Auch ein kleines Lächeln konnte sich David Krämer nicht abringen, der späte Schock zeigte Wirkung. "Ich hätte viel lieber gewonnen", sagte der Mann des Abends, denn seine irre Rekordjagd auf dem Basketballfeld in Stockholm war letztlich ein Muster ohne Wert. Das Debüt des neuen Bundestrainers Alex Mumbru missglückte.
Auf der Anzeigetafel im Hovet stand nach 40 Minuten ein 73:72 (37:37), Gastgeber Schweden holte sich mit einem späten Run den Sieg im EM-Qualifikationsspiel. Es war die zweite Pleite aus drei Partien in der Vierergruppe D, Weltmeister Deutschland ist zur Halbzeit Letzter. Die ersten drei Mannschaften lösen das EM-Ticket, vor dem Rückspiel am Montag in Heidelberg ist Druck auf dem Kessel.
Krämer-Gala: Nur Nowitzki war besser
Dass Mumbrus Premiere schiefging, obwohl Krämer das Spiel seines Lebens zeigte, sagt eine Menge über die Teamleistung aus. 43 (!) Punkte machte der Profi vom spanischen Klub CB Canarias, nur Legende Dirk Nowitzki war im Nationaltrikot jemals besser (47). Er sei schon stolz, "Teil der DBB-Geschichte" zu sein, sagte der Goldmedaillengewinner von Manila, kaufen kann sich Krämer dafür aber eben nichts.
Mit schlechten Entscheidungen warf die vom Spanier Mumbru wegen des Fehlens der NBA- und EuroLeague-Spieler bunt zusammengewürfelte Mannschaft mit gleich sieben Debütanten in der Crunch Time den Sieg weg. 72:63 hieß es 1:47 Minuten vor Schluss, die Führung war eigentlich komfortabel, doch die letzten zehn Punkte machten die Schweden.
"Es sah gut aus für uns. Dann haben kleine Details das Spiel entschieden", sagte Mumbru: "Wir hatten zwei Würfe zum Sieg - so ist Basketball." Krämers Analyse klang ähnlich: "Wir hatten in den letzten zwei Minuten zu viele kleine Fehler."
Es war aber nicht alles schlecht. So überzeugte der eingebürgerte US-Amerikaner Dylan Osetkowski im ersten Länderspiel (17 Punkte, 9 Rebounds), die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes war insgesamt stark im Rebounding, besonders offensiv. Aber die Routiniers enttäuschten.
Mumbru: "Müssen uns körperlich und mental erholen"
Weltmeister Johannes Thiemann traf keinen Wurf aus dem Feld. Auch Rückkehrer Tibor Pleiß, nach mehr als acht Jahren Pause wieder dabei, gelang wenig. Das galt auch für Christian Sengfelder.
Nur elf von 42 Dreierversuchen des DBB-Teams landeten im Korb. In der Heimat gelangen Andreas Obst so viele Treffer ganz allein, der Weltmeister feierte am Freitag mit dem FC Bayern ein 100:78 (48:38) über den FC Barcelona und stellte einen Rekord für die meisten verwandelten Dreier in einem EuroLeague-Spiel auf.
Der Scharfschütze würde dem Nationalteam gut zu Gesicht stehen, Mumbru hatte ihn für das Länderspielfenster nominiert. Bleibt die Frage, ob Obst kommen wird. Durch die schwierige Ausgangslage ist das wahrscheinlicher geworden.
"Wir müssen uns körperlich und mental erholen", sagte Mumbru bei MagentaSport, "denn es ist hart, mit einem Punkt zu verlieren." Auch seinem Vorgänger Gordon Herbert, jetzt Bayern-Trainer, war beim Amtsantritt ein Fehlstart unterlaufen. Wie die Geschichte weiterging, ist bekannt. Aber es muss am Montag ein Sieg her, sonst könnte es mit der Teilnahme an der EuroBasket tatsächlich eng werden.