Maurice Wetekam blickte gebannt auf die Anzeigetafel, dann schlug er ungläubig die Hände vor sein Gesicht - Bronze! Der Schwimmer hat am zweiten Wettkampftag der Paralympics in Paris für die erste deutsche Medaille gesorgt. Die Jagd nach Edelmetall der Athletinnen und Athleten aus Deutschland nimmt schon zu Beginn der Sommerspiele Fahrt auf.
Der 18-jährige Wetekam schlug im extrem stimmungsvollen Rennen in der La Defense Arena über 100 m Brust in der Startklasse SB9 nach 1:07,04 Minuten an und wurde mit einem Rückstand von 1,76 Sekunden auf Sieger Stefano Raimondi aus Italien Dritter. Für den mit einer Dysmelie an der linken Hand antretenden Wetekam ist es nach Silber bei den Weltmeisterschaften 2022 und 2023 der größte internationale Erfolg.
Gold im Visier hat das Tischtennis-Duo Valentin Baus und Thomas Schmidberger. Das Doppel von Borussia Düsseldorf entschied den Halbfinalkrimi in der Arena Sud 4 von Paris gegen die Türken Abdullah Öztürk und Nesim Turan in der Startklasse MD8 mit 3:2 (11:7, 6:11, 13:11, 2:11, 11:3) für sich und zog ins Endspiel am Samstag (14.00 Uhr) ein.
"Es war wieder ein enges Spiel", sagte Schmidberger. Schon am Vortag hatten die Deutschen nach einer irren Aufholjagd das bessere Ende für sich.
Die Weltmeister Sandra Mikolaschek und Thomas Brüchle schieden im Mixed-Doppel dagegen im Viertelfinale aus. Beim 2:3 (11:9, 10:12, 6:11, 11:6, 7:11) gegen die Thailänder Wijittra Jaion und Yuttajak Glinbancheun wurde das Duo seiner Favoritenrolle nicht gerecht.
Vor Wetekams Medaille hatte Tanja Scholz weiter Probleme mit der niedrigen Wassertemperatur gehabt. "Der Start hat sich irre lang gezogen, dann kamen sofort wieder Spastiken durch, das war echt ärgerlich", sagte die 40-Jährige. So landete sie über 100 m in der Startklasse S5 auf Rang sechs, fünf Sekunden fehlten zur Medaille. Verena Schott spürte auch über 200 m Lagen ihren Trainingsrückstand nach sechswöchiger Krankheit, deshalb reichte es lediglich zu Platz sieben.
Nach der Vorrunde war für die Boccia-Spieler Boris Nicolai und Anita Raguwaran wie auch für das Badminton-Doppel Rick Cornell Hellmann und Thomas Wandschneider bereits Schluss. Auch die deutsche Rollstuhlrugby-Nationalmannschaft besitzt nach dem 47:54 (33:40) gegen Kanada kaum noch Chancen auf die K.o.-Runde. Die Rollstuhlbasketballerinnen kassierten zum Start eine Lehrstunde gegen Mitfavorit USA beim 44:73 (20:41).
Im einzigen Finale zum Leichtathletik-Auftakt im Stade de France mit deutscher Beteiligung lief Sprinterin Isabelle Foerder über die 100 m der Startklasse T35 in 16,36 Sekunden auf Rang acht, der 45-Jährigen fehlten mehr als zwei Sekunden zu einer Medaille. Im Wassersportstadion von Vaires-sur-Marne zogen der Ruder-Vierer um die zweimalige Olympia-Teilnehmerin Kathrin Marchand und der Zweier mit Jan Helmich und Hermine Krumbein locker in die Finals am Sonntag ein.