Fäth ist die deutsche EM-Entdeckung - als Spielmacher
Sascha Staat: Ja, das kann man durchaus so sagen. Steffen Fäth hat diese Position eigentlich von Anfang an auf einem guten Niveau ausgefüllt, obwohl er dafür gar nicht vorgesehen ist. Normalerweise spielen Strobel und Pieczkowski auf der Mitte. Ich finde, er gibt durch die erhöhte Torgefahr, die er ausstrahlt, der Mannschaft eine wichtige Option. Das können Strobel und Pieczkowski einfach nicht leisten. Das macht es für die Gegner deutlich schwieriger. Meiner Meinung nach haben wir dadurch schon das eine oder andere Spiel für uns entschieden, auch wenn es vielleicht nicht so aufgefallen ist. Als zweiten Mann möchte ich Schmidt nennen, von dem ich persönlich ein großer Fan bin. Er hat nicht nur defensiv gute Partien gezeigt, sondern auch im Angriff. Im ersten Spiel hat er 4 von 4 gemacht, gegen die Russen 6 von 7. Obwohl uns mit Patrick Wiencek ein Weltklasse-Kreisläufer fehlt - offensiv und defensiv - sind wir auf dieser Position mit Schmidt, Kohlbacher und Pekeler immer noch immens gut aufgestellt.
Magnus Wislander: Fäth hat bisher ein gutes Turnier gespielt, keine Frage. Aber ob er die EM-Entdeckung aus deutscher Sicht ist? Das würde ich so nicht unterschreiben. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mit mehr Einzelaktionen von ihm gerechnet habe. Da hat er sich aus meiner Sicht ein bisschen zurückgehalten, da hätte ich mir noch mehr Tore erhofft. Manchmal erweckt er für mich den Eindruck, als wäre er sich seiner großen Fähigkeiten gar nicht so ganz bewusst. Vielleicht wurde ihm aber auch von Dagur Sigurdsson vorgegeben, mehr den Kopf des Spielmachers als die Wurfgewalt des Rückraumspielers zu benutzen. Ich weiß es nicht. Zumindest hat er es geschafft, mich damit zu überraschen.
Felix Götz: Magnus, jetzt ist es soweit. Ich betreibe Gotteslästerung und widerspreche dir, dem Welthandballer des Jahrhunderts. Mich hat Fäth bisher total überzeugt. Als Spielmacher agiert er ruhig, hat eine gute Übersicht. Man merkt - und das sagt er ja auch selbst - den Einfluss von Ivano Balic, von dem er sich in Wetzlar sehr viel abgeschaut hat. Dass Fäth jetzt noch in jedem Spiel zehn Tore machen soll, kann man einfach nicht erwarten. Die bisher 17 Buden können sich sehen lassen. Generell muss man sagen, dass fast alle im DHB-Team positiv aufgefallen sind. Gut: Man hätte sich gewünscht, dass Lichtlein von Anfang an voll da gewesen wäre. Wer insgesamt gesehen den konstantesten Eindruck hinterlassen hat, ist Tobias Reichmann. Er hat mir auf Rechtsaußen sogar besser als Patrick Groetzki im vergangenen Jahr in Katar gefallen. Aber von dem wusste man schon aus Kielce, wie gut er ist. Deshalb ist er vielleicht nicht gerade eine Neuentdeckung.
Nikolaj Jacobsen: Mich hat Fäth ebenfalls überzeugt. Ich finde, auf seinen Schultern und denen von Weinhold lastete bisher die größte Verantwortung im deutschen Team. Beide mussten sehr viel spielen. Ob Fäths Leistung so überraschend kommt, ist eine andere Frage. Er ist halt nun mal ein guter Spieler, das wusste man auch schon vorher. Er ist ein guter Shooter und bringt viele Fähigkeiten mit, die ein Spielmacher braucht. Ich kenne ihn ja aus der Bundesliga, sein Können ist unbestritten. Reichmann wurde eben erwähnt. Den muss man nennen, wenn man über deutsche Nationalspieler spricht, die bei der EM überzeugt haben. Er hat ohne jeden Zweifel ein sehr gutes Turnier gespielt. Dafür, dass es Dahmkes erstes Turnier war, war das auch gut. Und die Kreisläufer haben es ebenfalls gut hinbekommen.