"Das Nonplusultra in Europa"

Von SPOX
Frank Buschmann (l.) kommentiert bei Sport1 alle deutschen Spiele
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These: Frankreich wird erneut enttäuschen.

Philipp Dornhegge: Nicht unbedingt. Frankreich war 2009 bei der EM immerhin besser als zuvor und hat insgesamt nur ein Spiel verloren. Man muss sich mal vor Augen führen, wie bitter das Turnier gelaufen ist: In der Vorrunde gegen Deutschland und Russland gewonnen, in der Zwischenrunde Mazedonien, Kroatien und Griechenland geschlagen - nur um im Viertelfinale gegen Spanien spielen zu müssen. Bitterer geht's kaum. Das war schon ein starkes Turnier, bei dem man gesehen hat, wie gut Frankreich sein kann, wenn das Team an einem Strang zieht. Und das mir jetzt keiner den Fehler macht und sagt: 'Aber die WM 2010 war doch gar nichts!' Schon klar, da fehlte jedoch Tony Parker, und der ist und bleibt die zentrale Figur in der Offensive. Man sollte Frankreich aber auch mit Parker nicht zum Mitfavoriten machen. Dafür sind die Spieler zu sehr NBA-typisch. Frankreich fehlt die Wurfstärke, die zum Beispiel die Griechen oder viele Osteuropäer so auszeichnet. Das ist im Weltbasketball mit dem kleineren Feld, mehr Freiheiten bei der Zonenverteidigung und entsprechend weniger Raum für die Penetration unabdingbar, um ganz oben dabei zu sein. Dennoch: Das Viertelfinale traue ich Frankreich zu.

Haruka Gruber: Der springende Punkt bei den Franzosen ist die Athletik. So athletisch sie sind - dieser Style funktioniert in der NBA besser als im internationalen Basketball. Jedes europäische Topteam braucht gute Schützen - und die fehlen hingegen. Die Guards Parker, Nicolas Batum und Nando de Colo sind keine berühmten Schützen, und auch ein Shooting-Big-Man fehlt. Noah, Florent Pietrus, Kevin Seraphine, sie alle können nur am Brett punkten. Und Diaws Wurf fällt nur an Jubeltagen konstant. Entsprechend bitter ist Ronny Turiafs Ausfall. Er hat einen ordentlichen Wurf - und er bringt den nötigen Charakter und das Herz mit, um die Mannschaft mitzureißen. Frankreich hätte es nötig, denn talentiert waren sie schon immer, aber als Mannschaft hat es lange nicht mehr funktioniert. Die WM 2010 war nicht weniger als ein Desaster, und auch die EM 2009 verlief enttäuschend, egal was Philipp sagt. Denn: Alles vorher zu gewinnen, nur um im Viertelfinale gegen Spanien mit 20 Punkten zu verlieren, zeigt sehr gut, wie das Team tickt.

Florian Regelmann: Genau deswegen habe ich eine große Abneigung gegen Mannschaften, die auf dem Papier gut aussehen, die es jedoch drauf haben, auf den Punkt genau zu versagen. Und da sind nun mal die Franzosen die geborenen Loser. Parker hin oder her, nie im Leben werden die in einem engen Spiel die entscheidenden Dinger treffen. Bis auf de Colo haben sie sowieso wieder viel zu viele Super-Athleten, dafür keine Leute, die in der Crunchtime den Money-Dreier reinschießen. Zudem kommt, dass sie eine dreckige Auslosung erwischt haben. Ich sehe sie in der Gruppe B nur auf Rang vier, hinter Italien, Deutschland und Serbien. Meine Ansage: Die Franzosen kommen nicht mal ins Viertelfinale!

Frank Buschmann: Das Argument mit den fehlenden Distanzschützen ist richtig. Ich traue aber Batum und Diaw zu, auch von außen heiß zu laufen. Und den Punkt mit der Athletik sehe ich nicht so negativ: Diese französische Spielweise kann einen Gegner auch regelrecht erdrücken und in die Knie zwingen. Anders als der Rest habe ich ein gutes Gefühl bei Frankreich. In der Vergangenheit sind sie geflogen, gesprungen, geschraubt und haste nicht gesehen. Und scheiterten am fehlenden Teamplay. Seit EM-Bronze 2005 waren sie nicht mal in Reichweite eines Titels. Mein Gefühl sagt aber, dass es die alten Herren diesmal allen zeigen wollen und alles dem Ziel Olympia 2012 unterordnen. Ohne die Vorbereitung überbewerten zu wollen, doch was Frankreich beim Testturnier in London gezeigt hat, war beeindruckend. Noah tut am Brett extrem gut und ist genau der Spieler, den Diaw, Batum und Parker brauchen. Irgendwie bereiten mir die Franzosen blöde Bauchschmerzen, wenn es gegen Deutschland geht.

These 1: Deutschland hat den besten Frontcourt Europas.

These 2: Spanien ist EM-Gold nicht zu nehmen.

These 4: Die Shooting-Guard-Position wird für Deutschland verhängnisvoll.

These 5: Die EM entscheidet, ob Bauermann ein europäischer Top-Coach ist.

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