SPOX: Herr Bastians, Sie sind ja so etwas wie ein Kollege. Während Ihrer Freiburger Zeit haben Sie ein Fernstudium Sportjournalismus in Stoke aufgenommen. Wie kam's?
Felix Bastians: Mich hat das einfach interessiert. Ich habe mir ein paar Kurse angeschaut und dieses Angebot hat mir dann am besten davon gefallen. Auch, weil ich es mit den Trainingszeiten in Einklang bringen konnte. Was den Sportjournalismus an sich angeht, bin ich zum Glück ja noch auf Spielerseite. Ich glaube nicht, dass es nur positiv ist, wenn man online alles nachlesen kann. Eine Zeitung zwischendurch in der Hand zu halten ist in jedem Fall empfehlenswert.
SPOX: Stichwort Stoke: Sie gingen mit 16 Jahren in die Jugendakademie zu Nottingham Forest. Seitdem haben Sie schon in über zehn verschiedenen Teams gespielt - auch aufgrund zahlreicher Leihen innerhalb Englands.
Bastians: Das ist dort einfach üblich. Junge Spieler werden in England teilweise auch monatsweise verliehen. So erging es mir damals auch. Ziel ist es, bereits frühzeitig im Profibereich Erfahrungen sammeln und nicht ausschließlich in der Jugend zu spielen.
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SPOX: Sie hatten zuvor in den Jugendteams von Wattenscheid, Bochum und Dortmund gespielt. Wie kam es, dass Sie im Sommer 2004 nach Nottingham gingen?
Bastians: Forest hatte mich über einen gewissen Zeitraum beobachtet. Man lud mich ein, daraufhin habe ich mir die Trainingsanlagen und das Schulgelände angeschaut. Das Angebot sowohl im fußballerischer, als auch im schulischen Bereich war wirklich sehr gut, so dass ich mich letztlich zu diesem Schritt entschieden habe. Ich hatte trotz meines jungen Alters keinen Bammel, weil ich mich viel zu sehr darauf gefreut habe.
SPOX: In den insgesamt vier Jahren auf der Insel haben Sie bei zahlreichen Vereinen erste Erfahrungen in der 3. Liga gesammelt: bei Northwich Victoria, Halifax Town, FC Gillingham, FC Chesterfield , Notts County und den Milton Keynes Dons. Mussten Sie da jedes Mal umziehen oder wie ging das vonstatten?
Bastians: Nein, ich habe die ganze Zeit weiterhin in Nottingham gewohnt. Dort habe ich auch die meiste Zeit trainiert. Man fährt dann nur zum Abschlusstraining zum Leihverein und spielt das Spiel. Der Alltag fand in Nottingham statt.
SPOX: War es schwierig, sich in so kurzer Zeit an unterschiedlichen Gewohnheiten der Trainer zu gewöhnen?
Bastians: Nein. Die einzelnen Trainer kannten meine Stärken und haben mich entsprechend eingesetzt, so dass das nicht jedes Mal Neuland war. Im Gegenteil. In den Gesprächen vor den Leihgeschäften wurde einem erklärt, wie das Team spielen wird. Hätte mir da etwas nicht gepasst, wäre ich auch nicht dorthin gegangen.
SPOX: Ihre nächste Station nach Nottingham waren die Young Boys Bern. War das der berühmte Zwischenschritt?
Bastians: Genau. Die Schweiz erschien mit dafür gut geeignet, um mich für die deutschen Ligen zu empfehlen. Das hat ja auch geklappt. (lacht)
SPOX: In Bern war dann erstmals richtiger Profifußball angesagt, der Sie nach einer Saison direkt zum SC Freiburgin die Bundesliga geführt hat. Dort gelang Ihnen schnell der Durchbruch. War das damals der beste Bastians, den es bislang gab?
Bastians: Vielleicht in der öffentlichen Darstellung. Mir haben die unterschiedlichen Erfahrungen, die ich im Laufe der Jahre gesammelt haben, gut getan. Ich denke, ich bin jetzt ein besserer Spieler als damals. Es bleibt aber natürlich die Frage offen, ob ich das auf diesem Niveau noch einmal zeigen darf.
SPOX: Das Ende in Freiburg war unschön. In der Winterpause 2011/2012 stand der SCF auf dem letzten Tabellenplatz und gab einen Tag vor Weihnachten bekannt, dass Trainer Marcus Sorg nicht mehr auf Sie setzen würde. Wie läuft so etwas denn genau ab?
Bastians: Ich war ja nicht der Einzige, der gehen musste. Wir wurden zu Einzelgesprächen gebeten, wo uns mitgeteilt wurde, dass der Trainer nicht mehr auf uns setzt. Sechs Tage später wurde er dann selbst beurlaubt.
SPOX: Wie überrascht ist man da?
