GIOVANNI TRAPATTONI
Der 10. März 1998 wird den meisten noch lebhaft im Gedächtnis geblieben sein. Der FC Bayern hat soeben 0:1 gegen Schalke verloren und der "Mister" schickt sich an, die Mutter aller PK-Ausraster in die Liga-Historie zu meißeln.
Es war die Geburtsstunde legendärer Satzkonstrukte: "Was erlauben Strunz", "schwach wie eine Flasche leer", "Trainer sei sehe, was passieren im Platz". "Ich habe fertig" schaffte es als Redewendung sogar in den deutschen Sprachgebrauch.
Zehn Jahre später platzte Trap erneut der Kragen. Als Trainer von RB Salzburg verabschiedet er sich gegen den SV Mattersburg im Halbfinale aus dem ÖFB-Cup. Journalisten kritisieren daraufhin seine Trainingsmethoden.
"Die Erruption eines Vulkans", titelt der Kurier später. "Was verstehen Sie von Training?", fragt Trapattoni wutentbrannt die anwesende Journaille und legt anschließend erst so richtig los.
THOMAS DOLL
"Da lach ich mir doch den Arsch ab!" Im April 2008 platzte dem damaligen BVB-Trainer angesichts der Berichte über seine drohende Entlassung endgültig der Kragen. Besonders die Kritik an seinen Profis brachte Doll maximal in Rage.
Zitat Doll: "Vor 13 Monaten ging uns doch allen hier noch der Arsch auf Grundeis. Jetzt auch noch auf meine Spieler loszugehen, ist eine absolute Frechheit. Die sollen jetzt die Kohlen aus dem Feuer holen. Da lache ich mir den Arsch ab."
BRUNO LABBADIA
"Am Arsch geleckt!" Wir schreiben den 7. Oktober 2012. Der VfB Stuttgart steckt tief im Tabellenkeller. Das 2:2 gegen Bayer Leverkusen? Zu wenig für Fans und Medien, die bereits an Bruno Labbadias Stuhl sägen.
Diesem platzt auf der PK nach dem Spiel endgültig der Kragen. "Die Trainer sind nicht die Mülleimer von allen", poltert Labbadia, der es nicht mehr akzeptieren könne, "wenn der Trainer wie der letzte Depp dargestellt wird."
RONALD KOEMAN
Fußballerisch lief es im Herbst 2021 überhaupt nicht beim FC Barcelona. Im Sommer zuvor verließ Superstar Lionel Messi den Klub, dann verletzten sich zahlreiche Leistungsträger wie Sergio Agüero, Pedri oder Ansu Fati.
Folglich hagelte es Kritik von allen Seiten für Coach Koeman, im Vorstand soll zu diesem Zeitpunkt bereits die Entscheidung gefallen sein, dass er gehen muss. Also ließ es sich Koeman nicht nehmen, die Vereinsverantwortlichen zu überraschen ...
... und auf der Pressekonferenz vor dem anstehenden Ligaspiel gegen Cadiz keinerlei Fragen entgegenzunehmen, eine schriftliche Erklärung vorzulesen und nach weniger als drei Minuten wieder aus dem Raum zu stürmen.
FC BAYERN
Uli Hoeneß und Kalle Rummenigge holten im Oktober 2018 zum Rundumschlag gegen Medien und Kritiker des FCB aus. Ihr Rundumschlag schlug hohe Wellen - und begründete laut KHR sogar auf dem Grundgesetz: "Die Würde des Menschen ist unantastbar."
Mit Menschenwürde hatte das Gesagte dann jedoch recht wenig zu tun. So war es beispielsweise Juan Bernat, der sich in der Champions League gegen Sevilla "einen Scheißdreck" zusammengespielt habe und so seinen Verkauf quasi selbst besiegelt habe.
Weil die Medien unter anderem versucht hätten, Manuel Neuer nach dessen Fehlern "in Schutt und Asche zu reden", habe man sich beim FC Bayern entschlossen, sich "diese herabwürdigende, hämische, faktische Berichterstattung" nicht mehr bieten zu lassen.
Von den vielen denkwürdigen Aussagen, blieb besonders eine von Karl-Heinz Rummenigge hängen, weil sie so ziemlich genau die Gefühlslage von sowohl den Bayern-Bossen als auch der Medienvertreter widerspiegelte: "Geht's eigentlich noch?"
MARCELO BIELSA
Nach dem "Spion-Gate" vor dem Spiel gegen Derby County referierte Leeds-Coach Marcelo Bielsa 70 Minuten lang auf einer PK, wie er die Gegner seiner Mannschaft analysiert. Eine wahrer Kult-Auftritt!
