Die Stimmung nach dem furiosen Auftritt gegen Frankreich war beim DHB-Team gemischt. Einerseits hatte man wie schon gegen Russland den Sieg aus der Hand gegeben, andererseits wurde der Weltmeister an den Rand einer Niederlage gebracht.
"Wir haben so ein geiles Spiel abgeliefert, einen Riesenkampf hingelegt, wir hätten den Sieg verdient gehabt. Aber am Ende haben wir uns wieder nicht belohnt. Aber wir werden das schnell abschütteln", sagte Kapitän Uwe Gensheimer.
Und Bundestrainer Christian Prokop meinte: "Wir haben dem Weltmeister 60 Minuten lang einen richtigen Fight geliefert. Wir wollen diese WM zu unserer WM machen. Dafür zählt die Art und Weise, die hat total gestimmt. Wahnsinn von meiner Mannschaft. Jetzt können wir auf etwas anstoßen. Und dann versuchen wir, morgen ohne Augenringe durch den Tag zu kommen."
Das letzte Gruppenspiel bestreitet Deutschland am Donnerstag gegen Serbien (18 Uhr im LIVETICKER). Das Ergebnis spielt keine große Rolle im Hinblick auf die Hauptrunde. Gewinnt am gleichen Tag Brasilien gegen Korea, dann geht das DHB-Team mit drei Zählern in die Hauptrunde. Damit wären die Chancen auf den Einzug ins Halbfinale gegeben.
Eine unfassbare Abwehrschlacht
Zuvor hatte sich in der Mercedes-Benz Arena ein Drama erster Güte abgespielt. Die erste Hälfte war über weite Strecken eine unfassbare Abwehrschlacht. Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek im deutschen sowie Adrien Dipanda und Ludovic Fabregas im französischen Mittelblock packten gnadenlos zu. So fielen bis zur 19. Minute lediglich acht Tore, es stand 4:4.
Nachdem Luc Abalo Frankreich nach einem Tempogegenstoß anschließend erstmals in Führung gebracht hatte, drehte die deutsche Mannschaft, bei der etwas überraschend erneut Martin Strobel als Spielmacher auf der Platte stand, in Person von Fabian Wiede auf.
Der rechte Rückraumspieler von den Füchsen Berlin passte den Ball erst glänzend zum an den Kreis eingelaufenen Uwe Gensheimer, der verwandelte. Danach schlug Wiede zwei Mal in Serie mit tollen Würfen aus dem Rückraum zu.
Als dann auch noch Strobel in der 28. Minute seinen ersten Treffer setzte, führte Deutschland erstmals mit drei Toren Vorsprung - 10:7. Mit einer verdienten 12:10-Führung ging das Prokop-Team, bei dem Steffen Fäth in den ersten 30 Minuten zu viele Fahrkarten warf (1 von 4), in die Kabine.
DHB-Team kommt nicht gut aus der Pause
Deutschland erwischte keinen guten Start in die zweite Halbzeit. Dem Prokop-Team unterliefen ein paar technische Fehler, die Deckung mit dem kurz vor der Pause eingwechselten Finn Lemke funktionierte ebenfalls kurzzeitig nicht mehr ganz so überragend. Prokop brachte in der 34. Minute Silvio Heinevetter für Andreas Wolff, der nach gutem Beginn nun schwächelte. Dennoch führte Frankreich zwei Minuten später mit 16:15.
Beim Stand von 17:17 kassierten die Franzosen, die ohne Nikola Karabatic antraten, zwei Zwei-Minuten-Strafen, die DHB-Auswahl durfte nun 100 Sekunden in doppelter Überzahl agieren. Dabei sprang immerhin ein Tempogegenstoß-Treffer durch Pekeler heraus - 18:17 für Deutschland.
Zunächst setzte sich keine Mannschaft weiter als auf ein Tor Vorsprung mehr ab. Wolff kam wieder für Heinevetter, der unglücklich agierte. Außerdem kehrte der bärenstarke Wiencek für Lemke in den Mittelblock zurück.
In der Schlussphase zog Deutschland mehrmals auf zwei Treffer davon, dennoch hieß es 30 Sekunden vor dem Ende nur 25:24 für das DHB-Team - Drama pur. Deutschland hatte den Ball, doch Fabian Böhm spielte einen fürchterlichen Pass ins Aus. Der letzte Angriff gehörte Frankreich. N'Guessan glich eine Sekunde vor dem Ende aus - mit seiner ersten guten Aktion überhaupt.
Deutschland vs. Frankreich: Die Daten zum Spiel
Anfangsformation DHB: Wolff - Gensheimer, Fäth, Strobel, Weinhold, Groetzki, Pekeler.
Torschützen Deutschland: Gensheimer (4 - 1 von 2 Siebenmeter), Wiede, Strobel (beide 4), Pekeler, Groetzki (beide 3), Böhm, Kohlbacher, Drux (beide 2), Fäth (1).
Torschützen Frankreich: Mahe (9 - 4 von 4 Siebenmeter), Remili, Fabregas (beide 3), Lagarde, Mem, Grebille (alle 2), Abalo, Guigou, L. Karabatic, N'Guessan (alle 1).
Zwei-Minuten-Strafen: Deutschland 5 - Frankreich 6
Der Star des Spiels: Hendrik Pekeler (Deutschland)
Klar: Auch Wiede zeigte eine großartige Vorstellung, Strobel, Groetzki und Wiencek waren ebenfalls stark. Aber Pekeler war in der Abwehr überragend und im Angriff ein ganz wichtiger Faktor. Der Kreisläufer traf alle seine drei Würfe und räumte immer wieder den Weg frei.
Der Flop des Spiels: Dika Mem (Frankreich)
Tauchte als einer der Stars in der französischen Mannschaft ab, nachdem er von der deutschen Deckung ordentlich auf die Finger bekommen hatte. Nahm sich nur fünf Würfe und traf davon lediglich zwei. Ebenfalls ganz schwach war Torhüter Cyril Dumoulin (1 von 10, 10 Prozent).