SPOX: Neben den sportlichen Problemen sorgt auch Investor Ismaik immer wieder für Kontroversen. Wie haben Sie ihn bislang erlebt?
Kreuzer: Ich habe ihn zwei Mal getroffen. Er ist engagiert, aber nicht so häufig in München. Wenn er hier ist, dann schaut er sich die Spiele an und interessiert sich auch dafür. Wer so viel Geld in ein Projekt steckt, will auch wissen, was die Leute damit machen. Auf der anderen Seite: Fußball ist keine Mathematik. Man kann nicht berechnen, was man investieren muss, um einen bestimmten Tabellenplatz zu erreichen. Sonst wäre Chelsea englischer Rekordmeister. Fußball ist manchmal unberechenbar. Das ist etwas, was Herr Ismaik lernen muss - das weiß er aber auch selbst.
SPOX: Aber er identifiziert sich genügend mit dem Verein?
Kreuzer: Der Verein liegt ihm auf jeden Fall am Herzen und er will, dass er in die Spur kommt.
SPOX: Wie nehmen Sie die teilweise kryptischen Aussagen wahr, die Ismaik über die sozialen Medien verbreitet?
Kreuzer: Ich lese und registriere das. Ich kümmere mich um das Tagesgeschäft und habe wirklich keine Zeit, mir ausschweifend darüber Gedanken zu machen, was er damit konkret bezwecken möchte.
SPOX: Ismaik thematisiert gerne die Stadionfrage. Wenn Sie es sich aussuchen könnten: Allianz Arena, Grünwalder Stadion oder Neubau?
Kreuzer: Am besten kommt der große Zauberer und wir spielen ab morgen in unserem eigenen schönen Stadion. Ich gehe aber davon aus, dass wir in den nächsten Jahren in der Allianz Arena spielen werden. Ich kann die Fans verstehen, die Allianz Arena ist nicht unsere eigentliche Heimat. Im Grünwalder Stadion zu spielen ist aber einfach nicht machbar. Für ein ganz neues Stadion bräuchte man eine Baugenehmigung und einen Ort. Das ist ein Prozess, der sich über Jahre ziehen kann. Dazu besteht der Vertrag mit dem FC Bayern bis ins Jahr 2025.
SPOX: Ismaik hat in Noor Basha einen ständigen Vertreter in München installiert. Wie sehen dessen Aufgaben im Tagesgeschäft genau aus?
Kreuzer: Er ist Geschäftsführer Sport, ihm untersteht der gesamte Sportbereich. Das operative Geschäft, also Transferverhandlungen und Kaderplanung, fallen dagegen in meinen Verantwortungsbereich.
SPOX: Wie beurteilen Sie denn Ihre Zeit in Hamburg mit etwas Abstand?
Kreuzer: Sie war sehr intensiv. Der Verein ist große Klasse, richtig geil. Das Problem war nur, dass ich zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort war. Es gab finanziell keinen Spielraum. Was die einzelnen Spieler angeht, waren wir hervorragend aufgestellt. Die Mannschaft war aber keine Mannschaft.
SPOX: Beim HSV haben Sie in der Bundesliga gearbeitet, zuvor beim Karlsruher SC in der 3. Liga und jetzt mit 1860 in der 2. Bundesliga. Gibt es Unterschiede in der täglichen Arbeit?
Kreuzer: Das operative Tagesgeschäft ist im Prinzip immer gleich. Der einzige Unterschied ist, dass man andere Märkte im Auge hat. Das Aufgabengebiet bleibt aber dasselbe: Man plant den Kader. Entscheidend sind dann vor allem die verschiedenen Zielsetzungen.
SPOX: Wie sehen denn die täglichen Aufgaben eines Sportdirektors außerhalb der Transferphasen aus?
Kreuzer: Wer meint, ein Sportdirektor arbeitet vom 1. Dezember bis zum 31. Januar und macht dann erst einmal drei Monate Urlaub, hat keine Ahnung. (lacht) Eine Kaderplanung ist ein ständiger Prozess. Es frisst nicht der Reiche den Armen, sondern der Schnelle den Langsamen. Man braucht bei allen Entscheidungen eine gewisse Vorlaufzeit, am besten ein halbes Jahr. Denn man muss heute schon wissen, was für den Sommer geplant wird: Gibt es auslaufende Verträge? Mit wem will man verlängern? Auf welchen Positionen besteht Bedarf und müssen wir dazu unsere Scouts informieren? Berater rufen an und klopfen die Sachlage ab. In unserer aktuellen Situation muss man natürlich zweigleisig planen, was das Ganze auch nicht einfacher macht.
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