Herr Schieber, erzählen Sie doch bitte mal die Geschichte hinter Ihrem ersten Lied "Unter die Dusche"!
Julian Schieber: Es war schon immer mein Traum, irgendwann einmal ein Lied zu machen. Vor ein paar Wochen bin ich mit einem Freund zusammengesessen, der semi-professionell als DJ arbeitet. Ich habe aus Jux einen Text gedichtet, er hat mich an der Gitarre begleitet. Das haben wir am Handy aufgenommen und einem Produzenten geschickt. Er hat gesagt: "Jungs, daraus machen wir eine Nummer." Unsere Version hätte aber eher für einen Brunch um 11 Uhr oder für einen Abend am Lagerfeuer gepasst als für eine Party. Der Produzent wollte mehr Bässe statt Gitarre. Das haben die Profis noch angepasst.
Wie sind die ersten Reaktionen ausgefallen?
Schieber: Das Feedback war überwiegend positiv. Aber natürlich gibt es wie im Sport auch Kritiker.
Sie singen gemeinsam mit dem ehemaligen Regionalligaspieler Philip Roller. Woher kennen Sie ihn?
Schieber: Das ist eine lustige Geschichte. Philip stammt aus Bad Boll bei mir in der Gegend, ist wegen seinen thailändischen Wurzeln aber thailändischer Nationalspieler. Thailand ist meine große Liebe. Ich wollte unbedingt einmal dort Fußball spielen. Deshalb habe ich vor ein paar Jahren begonnen, das Internet nach deutschsprachigen Jungs zu durchforsten, die in Thailand unter Vertrag stehen. So bin ich auf Philip gestoßen. Ich habe ihn einfach angeschrieben. Daraus ist eine enge Freundschaft entstanden.
Aber er konnte Sie nicht in der thailändischen Liga unterbringen?
Schieber: Doch, nach meiner Zeit beim FC Augsburg habe ich tatsächlich acht Wochen lang bei seinem Klub Ratchaburi FC mittrainiert. Dann hat sich die Frage gestellt: Diesen Traum weiterleben oder zurück zu meiner Familie, zu meinen drei Kindern. Ich habe mich für die Familie entschieden.
Statt auf dem Platz stehen Sie nun immerhin gemeinsam mit ihm vor dem Mikrofon.
Schieber: Als sich meine Pläne mit dem Lied konkretisiert haben, war er zufällig gerade in Deutschland zu Besuch. Direkt vor meinem ersten Termin mit dem Produzenten haben wir einen Kaffee getrunken, da habe ich ihm davon erzählt. Zwei Stunden später stand er mit mir vor dem Mikrofon. Dann ist er aus der Nummer nicht mehr rausgekommen.
Abgesehen von ihm spielen in dem Musikvideo mit Fabian Giefer und Timo Gebhart zwei weitere Fußballer mit.
Schieber: Die hatten beide sofort Bock. Timo ist für jeden Blödsinn zu haben, außerdem wohnt er hier in der Gegend in Memmingen. Er gibt im Video den Türsteher, das ist seine Paradedisziplin. Mit Fabi habe ich mir schon während unserer gemeinsamen Zeit in Augsburg den einen oder anderen Spaß erlaubt. Seitdem sind wir sehr gut befreundet. Er ist für den Dreh extra vier Stunden aus der Pfalz hergefahren.
Gab es auch Kollegen, die abgesagt haben?
Schieber: Ja, zum Beispiel Davie Selke. Er hat zu der Zeit leider auf Ibiza geheiratet und war entsprechend verhindert. Wenn es ein zweites Lied gibt, werde ich mir ein paar neue Fußball-Strategen dazuholen.
Also war das Lied keine einmalige Aktion?
Schieber: Ich habe zwar noch keinen Text für ein zweites Lied geschrieben, aber nach dem Spiel ist vor dem Spiel und nach dem Lied ist vor dem Lied. Die Apres-Ski-Saison steht vor der Tür, oder soll ich besser sagen: die Abriss-Ski-Saison. Bis Dezember brauche ich eine neue Idee.
Zurück zum Musikvideo: Sie geben darin einen Schiedsrichter. Warum?
Schieber: Ich wollte unbedingt irgendetwas mit diesen "Schieber, Schieber"-Rufen machen. Das wird ja oft in Richtung Schiedsrichter gerufen, auf dem Platz habe ich es aber immer auch auf meinen Namen bezogen. In meinem Drehbuch habe ich mich von Anfang an als Schiedsrichter gesehen. Wichtig war mir, dass dabei nichts unter die Gürtellinie geht. Schiedsrichter sind ganz wichtige Personen im Fußball.
Einmal zeigen Sie im Video auf ein Trikot von Ilkay Gündogan. Wollte er nicht persönlich mitmachen?
Schieber: Der Dreh war kurz vor dem Champions-League-Finale. Ich wusste, dass er keine Zeit haben wird. Also habe ich ihn gar nicht erst gefragt. Außerdem passt er nicht so richtig in die Party-Schlager-Szene. Bei der Zeile "Beim Feiern sind wir Champions League" hat es sich aber perfekt angeboten, ihn trotzdem im Video unterzubringen.