STEFAN EFFENBERG
Am 30. November 1999 stoßen Stefan Effenberg die negativen Presseberichte dermaßen sauer auf, dass der Bayern-Star seine "Freunde der Sonne" zurechtweisen musste. Drei Tage zuvor hatte der FC Bayern das Derby gegen 1860 verloren.
"Einen Stefan Effenberg kann man nicht zerbrechen", mahnte er. Man müsse aufpassen mit dem, was man sage, was man schreibe und wie man das rüberbringe, "denn ich bin einer, der lässt sich das nicht gefallen. Freunde der Sonne."
CHRISTOPH DAUM
Die Haarprobe und das "absolut reine Gewissen". Der 10. Oktober 2000 ist ein historischer Tag für die Bundesliga. Medienwirksam hat Daum als Leverkusen-Trainer zu einer PK geladen und seine Unschuld beteuert.
"Ich tue das, weil ich ein absolut reines Gewissen habe", erklärt Daum damals die Beweggründe für eine freiwillige Haarprobe, um die Doping-Vorwürfe gegen ihn zu entkräften. Das Ergebnis ist bekannt ...
Mittlerweile ist Daums Ruf wiederhergestellt, doch als Nationaltrainer Rumäniens verpasste er 2017 die WM-Qualifikation. Es folgt die Vertragsauflösung. Fragen nach eben jener Trennung brachten Daum zuvor so richtig auf die Palme.
Vor einem Test gegen Chile entlädt sich sein Frust: Daum holt zu einer zweiminütigen Wutrede aus, in der er die anwesenden Journalisten beschuldigt, "verrückte Lügen" zu verbreiten. Er selbst sei rumänischer als viele der Anwesenden.
EWALD LIENEN
24. Oktober 2016: Beim FC St. Pauli liegt der Haussegen schief. Lienen, Trainer des Zweitliga-Schlusslichts, geht zur Abwechslung mal nicht auf die Medien, sondern auf die eigenen Spieler los und spricht ihnen den Kampfgeist ab.
"Beim ersten Gegentor können FÜNF Spieler klären. Und alle verlassen sich auf den anderen", moniert Lienen, ehe ihn eine Reporterin unterbricht. "Wenn Sie ein Spieler gewesen wären, das hätten sie nicht überlebt", sagt Lienen scherzhaft.
GERTJAN VERBEEK
Nachdem die Bild Verbeek mit den Worten "Wir sind angetreten, um Meister zu werden", zitiert, platzt dem damaligen Bochum-Trainer der Kragen. Es folgt eine Generalabrechnung mit dem Boulevard-Blatt.
"Warum schreibt ihr immer so eine Scheiße? Warum spielt ihr immer zwei Parteien gegeneinander aus", fragt Verbeek, tituliert jene Journalisten als "Arschlöcher" und wirft ihnen Unwahrheiten vor.
KLAUS AUGENTHALER
Etwas ruhiger, aber nicht minder legendär geht es "Auge" anno 2007 an. "Es gibt vier Fragen und vier Antworten. Die Fragen stelle ich und die Antworten gebe ich auch", sagt der damalige Trainer des VfL Wolfsburg.
"Ich hatte die Schnauze wirklich voll", sagt er rückblickend über seine 42-sekündige PK. Den Wölfen droht der Abstieg, Augenthaler wurde in Medienberichten immer wieder angezählt. Zwei Tage nach der PK retten sich die Wölfe - Auge muss dennoch gehen.
JOSE MOURINHO
Über "Auges" 42 Sekunden kann ein gewisser Portugiese nur lachen. 2017 benötigt "The Special One" gerade einmal 23 Sekunden vom Betreten bis zum Verlassen des Presseraums.
Zuvor hat Manchester United Crystal Palace mit 2:0 geschlagen. Dennoch sind lediglich drei Journalisten nach dem Spiel zugegen. "Irgendwelche Fragen? Nein? Gut!" - und weg ist Mourinho.
Im Oktober 2018 sorgt Mou erneut für einen legendären PK-Auftritt. Nach einer Pleite gegen die Spurs brüskiert der bereits angezählte Portugiese die anwesenden Reporter. "Wie war das Ergebnis heute?" raunzt Mourinho einen Journalisten an.
Dabei hält er drei Finger nach oben: Schließlich habe er drei Meistertitel gewonnen - mehr als alle anderen 19 Premier-League-Trainer zusammen. Anschließend verabschiedet er sich mit den Worten: "Respekt, Respekt, Respekt."