England - Schottland 16:12: Was für ein packendes Spiel von England und Schottland im Eden Park in Auckland. So viel Kampf, so viel Leidenschaft und am Ende so knapp - 16:12 gewannen die Engländer in sprichwörtlich letzter Sekunde.
Bereits in der vierten Minute verlor Schottland seinen Verbindungshalben Ruaridh Jackson durch eine Verletzung, unter Tränen verließ er den Platz. Bloß waren dies wohl keine Tränen vor körperlichem, sondern vor seelischem Schmerz. Das Duell gegen England hatte eine tiefgehende Bedeutung für alle Schotten. Ersetzt wurde er durch Dan Parks.
Und jener Dan Parks machte ein fantastisches Spiel. Einen Sprungtritt (Dropkick) und einen Straftritt verwandelte er in der ersten Hälfte, dazu kam ein Strafftritt von Chris Paterson zur 9:3- Halbzeitführung. Auf Seiten der Engländer traf lediglich - na wer schon - Johnny Wilkinson mit einem wunderbaren Straftritt von der linken Seite. Auch wenn Wilkinson während des Matches einige Versuche vergab, er war wichtig für das Comeback der Engländer, obwohl er kurz vor dem entscheidenden Versuch ausgewechselt wurde.Die zweite Halbzeit war atemberaubend vor Spannung und Intensivität. Zunächst baute Paterson die schottische Führung mit einem Straftritt noch auf 12:3 aus, doch dann kam Johnny Wilkinson. Mit einem Sprungtritt und einem Straftritt verkürzte er in nur fünf Minuten auf 9:12. Zwei Minuten vor Schluss war es dann soweit: Nach einem offenen Gedränge auf der linken Seite vor dem Malfeld der Schotten brachten die Engländer den Ball mit schnellen Pässen auf die rechte Seite, wo Kapitän Chris Ashton wartete. Der rannte los und ließ sich auch von einem Tackle eines Schotten nicht mehr aufhalten und traf zum alles entscheidenden Versuch.
Damit steht England mit 18 Punkten in der Gruppe B sicher und als Gruppenerster im Viertelfinale. Schottland steht mit dem Bonuspunkt aus dem Spiel gegen England mit elf Punkten auf Platz zwei. Direkt dahinter steht Argentinien mit zehn Punkten, die im letzten Spiel gegen Georgien mit mindestens einem Punkt an den Schotten vorbei ziehen können, da das direkte Duell gewonnen wurde. Alle Hoffnungen der Schotten ruhen nun auf Georgien.
Australien - Russland 68:22: Für den zweimaligen Weltmeister aus Australien ging es um eines: Mindestens den Bonuspunkt holen, dann steht man in der Gruppe C sicher im Viertelfinale und Irland und Italien machen das andere Endrunden-Ticket im direkten Duell unter sich aus. Gegen Russland, den WM-Neuling, wäre jedoch alles andere als ein Sieg eine herbe Enttäuschung für die Wallabies gewesen.
Und so kam es. Schon nach 15 Minuten war der wichtige Bonuspunkt eingesackt: Vier Versuche, 26:0. Sechs weitere Versuche von Australien folgten, Russland kam immerhin zu drei Versuchen und schrammte damit knapp am Bonuspunkt vorbei. Am Ende gewannen die Wallabies mit 68:22 und sicherten sich ihren Platz im Viertelfinale. Getrübt wurde die Freude über den Einzug in die Runde der letzten Acht durch die Oberschenkelverletzung von Drew Mitchell. Dem Flügelspieler droht sogar das vorzeitige WM-Aus.
In der Gruppe C bleibt es aber weiter spannend: Irland trifft im großen Duell um den zweiten Endrundenplatz auf Italien - der Gewinner ist dabei, für den Verlierer war es das letzte Spiel der WM. Sollte Irland gewinnen, würde Australien im Viertelfinale als Zweiter der Gruppe C hinter den Iren auf D-Gruppen-Sieger Südafrika treffen. Die Südafrikaner wollen als amtierender Weltmeister bei der 7. WM als erstes Rugby-Team ihren Titel erfolgreich verteidigen.
Frankreich - Tonga 14:19: Tonga hat in seinem letzten Spiel der Weltmeisterschaft für die erste Überraschung gesorgt. Mit 19:14 besiegten die Tongaer Frankreich. Es war ein historischer Sieg für die Insulaner, der höchste ihrer persönlichen Rugby-Geschichte. Les Bleus enttäuschten dagegen auf ganzer Linie.
Bereits zur Halbzeit führte Tonga 13:6 gegen Frankreich. Mit dem wichtigen Versuch von Suka Hafanga und zwei Straftritten von Kurt Morath wurde schon in der ersten Hälfte das Fundament für den Sieg gelegt. Möglicherweise wäre sogar noch ein höherer Sieg drin gewesen: In der 39. Minute wurde jener Suka Hufanga, der vorher den Versuch erzielte, wegen gefährlichen Tacklings mit Gelb vom Platz gestellt. Dies glich sich in der 65. Minute aus, als Fabrice Estebanez ebenfalls wegen gefährlichen Tacklings mit Gelb vom Platz gestellt wurde. Fortan ging es mit 14 zu 14 weiter, Tonga punktete durch zwei Straftritte von Kurt Morath und Frankreich schaffte auf der Gegenseite den späten Versuch zum 19:14-Endstand.
Durch den Bonuspunkt (weniger als sieben Punkte Unterschied) hat Frankreich den zweiten Platz in der Gruppe A mit elf Punkten sicher. Tonga hat sich mit dem Sieg auf Platz drei vorgeschoben und ist damit für Weltmeisterschaft 2015 in England qualifiziert, sofern die Kanadier in ihrem letzten Spiel nicht die All Blacks bezwingen. Ein schönes Ende für das pazifische Inselkönigreich, man kann ihnen wohl gratulieren.