Einst unter besonderer Aufmerksamkeit aus der NBA und von den Los Angeles Lakers nach Bamberg gewechselt ist Harris vom Youngster zu einem reifen Schlüsselspieler herangewachsen. Der Power Forward hat drei Meisterschaften gewinnen können, während seiner Zeit im Norden Bayerns aber auch Schattenzeiten erleben müssen.
Neben langfristigen Verletzungen waren gerade die vergangenen Monate turbulent. Brose trennte sich im Januar von Head Coach Ainars Bagatskis und beförderte Federico Perego, der schon seit 2014 Teil des Bamberger Staffs ist.
Seitdem hat die Mannschaft aus Freak City merklich an Stabilität gewonnen. Nicht nur das Weiterkommen in der Champions League wurde gesichert, sondern auch der nationale Pokal in die Luft gestemmt. Perego hat in seinen Plänen genaue Vorstellungen, wie er Harris in der Offensive in Szene setzen will. DAZN und SPOX nehmen den 29-Jährigen unter die Taktik-Lupe.
Elias Harris: Ein wandelndes Mismatch
Mit oder ohne Ball in den Händen, Harris hat in nahezu jedem Play der Bamberger seine Finger im Spiel. Am liebsten ist es ihm, wenn er sich auf Freiwurfhöhe in der Mitteldistanz positionieren kann. Hier kommen gleich mehrere seiner Fähigkeiten zum Tragen.
Harris' Wurf aus dieser Entfernung ist enorm sicher. Das zwingt Verteidiger dazu, näher an ihn heranzutreten. Doch hat er im Vergleich zu anderen Spielern auf der Power-Forward-Position athletische Vorteile und kann den Gegner auch dann bestrafen, wenn er versucht, seinen Wurf komplett wegzunehmen. In seinen Zeiten in den USA wurde der 2,03 Meter große Athlet noch auf der Small-Forward-Position eingesetzt.
So ist Harris für viele direkte Gegenspieler im Eins-gegen-Eins sehr schwer zu verteidigen. Doch sind ihm nicht nur diese Duelle recht. Harris nutzt auch gerne das Pick and Roll oder Pick-and-Pop-Plays, um seine flexiblen Abschlussmöglichkeiten gegen kleinere und schwächere Gegner zu nutzen. Geht er in den Post, so sind Gegner meist zum Aushelfen gezwungen.
Coach Perego versucht Harris jedoch besonders gerne über das Box Play einzusetzen, bei dem Harris aus der Zone unter dem Korb den Block gestellt bekommt und auf die freie Seite wechselt. Hier bekommt er den Ball und dreht sich sofort auf. Dann ist das bärenstarke Face-Up-Game des 29-Jährigen kaum zu verteidigen.
Harris hilft Bamberg auch ohne Ball in der Hand
Doch neben seinen Scoring-Fähigkeiten ist Harris auch als Passgeber tief in die Pläne Peregos verstrickt. So nutzt er den sich öffnenden Raum nach Pick-and-Pop-Plays, um seine Spieler mit gut getimten Pässen in der Zone anzuspielen.
Harris braucht dabei nicht lange, um den Ball aus seinen Händen loszuwerden. Er versteht es hervorragend, welche Räume durch die Bewegungen der Mitspieler aufgehen und wo der Ball hingespielt werden muss. So trägt Harris stark zum fluiden Spiel der Bamberger bei.
Der uneigennützige Stil ist jedoch nicht ausschließlich bei Pässen zu beobachten. Harris braucht den Ball nicht in seinen Händen, um gehörigen Einfluss auf das Spiel der Bamberger zu nehmen. Seine Physis setzt er nämlich auch gerne bei Off-Ball-Screens ein und weiß genau, wie er die Grenzen des Erlaubten ausschöpfen kann.
Champions League? "Da laufen keine Blinden rum"
Neben seiner effizienten Offense spielt Harris außerdem auch in der Defense solide. Er mag kein Überathlet sein, doch überzeugt er mit starkem Stellungsspiel und kann nach kluger Positionierung in der Pick-and-Roll-Verteidigung auch kurzzeitig zwei Spieler in Schach halten.
Harris ist ein ausgezeichneter Help-Side-Verteidiger und scannt das Spielfeld beinahe zu jeder Zeit. Dies stellt gerade für seine Mitspieler enorme Hilfe dar. Selbiges zählt für sein Verhalten nach Ballgewinn.
Nach einem defensiven Rebound oder einer Balleroberung nimmt Harris ordentliches Tempo auf und behält dabei sein sicheres Dribbling bei. Erkennt er stattdessen einen Passweg, so weiß er diesen schnell zu nutzen. Harris übernimmt in Bamberg nicht die Rolle eines herausstechenden Stars. Er überzeugt, weil er viele kleine Dinge gut macht, die nicht in den Statistiken auftauchen.
Im Interview mit SPOX predigte Harris im September, dass die Bamberger in der Champions League niemanden unterschätzen dürfen: "Da laufen keine Blinden rum." Genau mit dieser Einstellung ist der ehemalige Teamkollege von Kobe Bryant bislang in diesem Wettbewerb zu beobachten gewesen. Und mit dieser Einstellung wird Harris Bamberg auch weiterhin dabei helfen, eine große Rolle darin zu spielen.