In Hamburg läuft gerade wieder der Dom. Rund drei Millionen Menschen werden sich noch bis Ende August auf dem größten Volksfest Norddeutschlands amüsieren und in Fahrgeschäften wie dem "Höllenblitz" oder der "Wilden Maus" den Nervenkitzel suchen. Doch die richtige Party steigt direkt nebenan, im Millerntor-Stadion auf St. Pauli.
Dort brachen am späten Montagabend alle Dämme, nachdem Fin Bartels die Kiezkicker in allerletzter Sekunde gegen den MSV Duisburg zum 2:1 (1:1)-Sieg und wieder an die Tabellenspitze der 2. Liga geschossen hatte. Die Fans verwandelten die Ränge in ein Tollhaus. Trainer, Betreuer und Spieler lagen sich auf dem Rasen jubelnd in den Armen.
Bartels: "Das ist einfach nur geil"
"Nach meinem Tor gab es kein Halten mehr, es war unglaublich laut. Emotionen pur. Das ist einfach nur geil", sagte Bartels. Und Neuzugang Kevin Schindler, der erst vergangene Woche von Werder Bremen nach Hamburg gewechselt war und gleich seinen ersten Treffer erzielte, meinte: "Mir fehlen die Worte. Die Fans sind unglaublich. Das gibt es nur am Millerntor."
Der Grund für die Eruption der Gefühle? 23.354 Zuschauer erlebten unter Flutlicht einen wahren Fußball-Thriller. St. Pauli war zwar drückend überlegen, fand aber lange keine Mittel, um die Duisburger Betonabwehr zu knacken. "Wir haben zu wenig in die Tiefe gespielt und deshalb nicht so viel Torgefahr entwickelt", sagte Trainer Andre Schubert. Als es dann doch einmal schnell ging und der Pokalfinalist kurz ungeordnet war, schloss Schindler einen sehenswerten Konter zum 1:0 ab (33.).
Fehler in der Hintermannschaft begünstigen Ausgleich
Chaos in der Hintermannschaft der Kiezkicker sorgte dann dafür, dass die Partie so unglaublich spannend wurde. MSV-Kapitän Branimir Bajic kam nach einem Freistoß völlig freistehend an den Ball und hatte keine Probleme aus kurzer Distanz einzuschieben (38.).
"Wir hätten einen Punkt verdient gehabt. Aber im Fußball gibt es keine Gerechtigkeit", sagte MSV-Trainer Milan Sasic, der seinem Team mit Beginn der zweiten Hälfte anscheinend verboten hatte, die Mittellinie zu überschreiten. Spätestens nach der Gelb-Roten Karte für Vasileios Pliatsikas (69.) nahm Duisburg dann nur noch durch Befreiungsschläge am Spiel teil.
Fromlowitz überragender Duisburger
Einzig der überragende Torwart Florian Fromlowitz sorgte mit spektakulären Paraden dafür, dass sich die Fans schon fast mit dem Unentschieden abgefunden hatten. Bis Bartels das Millerntor in einen Party-Tempel verwandelte. "Das tut weh und ist ganz bitter. Wir haben einen super Fight geliefert", sagte Fromlowitz.
St. Paulis Trainer Schubert war besonders beeindruckt, dass "wir das Tor herausgespielt haben. Bis zum Ende haben wir unser Spiel beibehalten". Der Rest war grenzenloser Jubel. Besser als auf jedem Rummel.
FC St. Pauli - MSV Duisburg: Daten und Fakten