Wusste er vor der Veröffentlichung davon?
Schieber: Ja, ich habe ihm das Video vor dem Release gezeigt und ihn gefragt, ob es okay für ihn ist. Ilkay hat nur geschmunzelt und gesagt: "Schieber, du bist verrückt!" Er ist einer meiner besten Kumpels im Fußball. Ich genieße den Austausch mit ihm und werde ihn sicherlich bald in Barcelona besuchen.
Das könnte man ja mit einem Live-Auftritt in einem der dortigen Party-Orte verbinden.
Schieber: Lloret oder Calella, eines von beiden muss es sein.
Im Ernst: Haben Sie schon Live-Auftritte geplant?
Schieber: Tatsächlich haben wir unsere Live-Premiere sogar schon gefeiert. Letzte Woche war ich mit Philip in Thailand unterwegs, da haben wir in irgendeiner Bar gespielt. Das war zwar nicht professionell, aber eine große Gaudi. Sollten wir angefragt werden, würden wir natürlich gerne live auftreten. Dafür macht man schließlich Party-Schlager. Aber bisher gibt es noch nichts Konkretes.
Die Party-Schlager-Hochburg schlechthin ist bekanntlich der Ballermann auf Mallorca. Sind Sie dort Stammgast?
Schieber: Zum Feiern trägt es mich immer wieder auf diese Insel. In einem Techno-Schuppen in Berlin habe ich keinen Spaß. Am wohlsten fühle ich mich dort, wo Party-Schlager gespielt werden - wie eben am Ballermann.
Waren Sie während Ihrer Profi-Zeit mit einer Ihrer damaligen Mannschaften am Ballermann unterwegs?
Schieber: Ja, nach einem schwierigen Jahr waren wir mit der Hertha dort. Eigentlich wollten wir vor zwei Wochen mit Sonnenhof Großaspach am Ballermann den Regionalliga-Aufstieg feiern. Aber dann haben wir in der Relegation leider gegen die TuS Koblenz verloren.
Wie sieht Ihr perfekter Ballermann-Tag aus?
Schieber: Tagsüber an der Playa die ersten Kaltgetränke genießen. Danach führt kein Weg am Bierkönig vorbei. Spätabends geht's ins Oberbayern, ehe in der Rutschbahn die Nacht abgeschlossen wird.
Was ist derzeit Ihr Lieblingslied?
Schieber: Aktuell führt kein Weg an Layla vorbei. Das war letztes Jahr der Oberburner und ist es für mich dieses Jahr immer noch. Es darf keine Party ohne Layla geben. Neulich habe ich den Interpreten DJ Robin kennengelernt, er kommt bei mir aus der Region. Nach dem Release hat er mir eine nette Nachricht geschrieben. Ein paar andere aus der Branche wie Kreisligalegende übrigens auch.
Wurden bei Ihren Profi-Stationen in der Kabine eigentlich Party-Schlager gehört?
Schieber: Zur Motivation vor den Spielen lief meistens Hip-Hop. Aber wenn es danach etwas zu feiern gab, hat die Party-Schlager-Fraktion die Kabine übernommen. Ich war nie der Kabinen-DJ, aber mit den Verantwortlichen meistens zufrieden. Unser DJ in Augsburg Marco Richter war ein großer Party-Schlager-Freund, genau wie früher Martin Harnik, Christian Gentner und Georg Niedermeier in Stuttgart.
Aktuell trainieren Sie die U19 von Sonnenhof Großaspach. Welchen Musikgeschmack haben Ihre Spieler?
Schieber: Die hören eher deutschen Hip-Hop, da kenne ich aber nicht einmal die Interpreten. Bei denen werde ich es mit meinem Lied vermutlich schwer haben. Aber ich will dafür sorgen, dass es mindestens einmal pro Woche in der Kabine läuft.
Was sind Ihre weiteren Karriere-Pläne im Trainerjob?
Schieber: Darüber denke ich nicht zu viel nach, meine aktuellen Aufgaben taugen mir sehr. U19 ist zwar noch Juniorenbereich, aber eigentlich die Schwelle zu den Erwachsenen. Außerdem bin ich im Trainerstab der ersten Mannschaft.
Ein Cheftrainer-Posten bei einem Bundesligisten oder ein Auftritt im Bierkönig: Was würden Sie wählen?
Schieber: Auf jeden Fall den Bierkönig-Auftritt. Da habe ich nur einen Tag Stress. Als Bundesliga-Trainer habe ich das jeden Tag.
Julian Schieber: Seine Profi-Karriere
Zeitraum | Klub | Pflichtspiele | Tore | Assists |
2009 bis 2012 | VfB Stuttgart | 62 | 7 | 2 |
2010 bis 2011 | 1. FC Nürnberg (Leihe) | 33 | 10 | 9 |
2012 bis 2014 | Borussia Dortmund | 57 | 6 | 4 |
2014 bis 2018 | Hertha BSC | 50 | 11 | 4 |
2018 bis 2021 | FC Augsburg | 12 | 1 | - |