Martina Voss-Tecklenburg lachte laut, sie scherzte mit den Spielerinnen und wirkte völlig gelöst. Beim letzten Training vor der Abreise des DFB-Teams nach Melbourne ließ sich die Bundestrainerin keineswegs anmerken, dass sie vor dem Startschuss der WM-Titelmission noch ein kniffliges Personalpuzzle zu lösen hat.
Sorgen macht sich "MVT" deshalb nicht - obwohl sich die Situation kurz vor dem Abflug nochmals verschärfte.
"Diese Qualität, die wir haben, die soll ausreichen, dass wir um Titel mitspielen können", sagte Voss-Tecklenburg.
Heißt: Auch den Ausfall von Leistungsträgerinnen muss die Auswahl um Kapitänin Alexandra Popp kompensieren können. Bis zum Auftakt gegen Marokko am Montag (10.30 Uhr im LIVETICKER und im ZDF) muss die Bundestrainerin aber überzeugende Antworten auf die vielen offenen Personalfragen finden.
WM 2023: Viele Fragezeichen beim DFB-Team
Wer springt im defensiven Mittelfeld für die angeschlagene Lena Oberdorf (Oberschenkel) im ersten Gruppenspiel ein? Wer ersetzt Abwehrchefin Marina Hegering (Fersenprellung)?
Bleibt es bei der Viererkette, die im Test gegen Sambia (2:3) bedenklich gewackelt hatte? Oder läuft vielleicht doch überraschend eine Dreierkette auf? Viel Zeit zum Grübeln bleibt der Bundestrainerin auf dem rund 90-minütigen Flug am Sonntagmorgen von Newcastle nach Melbourne jedenfalls nicht.
Zumal plötzlich auch die potenzielle Hegering-Vertreterin Sjoeke Nüsken wackelt. Die 22-Jährige vom FC Chelsea erlitt unter der Woche eine Außenbanddehnung im rechten Knie, am Samstag absolvierte sie mit dickem Tape nur Teile des Mannschaftstrainings.
Als Abwehr-Alternativen kommen etwa Sara Doorsoun und Sophia Kleinherne infrage, im Mittelfeld stehen Melanie Leupolz oder Lena Lattwein für Oberdorf bereit.
WM 2023: Von der EM-Viererkette ist nicht mehr viel übrig
Klar ist nur: Von der überzeugenden EM-Viererkette, im Vorjahr ein Faustpfand auf dem Weg ins Finale, ist nicht mehr viel übrig. Das DFB-Team, betonte Linksverteidigerin Felicitas Rauch aber, habe dennoch "sowohl in der Innenverteidigung als auch auf der Sechs Spielerinnen, die die Positionen übernehmen können."
Einspielen, wie es bei der EM in England der Fall war, kann sich die zuletzt anfällige Defensive diesmal aber nicht ab dem ersten Spiel. Rechts muss Svenja Huth als gelernte Offensivkraft aushelfen - eine Rolle, die Rauch "der kleinen Wadenbeißerin" aber ohne Zweifel zutraut.
Unabhängig davon dürfte Turnierneuling Marokko wohl kaum der Maßstab für die deutsche Mannschaft auf dem Weg zum erhofften Titel sein. Gewarnt wird dennoch: Der WM-Debütant sei "physisch sehr stark", wie Rauch erklärte. Wichtig sei "die Tiefensicherung", zudem müsse das Team "wirklich auf Sendung sein".
Lattwein hob zudem die Partie unter Ausschluss der Öffentlichkeit in dieser Woche gegen die männliche U15 eines lokalen Klubs hervor: Diese habe Marokko "ein bisschen simuliert. Das war ein guter Test".
WM 2023 - Rauch: "Wir freuen uns einfach wahnsinnig"
Betont selbstbewusst, aber auch locker bei mehreren Teamevents präsentierten sich die DFB-Frauen in den vergangenen Tagen. Die Baustellen, so scheint es, stören keineswegs.
"Es wird greifbar, wir freuen uns einfach wahnsinnig, dass die lange Zeit der Vorbereitung jetzt endlich mal vorüber ist", sagte Rauch am Tag vor der Abreise aus dem Teamhotel in der "Einöde" (Lattwein) von Wyong: "Dass man endlich in den Flieger steigen darf, sorgt für eine sehr große Vorfreude im Team."
Deutschland bei der Frauen-WM 2023: Spielplan und Termine
Datum | Mannschaft 1 | Mannschaft 2 | Ort |
Mo., 24. Juli 2023 | Deutschland | Marokko | Melbourne |
Di., 25. Juli 2023 | Kolumbien | Südkorea | Sydney |
So., 30. Juli 2023 | Südkorea | Marokko | Adelaide |
So., 30. Juli 2023 | Deutschland | Kolumbien | Sydney |
Do., 3. August 2023 | Marokko | Kolumbien | Perth |
Do., 3. August 2023 | Südkorea | Deutschland | Brisbane |