Bastians: Mein Vertrag lief im folgenden Sommer aus und ich hatte dem Verein bereits zuvor mitgeteilt, dass ich mich gerne verändern würde. Es ist daher dann nicht mehr ganz so abwegig, weshalb die vorzeitige Trennung erfolgt ist. Dass es aber auf diese Weise ablaufen würde, das hatte ich nicht erwartet und hätte man auch anders lösen können. Ich bin da aber realistisch und der Meinung, dass man Dinge der Vergangenheit eben nicht mehr ändern kann. Ich hatte in Freiburg eine fußballerisch wie privat sehr schöne Zeit und bin dafür dankbar.
SPOX: Dennoch hat es den Anschein, dass diese Episode so etwas wie der Bruch in Ihrer Karriere war. Wie ist Ihre Sichtweise?
Bastians: Das hat nichts mit der Zeit in Freiburg zu tun. Es ist leider so, dass die anschließende Zeit in Berlin auch aufgrund von Verletzungen einfach nicht so gelaufen ist, wie ich mir das vorgestellt habe.
SPOX: Sie sind in der besagten Winterpause zu Hertha BSC gewechselt, doch dort brach relativ schnell das Chaos aus: Trainer Michael Skibbe, der Sie holte, wurde nach nur fünf Pflichtspielen entlassen und für ihn stand plötzlich Otto Rehhagel am Seitenrand.
Bastians: Der Beginn war nicht ideal, das stimmt. Die Zeit mit Otto Rehhagel war aber eine tolle Erfahrung. Er war sicher nicht daran schuld, dass wir am Ende leider abgestiegen sind. Wir hatten eine sehr gute Mannschaft, konnten aber die Liga einfach nicht halten. So wie die anderen Teams damals gespielt haben, wäre es eigentlich mehr als möglich gewesen.
SPOX: Inwiefern war König Otto anders als die Coaches, die Sie in Ihrer Karriere zuvor kennen gelernt hatten?
Bastians: Otto Rehhagel war menschlich einer der besten Trainer, die ich hatte. Er führte viele Einzelgespräche und war dabei zu den Spielern immer ehrlich. Wenn ein Mann mit einer solcher Erfahrung und Vita in die Kabine kommt, hat man automatisch Respekt.
SPOX: Auch die Zeit in Berlin nahm ein unrühmliches Ende: Wie Maik Franz und Peer Kluge wurden auch Sie in die U 23 versetzt, weshalb Sie anschließend auf Wiedereingliederung in den Trainingsbetrieb der Profis klagten. Wurde Ihnen die Degradierung begründet?
Bastians: Eigentlich kaum - vielleicht auch deshalb, weil ich nicht der erste Spieler war, bei dem so vorgegangen wurde. Die Kommunikation war sicherlich nicht so optimal, wie man sich das als Spieler wünscht.
SPOX: Wie bei Franz und Kluge stand vor Gericht am Ende eine Abfindung, die Sie bekommen haben. Hatten Sie sich zuvor mit Ihren ehemaligen Mitspielern ausgetauscht?
Bastians: Natürlich, alles andere wäre ja fahrlässig gewesen. Ihnen passierte ja exakt dasselbe, deshalb habe ich mich informiert und Rat eingeholt. Das hat mir rückblickend auch nicht geschadet. Das war wirklich keine schöne Zeit, die ich niemandem wünsche. Die fußballerisch schwärzeste Episode in meiner Karriere.
SPOX: Franz sagte im SPOX-Interview, der ehemalige Hertha-Coach Jos Luhukay habe ihm das gegenüber nie begründet, weil er sich schwer damit tun würde, harte Entscheidungen zu übermitteln. Hatten Sie auch diesen Eindruck?
Bastians: Ich hatte mit ihm kein Problem. Sehr viele Gespräche haben wir auch gar nicht geführt, so dass ich mich schwer tue, das wirklich zu beurteilen.
SPOX: Nachdem das Kapitel Hertha BSC geschlossen wurde, sind Sie jetzt wieder in Ihrer Geburtsstadt Bochum. Schließt sich der Kreis, wenn man nach über zehn Jahren wieder zu seinem Heimatverein zurückkehrt?
Bastians: Definitiv. Ich bin sehr, sehr froh, dass ich nach der Vertragsauflösung wieder hier untergekommen bin. Zumal das letzte Jahr durch die vielen Verletzungen nicht wirklich prickelnd gelaufen ist. Ich wünsche mir jetzt nur, verletzungsfrei zu bleiben und das Vertrauen in mich mit guten Leistungen zurückzahlen zu können.
SPOX: Da Ihr Vertrag in Berlin erst nach Ende der Sommer-Transferperiode aufgelöst wurde, dürfen Sie erst seit dem 1. Januar Pflichtspiele bestreiten. Das kommt einer Befreiung gleich, oder?
Bastians: Ja. Es war eine lange Zeit. Ich saß fit auf der Tribüne, das ist schon sehr skurril. Ich bin glücklich und heiß darauf, jetzt endlich wieder mitmischen zu können.
Felix Bastians im Steckbrief