SPOX: Es ist zu hören, dass Sie auch aus der 2. Bundesliga Interessenten haben. Aber wäre das Ausland als Neustart nicht die bessere Option? Stichwort: Image.
Gebhart: Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe. Aber diese Fehler sind jetzt auch sehr lange her. Man muss auch irgendwann verzeihen können. Es ist schwer, aus einer Schublade zu kommen, wenn man erst einmal drin ist. Gerade in Deutschland. Ich weiß mittlerweile, wie eine Überschrift aussieht, wenn ich ein Interview gebe. Da steht jedes Mal "Bad Boy" oder "Skandal-Profi" davor. Und so lange ich nicht spiele, kann ich dieses Image leider nicht verbessern.
SPOX: Sie sind erst 26 Jahre jung. Das viel zitierte "beste Fußballalter" kommt erst noch. Wo soll es mit Timo Gebhart hingehen?
Gebhart: Die Ziele sind recht simpel: Ich will verletzungsfrei bleiben, wieder auf hohem Niveau spielen. Es wäre verfehlt als Ziel auszugeben, dass ich nächste Saison 20 Tore schießen will. Nein, ich will spielen. Ich will in einer Mannschaft sein, in der ich mich gut fühle und gebraucht werde. Ich will einen Trainer, der mir zu 100 Prozent vertraut. Dann interessiert mich auch nur das Mannschaftsziel und nicht das, was ich will.
SPOX: Haben Sie aus der schwierigen Zeit irgendwelche Lehren gezogen?
Gebhart: Logisch, aber ich bin nie ein Spieler gewesen, der im Team Terror macht. Trotzdem weiß ich, dass aufgrund der Vorfälle in der Vergangenheit ein gewisses Image in den Köpfen der Menschen hängengeblieben ist. Sie schlagen in der Früh die Zeitung auf, lesen etwas über mich und glauben es natürlich. Der Stempel bleibt haften und ich kann es nicht ändern. Ich kann nicht an jeden Frühstückstisch gehen und erklären, wie es wirklich ist.
SPOX: Fühlen Sie sich ohnmächtig?
Gebhart: Ich habe mich damit abgefunden, wobei ich mir manchmal schon denke: "Hey Leute, das ist so lange her, lasst es doch gut sein und gebt mir eine Chance."
SPOX: In der Nürnberger Fanszene hat man ein gespaltenes Verhältnis zu Ihnen. Es gibt die Fans, die Sie am besten sofort loswerden wollen. Andere haben eine emotionale Bindung zu Ihnen - nicht zuletzt, seitdem Sie in einem Franken-Derby im Fanblock saßen.
Gebhart: Es tut weh, den Fans Ihr Vertrauen und dem Club das Geld in Form von Leistung nicht zurückzahlen zu können. Gerade die Sache mit den Fans hängt mir hinterher.
SPOX: Eine ähnliche Bindung hatten Sie auch bei 1860 München. Im Sommer hieß es, Sie stehen vor einer Rückkehr. War da was dran?
Gebhart: Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Richtig ist aber, dass mir Sechzig am Herzen liegt, dort bin ich groß geworden und ich verfolge auch, was dort los ist.
SPOX: Viele Ihrer ehemaligen Weggefährten aus der 1860-Zeit haben eine erfolgreiche Karriere hingelegt. Sie hatten in Stuttgart einen ähnlich vielversprechenden Start, dann kam aber der Karriereknick.
Gebhart: Ich habe mir das natürlich anders vorgestellt. Daher muss ich jetzt nach vorne schauen, jetzt müssen positive Dinge in meine Karriere zurückkommen. Ich arbeite daran.
SPOX: Sie haben in einem SPOX-Interview 2011 folgende Aussage getätigt: "Wenn mir jemand Respekt entgegenbringt, begegne ich ihm auch mit Respekt. Und diejenigen, die mich kennen, wissen auch, was sie an mir haben." Gab es in den letzten Jahren zu wenige Leute, die den wahren Timo Gebhart kennengelernt haben?
Gebhart: Schwierige Frage... Für mich hat sich an der Aussage seit 2011 nichts verändert. Natürlich ist in der Zwischenzeit so viel passiert, dass der Respekt gegenüber meiner Person etwas auf der Strecke geblieben ist. Ich werde den Respekt vor den Menschen aber niemals verlieren.
Timo Gebhart im Steckbrief