Nicht auffindbare Gelder in Millionenhöhe: Deutsche Reiter versinken komplett im Chaos

SID
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Die Affäre um die maroden Finanzen in der FN wird zum Krimi, die Staatsanwaltschaft ermittelt "im Umfeld". Derweil prangern Isabell Werth und Ludger Beerbaum den Verband nun auch öffentlich an.

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Kein Präsident, dafür eine Anzeige, ein laufendes Ermittlungsverfahren und nicht auffindbare Gelder in Millionenhöhe: Führungslos stolpert die Deutsche Reiterliche Vereinigung immer tiefer in die Bredouille.

Vieles, sagte Deutschlands Rekord-Olympionikin Isabell Werth der ARD, habe sich schleichend entwickelt: "Offenbar auch an den Aufsichtsgremien vorbei."

Die Staatsanwaltschaft Münster bestätigte der Sportschau Ermittlungen im Umfeld des Verbandes. Es gehe, so heißt es, um Geld, persönliche Eitelkeiten und Machtmissbrauch. Im Mittelpunkt der Kritik steht Soenke Lauterbach, seit 2009 Generalsekretär der FN.

Bei der Mitgliederversammlung im Juli wurde Lauterbach ebenso wie dem damaligen Präsidenten Hans-Joachim Erbel und Finanzkurator Gerhard Ziegler die Entlastung verweigert.

Zunächst hatte das Trio noch versucht, dem geschassten Finanzchef Rene Straten die Schuld für das Millionenloch in die Schuhe zu schieben, doch als das nicht funktionierte, kündigte Lauterbach seinen Rücktritt im September 2025 an.

Auf SID-Anfrage verweigerte er jede Stellungnahme: "Nein, ich werde mich nicht äußern."

Martin Richenhagen weiß, wo bei der FN die Leichen liegen

Nun ist es ja so, dass die FN nicht nur ihr Geld, sondern nach dem Rücktritt von Hajo Erbel auch einen neuen Präsidenten sucht. Und es gibt da einen, der als ehemaliger Manager eines weltweit operierenden US-Konzerns alle Voraussetzungen mitbringt, um den Sumpf in Warendorf trockenzulegen.

Das Problem: Der Kandidat Martin Richenhagen weiß, wo bei der FN die Leichen liegen, und er wird, das wissen Zucht- und Landesverbände, sich nicht scheuen, jede einzelne auszugraben.

Zwei der weltweit größten Namen im Reitsport sind vor allem in Sorge um den Nachwuchs, um die Amateure, die Hobbyreiter, die Basis.

"Gerade der Nachwuchsbereich braucht den Verband", sagt die achtmalige Olympiasiegerin Isabell Werth. Wenn es nicht die finanziellen Möglichkeiten gebe, "um letztlich auch junge Reiter auf die Schiene zu bringen, dann werden wir langfristig unsere Erfolgsbilanz sicher nicht mehr haben können".

Ludger Beerbaum, viermal mit Olympiagold dekoriert, forderte im Gespräch mit der ARD-Sportschau, es müsse "dringend mal die Decke hochgenommen und gelüftet und alles komplett hinterfragt werden".

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Wie aus dem Nichts zwei Gegenkandidaten

Aber das wird ja alles besser mit einem Präsidenten Martin Richenhagen. Oder doch nicht? Immerhin tauchten wie aus dem Nichts zwei Gegenkandidaten auf, der frühere NRW-Staatssekretär Heinrich Bottermann und Reiterhof-Besitzer Hans-Jürgen Meyer gehen mit Richenhagen in die Bütt.

Bei der ersten Kandidaten-Kür am vergangenen Dienstag in Warendorf hinterließen beide angeblich keinen überwältigenden Eindruck, Augenzeugen berichten, es habe in der Präsentation an Ideen gemangelt, wie die Misere im einst noblen Reiterverband denn in den Griff zu bekommen wäre.

Aber: Sollte Richenhagen am Ende als einziger Kandidat übrigbleiben, würde er bei der Wahl am 12. November 75 Prozent der Stimmen brauchen. Da ist es halt die Frage, wieviele Leichen im Verborgenen bleiben sollen.

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