28 Millionen Euro hat Union Berlin bereits ausgegeben, einige weitere könnten noch dazu kommen. Neben Robin Gosens wurden auch begehrte Spieler wie Diogo Leite (zuvor ausgeliehen) oder Benedict Hollerbach an die Alte Försterei geholt.
Die Eisernen sind bereit für eine weitere Saison, in der es nicht nur darum gehen wird, international so lange wie möglich zu begeistern, sondern sich möglicherweise oben festzubeißen. Viele Klubs machten in der Vergangenheit die Erfahrung, dass sie nach einem Jahr des Höhenflugs wieder abstürzten.
Wird es Union da anders ergehen? SPOX macht den Kadercheck.
Union Berlin: Diese Spieler haben den Verein verlassen
- Abgänge: Sven Michel (FC Augsburg, 950.000 Euro), Paul Seguin (FC Schalke 04, 750.000 Euro), Jamie Leweling (VfB Stuttgart, 200.000 Euro Leihgebühr), Rick van Drongelen (Samsunspor, 200.000 Euro), Levin Öztunali (Hamburger SV, ablösefrei), Kevin Möhwald (KAS Eupen, ablösefrei), Tim Maciejewski (SV Sandhausen, ablösefrei), Morten Thorsby (Genua CFC, Leihe), Tymoteusz Puchacz (1. FC Kaiserslautern, Leihe), Lennart Grill (VfL Osnabrück, Leihe), David Preu (VfR Aalen, Leihe), Niko Gießelmann (Vereinslos), Timo Baumgartl (PSV Eindhoven, Leih-Ende)
Union Berlin hat seinen Kader erfolgreich ausgedünnt und ist einige Spieler losgeworden, die in der Vergangenheit allenfalls als Aushilfe tätig waren. Michel, Puchacz, Seguin, Möhwald und auch Michel sind gute Beispiele dafür. Auch der Abgang von Levin Öztunali dürfte für die Köpenicker zu verschmerzen sein, kam er in seinen 26 Einsätzen doch nie so richtig in Fahrt.
Lange war unklar, ob man auch Schlüsselspieler wie Danilho Doekhi, Frederik Rönnow oder Sheraldo Becker abgeben muss. Bisher ist das nicht der Fall. Auf Abgangsseite wurden also keine nennenswerten Einnahmen verbucht, aber immerhin gelang es, Platz für mögliche Upgrades zu machen.
Union Berlin: Diese Spieler wurden verpflichtet
- Zugänge: Robin Gosens (Inter Mailand, 13 Millionen Euro), Diogo Leite (FC Porto, 7,5 Millionen Euro), Kevin Volland (AS Monaco, 4 Millionen Euro), Lucas Tousart (Hertha BSC, 2,8 Millionen Euro), Mikkel Kaufmann (FC Kopenhagen, 2,7 Millionen Euro), Benedict Hollerbach (Wehen Wiesbaden, 2 Millionen Euro), Alexander Schwolow (Hertha BSC, ablösefrei), Brenden Aaronson (Leeds United, Leihe), David Datro Fofana (FC Chelsea, ablösefrei), Alex Kral (Spartak Moskau, Leihe), Dominique Heintz (VfL Bochum, Leih-Ende), Tim Skarke (FC Schalke 04, Leih-Ende), Laurenz Dehl (Viktoria Berlin, Leih-Ende)
Mit Gosens, Leite und Hollerbach konnte man die Spitze des Kaders teils eindrucksvoll verstärken und ließ sich das auch einiges an Geld kosten. Kaufmann und Tousart bringen ebenso Bundesliga-Erfahrung mit Schwolow. Letzterer wurde im Umfeld von Union allerdings mit wenig Begeisterung empfangen.
Nicht, weil er von Hertha BSC kommt, sondern eher, weil er in den letzten Jahren nicht unbedingt überzeugt hat. Sollte Rönnow noch gehen, wäre Schwolow zumindest kein naheliegender Stammtorhüter eines Klubs, der große Ambitionen entwickelt hat.
Gerade der Transfer von Gosens unterstreicht diese. Mit dem 16-fachen Nationalspieler holen die Eisernen jemanden, der perfekt zum eigenen Spielstil passt: Aggressiv und defensivstark, gleichzeitig mit viel Tempo und Wucht im Flügelspiel. Dass man zudem Diogo Leite fest verpflichten konnte, war ebenfalls ein Teil der positiven Entwicklung der letzten Jahre. Der Portugiese hatte ein starkes erstes Jahr in Berlin.
Hollerbach wird indes eine Wundertüte. Einerseits wurde er nach starken Leistungen für Wiesbaden von vielen Klubs umworben, andererseits ist der Sprung zu Union ein recht großer für ihn. Für Fischer wird es auch darauf ankommen, ihn charakterlich ins Team zu integrieren. Spannend ist darüber hinaus die Leihe von Fofana. Der 20-Jährige kommt mit viel Talent und kann im Angriffsspiel mit seines Tiefenläufe gut in das bestehende System integriert werden. Auch Aaronson, der sich in Salzburg einen Namen als Ballkünstler gemacht hat und zuletzt in England stagnierte, bringt mehr Qualität in den Kader.
