Gold oder Fiasko?

Im WM-Finale 2013 unterlag Mikkel Hansen mit der dänischen Nationalmannschaft Spanien
© getty

Die Handball-EM in Dänemark beginnt! Die Gastgeber stehen vor ihrem Auftaktmatch am Sonntag gegen Mazedonien gewaltig unter Druck, die ganze Nation erwartet den Titel. Rechtsaußen Hans Lindberg setzt auf eine "krasse Kulisse", Trainer Ulrik Wilbek kann sich unsterblich machen.

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Europameister 2012, Vizeweltmeister 2013, dazu mit Rückraumspieler Mikkel Hansen einen der besten Handballer der Welt in den eigenen Reihen: Dänemark würde selbst dann zu den absoluten Topfavoriten zählen, wenn die Europameisterschaft in Spanien, Kroatien oder sonst wo stattfinden würde.

Da nun aber das Turnier erstmals überhaupt im eigenen Land ausgetragen wird, steigt der Druck nahezu ins Unermessliche. Die überwiegende Mehrzahl der 5,6 Millionen Einwohner des handballverrückten Landes erwartet nicht weniger als den Titel.

"Dänemark wird explodieren"

"Ich denke, Dänemark wird explodieren. Die Erwartungshaltung in unserem Land ist riesig, alles andere als Gold wäre ein Fiasko", weiß Kreisläufer Michael V. Knudsen. Der 35-Jährige von der SG Flensburg-Handewitt ist einer von neun HBL-Legionären im Kader von Nationalcoach Ulrik Wilbek.

Natürlich sind beispielsweise auch Frankreich mit Nikola Karabatic, Weltmeister Spanien oder Kroatien in der Lage, sich die Krone aufzusetzen. Doch die dänischen Spieler haben es längst begriffen: Es nützt nichts, darauf hinzuweisen. Die Landsleute gehen fest davon aus, am 26. Januar in Herning ein rauschendes Fest zu feiern.

Dementsprechend offensiv gehen die Mannen um Superstar Hansen, der in Frankreich für Paris Saint-Germain HB spielt, mit der Situation um. "Wir wollen eine Medaille gewinnen und zwar die goldene", stellte Hamburgs Hans Lindberg gegenüber "Handball Time" klar.

Lindberg erwartet "krasse Kulisse"

Ganz wichtig ist dabei ein guter Start ins Turnier am Sonntag gegen Mazedonien in Herning. "Mazedonien ist ein schwerer Gegner, sie sind sehr unangenehm zu spielen. Wir haben sie bei der letzten WM erst kurz vor Schluss geschlagen und auch bei der EM werden wir für den Sieg kämpfen müssen", warnte Lindberg.

Interessant wird es dabei zu beobachten sein, ob die Euphorie von den Rängen auf die Mannschaft überschwappt, oder ob die gewaltige Atmosphäre das Team womöglich lähmt. "Die Halle ist mit 14.000 Zuschauern schon lange ausverkauft, das wird eine krasse Kulisse", sagte Lindberg: "Nervös bin ich deshalb aber nicht, ich kenne solche Kulissen ja vom HSV."

Die weiteren Gegner der Dänen in der Vorrunde sind Österreich und Tschechien. Eigentlich sind drei Siege Pflicht, um mit einem Polster in die Zwischenrunde zu gehen, wo in den beiden Sechsergruppen nur die jeweils erst- und zweitplatzierten Nationen ins Halbfinale einziehen.

Kretzsche glaubt an Dänemark

Auch außerhalb Dänemarks gelten die Gastgeber als der Topfavorit. Dänemark sei eine spielerisch sehr starke Mannschaft mit herausragenden Einzelkönnern wie Lindberg oder Hansen und in der Weltspitze zusammen mit Frankreich dominierend, befand Stefan Kretzschmar bei "Sport1".

Und der frühere deutsche Nationalspieler weiter: "Alles andere als der Titel wäre eine Enttäuschung. Mit Druck umzugehen, war nicht immer die Stärke der Dänen. Aber sie haben es gelernt und mentale Stärke bewiesen. Sie können den Druck in positive Energie umwandeln. Der Heimvorteil wird sie noch stärker machen."

Bundestrainer Martin Heuberger, der nach der verpassten Qualifikation mit Deutschland zum Zuschauen verdammt ist, hat ebenfalls "gewisse Vorteile" auf Seiten der Dänen ausgemacht, die eine eingespielte Mannschaft hätten. Allerdings gab der 49-Jährige auch zu bedenken: "Sie stehen als Gastgeber in einer besonderen Drucksituation. Vor eigenem Publikum kann die Stimmung auch schnell mal umschlagen."

Wird Wilbek unsterblich?

Dass dies nicht passiert, hängt vor allem an den Leistungen der Mannschaft. Und dafür ist auch Coach Wilbek verantwortlich. Der 55-Jährige trainiert die dänische Nationalmannschaft seit 2005, unter seiner Regentschaft wurden die Skandinavier 2008 und 2012 Europameister.

Für Wilbek ist es das letzte große Turnier als Nationaltrainer. Er wird anschließend Sportdirektor beim dänischen Verband. "Mit dem Heimvorteil wollen wir bei der Medaillenvergabe ein großes Wörtchen mitsprechen", erklärte der Erfolgstrainer. Sollte es Gold werden, würde sich Wilbek in seiner Heimat unsterblich machen.

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