Der heute 84-Jährige kam in seiner Jugend erst über Umwege zum Basketball, legte dann aber eine äußerst erfolgreiche Karriere hin. Insgesamt lief er 73-mal für die deutsche Nationalmannschaft unter anderem bei drei Europameisterschaften auf. Er avancierte zum ersten deutschen Basketballer, der im Ausland spielte, gewann zwei deutsche Meisterschaften mit Alemannia Aachen und schließlich 1968 den Pokal mit dem FC Bayern Basketball.
Schon während seiner aktiven Laufbahn baute er sich eine zweite Karriere als Anwalt auf, später fungierte er als Spielertrainer und führte den FC Bayern Basketball in den 1980ern nach mehreren Abstiegen als Abteilungsleiter zurück ins deutsche Oberhaus. Die aktuelle Entwicklung des FCBB zur Spitzenadresse im europäischen Basketball verfolgt er entsprechend mit Begeisterung.
Vor Spiel 1 im Viertelfinale der EuroLeague-Playoffs zwischen dem FC Bayern Basketball und Armani Olimpia Mailand (ab 20.45 Uhr im LIVETICKER) spricht Schulz über Duelle mit Holger Geschwindner, erklärt, warum er einen Teamkollegen in einem Mordprozess verteidigen musste und wie sich der Basketball in den vergangenen 60 Jahren verändert hat.
Herr Schulz, wenn Sie heute die Spiele des FC Bayern verfolgen, erkennen Sie den Basketball überhaupt noch wieder im Vergleich zu Ihrer aktiven Zeit in den 1960ern?
Klaus Schulz: Nein, man kann das überhaupt nicht vergleichen. Heute ist der Basketball so athletisch, so schnell, so geschmeidig, selbst das Spiel von den großen Spielern. Wir hatten damals auch ein paar große Leute mit 2,07 oder 2,08 Metern, aber die waren steif und unbeweglich. Wenn ich mir heute dagegen Jalen Reynolds anschaue, wie er sich bewegt, wie schnell er ist ... sowas gab es früher nicht.
Wie sah der Basketball zu Ihrer Zeit aus?
Schulz: Damals war alles noch fein säuberlich getrennt. Es gab die Forwards, wie ich einer war, sie sollten werfen und zum Korb ziehen. Dann gab es die Hinterspieler, die Kleineren, die viel wendiger waren, ein wenig dribbeln konnten, aber immer passen mussten. Und dann waren da noch die Center, die ganz Langen, die eigentlich zu Nichts zu gebrauchen waren, außer unter dem Korb mal einen Ball abzugreifen und ihn reinzulegen. Die großen Spieler waren meistens ungelenk und keine richtigen Sportler. Das hat sich alles weiterentwickelt.
Was waren sie denn für ein Spielertyp?
Schulz: Ich hatte mit 1,93 Meter eine ordentliche Größe, aber ich habe viel zu spät mit Basketball angefangen, erst mit 17 oder 18 Jahren. Ich war Flügelspieler und konnte sehr schnell zum Korb ziehen. Das wussten die Gegner irgendwann und haben einen Meter Abstand gelassen. Ich konnte aber auch gut werfen, also habe ich dann von draußen geschossen. Und ich war ein guter Verteidiger, nur dribbeln konnte ich nicht. Was man heute beim Basketball sieht, die Drehungen, die Dribblings, das Hin und Her, das gab es bei uns nicht. Das konnte keiner. Basketball hat sich in eine andere Sportart entwickelt, aber in eine wunderschöne.
Ehemaliger FCBB-Star Schulz: "Ich lag im Koma"
Sie haben es angesprochen, Sie sind erst relativ spät zum Basketball gekommen. Ihre Sportlerkarriere begann eigentlich als Fußballer bei Alemannia Aachen. Hätte aus Ihnen auch ein Fußball-Star werden können?
Schulz: Der damalige Trainer der Alemannia, Hermann Lindemann, hielt große Stücke auf mich. Ich habe ein Jahr mit der ersten Mannschaft trainiert und war fest vorgesehen für das Team. Damals liefen für Aachen die Nationalspieler Jupp Derwall oder Michael Pfeiffer auf und in meiner Jugendmannschaft spielte Jupp Martinelli, der später fast 20 Jahre lang erste Mannschaft gespielt hat. Die Karriere als Fußballer war fest eingeplant, aber das ging dann nicht mehr.
Was ist passiert?
Schulz: Bei meinem letzten Jugendspiel habe ich eine Ecke weggeköpft - mein Gegenspieler wollte ebenfalls zum Ball, hat aber nur meinen Kopf erwischt. Ich hatte einen Bluterguss im Gehirn und lag im Koma. Das war scheußlich. Anschließend hat mir der Arzt gesagt, ich darf keinen Kontaktsport mehr betreiben. Aber er sagte auch, es gibt da diesen Basketball aus Amerika, da ist Kontakt verboten - was natürlich ein Witz war, damals wie heute. Ich hatte zuvor schon ein bisschen Basketball gespielt. Durch meine Länge war ich in die Schulmannschaft gekommen.
Hatten Sie denn überhaupt eine Leidenschaft für Basketball?
Schulz: Musste ich ja, denn ich durfte nichts Anderes mehr machen. (lacht) Ich hatte keine Alternative, Fußball war für mich verboten, außerdem war ich drei, vier Jahre draußen, da wäre ich eh nie wieder reingekommen. Aber Basketball hat mir auch schon in der Schule Spaß gemacht. Und ich war gut. Das ist wie bei einem kleinen Kind: Wenn man Erfolg hat und Körbe trifft, dann macht es Spaß.
Der Erfolg stellte sich bei Ihnen schnell ein.
Schulz: Ich bin zur Basketball-Mannschaft von Alemannia. Da ging alles sehr flott. Unser Hauptgegner war die Technische Hochschule in Aachen, mit denen haben wir uns heiße Kämpfe geliefert und sie immer geschlagen. Dabei waren wir quasi noch eine Schülermannschaft. Nachdem wir aufgestiegen sind, hat der Manager Eddy Verswijvel aus Belgien geholt, ein richtig guter Coach, und der hat John Loridon mitgebracht, damals einer der besten Center Europas. Dazu kam DDR-Nationalspieler Heiner Grüttner. Auf einmal gehörten wir zur Spitze in Westdeutschland. 1959 habe ich mein erstes Länderspiel absolviert, so fing alles an.