Ein weiterer großer Transfer ist die Verpflichtung von Kevin Volland. Der ehemalige Nationalspieler wird für die Eisernen künftig auf Torejagd gehen. Auch wenn noch unklar ist, ob Volland noch das nötige Niveau hat, um Union weiterzuhelfen - für Monaco erzielte er in der vergangenen Saison in 17 Einsätzen nur drei Tore - wird er den Angriff in der Breite auf jeden Fall verstärken.
Union Berlin, Transfers und Gerüchte: Mögliche Abgänge
Noch droht den Eisernen der Verlust des einen oder anderen Stammspielers. Bei Doekhi machte man frühzeitig klar, dass man ihn nicht abgeben wolle, doch der Ruf einiger namhafter Klubs ist verlockend. So sollen die SSC Neapel und Inter Mailand Interesse haben.
Beckers Flirts mit der Serie A und der Premier League waren bereits konkreter. Vor einigen Tagen sah es klar nach einem Wechsel aus. Allerdings hat sich die Lage zuletzt etwas beruhigt. Ob es noch zu einem Last-Minute-Transfer kommt, ist unklar. Urs Fischer deutete bereits an, dass er zweigleisig plane.
Ebenso steht ein Wechsel von Stammkeeper Frederik Rönnow bevor. Zumindest sei der 31-Jährige sich mit Lazio Rom einig, berichteten mehrere Medien. Auch hier ist noch nicht sicher, ob Union dem zustimmt. Alle drei würden mit ihrer Qualität und trotz der Neuzugänge ein Loch in den Kader reißen, der vor allem in der Spitze möglichst breit bleiben muss, um auf mehreren Hochzeiten tanzen zu können.
Außerdem hat Union die Chance, durch das Halten wichtiger Spieler ein Statement zu setzen und auch in Zukunft zu signalisieren, dass sich in Köpenick etwas entwickelt und diese Entwicklung nicht durch ständige Abgänge torpediert wird.
Union Berlin, Transfers und Gerüchte: Mögliche Zugänge
War das Transferfenster bisher schon recht erfolgreich für Union, so könnte in den kommenden Tagen und Wochen noch der eine oder andere große Name an die Wuhle wechseln. Wem Volland noch nicht groß genug ist, der kann sich von Leonardo Bonucci überzeugen lassen.
Der italienische Weltmeister soll kommen, um Tore zu verhindern. Die Bonucci würde auf dem Papier perfekt zum Catenaccio Unions passen. Mit 36 Jahren gibt es auch beim Innenverteidiger das eine oder andere Fragezeichen, doch von der Strahlkraft her wäre dieser Transfer wohl die Spitze der bisherigen Gefühle. Aktuell soll Union, so berichten es italienische Medien, mit ihm verhandeln - und Bonucci könne sich den Wechsel sogar vorstellen.
Ein weiterer bekannter Name, der derzeit bei den Eisernen kursiert, ist Juan Bernat. Zumindest berichtet das die L'Équipe. Demnach könne eine Leihe des Linksverteidigers angepeilt werden. Wie sinnvoll das angesichts der Gosens-Verpflichtung noch ist, wird intern sicher evaluiert werden müssen.
Union Berlin im Kadercheck: Fazit
Union hat bereits einige große Namen verpflichtet und will womöglich noch weitere nachlegen. Jeder einzelne muss dabei für sich bewertet werden, doch Union setzt abermals auf Erfahrung. Das kann, wie man in der Vergangenheit gesehen hat, erfolgreich sein. Stimmt die Balance aber nicht, kann das auch problematisch werden.
Immerhin: Spieler wie Hollerbach, Fofana oder Aaronson haben das Potenzial, hier für frischen Wind zu sorgen und auch Leite ist weiter entwicklungsfähig. So ganz stimmt das Klischee der Altherrenmannschaft also nicht. Und doch gibt es bei Volland, Bonucci (sollte er kommen) und Schwolow berechtigte Zweifel, inwiefern sie tatsächlich die erhoffte Verstärkung sein können. Auch Gosens muss erst noch unter Beweis stellen, dass er wieder an alte Stärken anknüpfen kann, wobei sein Transfer auf dem Papier sehr stimmig aussieht.
Endgültig bewerten lässt sich dieses Transferfenster noch nicht. Gehen noch Schlüsselspieler, wird man anders auf diesen Sommer schauen als im Moment. Trotzdem gelang es Union im ersten Schritt, die Öffentlichkeit und sich selbst davon zu überzeugen, dass die letzten beiden Jahre keine Ausrutscher gewesen sein sollen. Man will diesen Erfolg zur Regel machen und sich ganz oben etablieren.
Ob das gelingt, wird aber auch davon abhängen, wie langfristig Union planen kann. In den letzten Jahren wurde häufig sehr kurzfristig agiert und reagiert. Das Durchschnittsalter von rund 26 Jahren (drittältester Kader der Liga) wird durch einige junge Spieler gedrückt, die vermutlich keine Rolle spielen werden. Bisher war das Konzept der Kaderplaner ja auch erfolgreich. Man bleibt sich treu in Berlin-Köpenick und bietet den Fans auf jeden Fall etwas an. Je größer die Namen mit Potenzial zum Scheitern aber werden, desto größer wird auch das Risiko für Unruhe.
Der Schritt an sich ist dennoch spannend. Union wird auch in der kommenden Saison wieder ein Team sein, das polarisieren und erfolgreich Fußball spielen kann.