuh drückt dort allerdings woanders: Die Zahl der Hotelbetten liegt weit unter der erwarteten Zahl der Gäste. Noch ist nicht klar, wie die Stadt, in ebenfalls ein Halbfinale des Confed-Cups stattfinden wird, diese Aufgabe lösen will.
Hubschrauber lösen Verkehrsprobleme der VIPs
Über Unterkünfte brauchen sich die Touristen-Zentren im Nordosten oder Städte wie Rio de Janeiro oder Sao Paulo keine Gedanken machen. Dort geht ein anderes Schreckgespenst um: die chaotische Verkehrssituation. Schon bei Bekanntgabe des Spielortes Sao Paulo hatte Juvenal Juvencio, Präsident des FC Sao Paulo, ironisch bemerkt, dass er sich nicht vorstellen könne, dass "Frau Merkel sich denn herablassen wird, in diese Gegend zu kommen". Mit Hubschraubern dürfte dies aber kein Problem sein.
Insgesamt haben die Vorbereitungen auf die WM 2014 in den vergangenen Monaten endlich Fahrt aufgenommen. Die FIFA hatte mehrfach auf die Einhaltung der Zeitpläne gepocht. Immerhin: Von den zwölf WM-Städten zog sich bisher keine zurück. Allerdings fällt auf, dass mit Curitiba und Porto Alegre zwei Städte aus dem gut strukturierten Süden des Landes Schwierigkeiten hatten. Porto Alegre stand zuletzt sogar auf der Kippe.Doch mittlerweile sind auch hier die Bedenken ausgeräumt, und das Stadion Beira-Rio kann umgebaut werden, allerdings zu doppelt so hohen Preisen wie zunächst geplant. "Wenn wir uns vor der ganzen Welt nicht blamieren wollen, müssen wir schnell aus den Startlöchern kommen", sagte Romario, der frühere Weltstar, der in Brasilien eine Symbolfigur der WM geworden ist. Eine WM ohne Porto Alegre ist in Brasilien eigentlich unvorstellbar.
Die Qualifikation für 2014