Rösler feiert alleine - auf der Toilette

SID
Sascha Rösler traf per Fallrückzieher zur Düsseldorfer Führung
© Imago

Fortuna Düsseldorf feierte mit den Fans den 2:0-Auftaktsieg gegen den VfL Bochum. Aber ausgerechnet der Traumtorschütze Sascha Rösler fehlte.

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Der Held des Abends war längst verschwunden, als die Fans von Fortuna Düsseldorf ihre Mannschaft lautstark hochleben ließen - Sascha Rösler saß auf dem stillen Örtchen. "Ich musste ganz schnell zur Toilette, weil ich wegen Rückenschmerzen Tabletten geschluckt hatte, die mir auf den Magen geschlagen sind", berichtete der Offensivmann nach dem 2:0 (0:0) gegen den VfL Bochum im Montagsspiel der 2. Bundesliga.

Ausgerechnet Rückenschmerzen also. Als Rösler in der 66. Minute quer in der Luft lag und per Fallrückzieher ein "Tor des Jahres" zur 1:0-Führung erzielte, war davon nichts zu spüren gewesen. So aber musste Kapitän Andreas Lambertz den Jubel der 30.000 Fans dirigieren, der Stadionsprecher entschuldigte den Torschützen: "Sascha ist angeschlagen. Er kann jetzt nicht kommen..."

Den Fehlstart vermieden

Angeschlagen war lange Zeit auch Fortuna Düsseldorf. Der frühere Europapokalfinalist, 1979 dem FC Barcelona im Pokalsieger-Cup mit 3:4 nach Verlängerung unterlegen, war durch Misswirtschaft und verheerendes Management jahrelang in der Versenkung verschwunden. Schulden, die 4. Liga, Spiele gegen Germania Teveren und GFC Düren, das war der Alltag.

Nun scheint es, fast entschuldet, in einem topmodernen Stadion, mit erstaunlicher Euphorie, als sei ein früherer Stammgast der Bundesliga wieder erwacht. Im vergangenen Spieljahr hätte es bereits zur Rückkehr nach 14 Jahren reichen können - wäre da nicht dieser Horrorstart gewesen: 6 Niederlagen setzte es zum Auftakt, dazu kam das Pokal-Aus beim Drittligisten TuS Koblenz.

"Zumindest das haben wir vermieden", sagte Trainer Norbert Meier, der kontinuierlich einen Aufbau einleitet, welcher bald in der Bundesliga enden soll. 2010 war die Fortuna, als mit einem 3:2 in Osnabrück die schlimme Serie geknackt war, die beste Mannschaft der Liga. Die letzte Heimniederlage datiert vom 27. September - ein 0:1, gegen Bochum.

Meier: "Keine Luftblasen fabrizieren"

"In Düsseldorf werden noch ganz andere Mannschaften verlieren", sagte VfL-Trainer Friedhelm Funkel. Meier dagegen war bemüht, die Euphorie zu dämpfen.

"Man darf den Leuten nicht die Träume nehmen. Auch ich wache nachts auf, weil ich mir gerade etwas Schönes in Sachen Fußball vorgestellt habe. Wir wollen aber keine Luftblasen fabrizieren", sagte der ehemalige Nationalspieler, der als Trainer seit der Kopfstoß-Affäre beim MSV Duisburg eigentlich verbrannt schien. Nun ist er drauf und dran, seinen Ruf aufzupolieren.

Rösler: Zu alt für Fallrückzieher

Sascha Rösler hat sein Image sowieso weg. Ein Raubein, der keiner Pöbelei aus dem Weg geht, aber einen feinen Fuß besitzt. Und das Vorurteil bestätigte er am Montagabend. Er lieferte sich hitzige Wortgefechte mit Gegenspielern und dem Schiedsrichter, erzielte aber auch ein Tor, wie man es selten sieht.

Röslers Bewacher Lukas Sinkiewicz klang beinahe ehrfürchtig. "Ich glaube schon, dass er mich geschubst hat, der Schiedsrichter hätte abpfeifen müssen. Aber er macht ein Weltklassetor, das gönne ich ihm", sagte er.

Rösler beendete den Abend dennoch mit der Einsicht, dass man besser nicht immer zum Fallrückzieher ansetzt, wenn man sowieso schon Rückenschmerzen hat: "In meinen Alter sollte man solche Dinger nicht zu häufig machen."

Düsseldorf schlägt Bochum mit 2:0

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